Trotzdem scheint mir bei der Abgabe solcher Substanzen Vorsicht und Zurückhaltung geboten. Schliesslich gibt man einem Kind, das täglich Medikamente schluckt, eine Botschaft mit: Man vermittelt ihm, dass es normal ist, Medikamente zu schlucken. Es ist Alltag, es ist gesund und tut gut.
Eine Denkweise, die späteren Drogengebrauch zumindest nicht erschwert. Und wenn das Kind dann gross und stark ist, wird es sich ans Wundermedikament erinnern, das ihm schon einmal geholfen hat. Es wird glauben, dass es die Prüfungen an der Hochschule nicht ohne Doping bewältigen kann. Und noch später, wenn es als Börsenhändler hellwach sein muss, wird es sich wieder dopen, um nicht müde zu werden: Mit Kokain.
Tönt jetzt ein bisschen zugespitzt, ich weiss. Aber denken Sie mal darüber nach, in wie vielen Bereichen unserer Gesellschaft Doping schon Einzug gehalten hat …
Es liegt im Trend und wir werden es nicht stoppen können....
Dass unsere Gesellschaft immer mehr Substanzen zur besseren Lebensbewältung zu sich nehmen wird, ist eine unwiederrufliche Tatsache. Ob etwas übertönt oder verstärkt, beruhigt oder aufputscht, ist dabei egal. Der Opa nimmt Viagra, die Oma Biovital, die Mutter Antidepressiva, einfach nur zum besser Schlafen und der Sohn nimmt Ritalin oder, wenn er älter wird, Kokain. Nur die Tochter, die nimmt, was ihre Mutter schon nahm - Kontrazeptiva (die Pille). Einfach, damit sie nicht mit dem Kondom rumhantieren muss. Mach wir uns nichts vor. Wir nehmen, was wir brauchen. Was für den Spitzensport schon lange gilt, zieht nun auch ins Privatleben ein.
Drogen einzunehmen ist modern und im Zeitgeist.
Nun sollten wir uns darum kümmern, dass die Drogen nicht oder nur berechenbar ungesund sind und dass wir nebst den werbetollen Versprechungen auch die Nebenwirkungen lauthals und eingehend verkünden.
Ich jedenfalls bin auch besorgt.