Dr. Silke Schmitt Oggier - Med.Leiterin von sante24
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5 Fragen an Dr. Silke Schmitt Oggier - Hitze!

Am Telefon bei sante24 ist Herr Zuberbühler, der erzählt, dass seine ganze Mehrgenerationen-Familie unter der andauernden Hitze leidet. Bei ihm wohnen vom 6-monatigen Töchterlein über ältere Geschwister bis zu den 70- und 75-jährigen Grosseltern alle unter einem Dach..


.. und haben unterschiedliche Probleme mit den anhaltend hohen Temperaturen. Deshalb möchte er ganz grundsätzlich wissen, auf was man bei Hitze alles aufpassen muss und welche Tipps es für welche Altersstufe gibt.

Was ist denn eigentlich die wirkliche gesundheitliche Gefahr von heissen Sommer-Temperaturen?

Die Hauptgefahr besteht in der Austrocknung des Körpers, weil man durchs Schwitzen viel Flüssigkeit verliert. Füllt man diesen Verlust nicht stetig auf, kann sich das feine Gleichgewicht von Mineralien und vor allem auch Salz im Blut verändern, das es braucht, damit alle Organe richtig funktionieren können. Vor allem Herz und Hirn sind auf solche Schwankungen sehr anfällig. Zusätzlich kann das Blut im Körper durch den Flüssigkeitsverlust dicker werden und dadurch Verstopfungen in den kleineren Blutgefässen, wie z.B. einen Herzinfarkt oder Hirnschlag verursachen.

Sind alle Menschen gleich gefährdet?

Im Prinzip schon. Als gesunder Mensch kann man sich normalerweise auf sein Durstgefühl verlassen. Bei Säuglingen und älteren Menschen ist das allerdings viel schwieriger. Säuglinge und kleine Kinder trocknen schneller aus als Erwachsene, da sie eine im Vergleich grössere Körperoberfläche haben. Zudem können sie sich nicht selbst etwas zu trinken holen. Deshalb muss man als Eltern oder Betreuungsperson immer darauf achten, Säuglingen zusätzlich zum Stillen oder zum Schoppen Wasser oder ungesüssten Tee anzubieten. Bei älteren Menschen kann das fehlende Durstgefühl zum Verhängnis werden, vor allem auch, wenn die Hitze mehrere Tage anhält. Ältere Menschen müssen deshalb auch regelmässig zum Trinken angehalten werden bzw. sich einen Krug mit Flüssigkeit auf den Tisch stellen, um sich ans Trinken zu erinnern. Menschen, die an chronischen Krankheiten leiden oder regelmässig Medikamente z.B. fürs Herz, für den Blutdruck, den Blutzucker oder wegen neurologischer Krankheiten einnehmen müssen, sollten sich bezüglich Verhaltens- oder Medikamentenanpassungen bei Hitze von ihrem Hausarzt instruieren lassen.

Was soll man trinken, welche Temperatur sollen die Getränke haben und was soll man essen?

Am besten sind Wasser und ungesüsste Tees. Lauwarme Getränke haben den Vorteil, dass der Körper keine Gegenregulation vornehmen muss. Wer allerdings kalte Getränke gewöhnt ist, kann ruhig auch Kaltes zu sich nehmen. Zwischendurch sind auch leicht salzige Flüssigkeiten wie kalte Suppen oder Elektrolytlösungen, wie Sportler sie kennen, gut, um den Salzverlust auszugleichen. Kalorien zu sich zu nehmen ist meist nicht vordringlich. Es empfehlen sich leichte, eher kühle Speisen, damit Magen und Darm nicht auch noch Schwerstarbeit leisten müssen. Alkohol sollte man bei heissen Temperaturen möglichst meiden, weil der zusätzlich entwässernde Wirkung hat.

Was sind denn Warnzeichen bei Hitze, auf die man reagieren muss?

Wenn die Hitze bzw. der Flüssigkeitsverlust zu gross wird, entwickelt der Körper Fieber und einen sehr schnellen Herzschlag, was beides den Kreislauf belastet. Wenn dann die Schleimhäute z.B. im Mund und an der Zunge trocken erscheinen und der Urin dunkelgelb oder braun aussieht, sind das absolute Warnzeichen. Meist kommt es dann auch zu Kopfweh und zunehmender Lethargie. Diese Zeichen sind zwar nicht nur für Hitzeschäden spezifisch, sollten aber an heissen Tagen immer an eine gefährliche Austrocknung denken lassen. Eine andere Gefahr ist die direkte Sonneneinstrahlung auf den Kopf, die zum sogenannten «Sonnenstich» führen kann. Dies kommt nicht selten bei Luftmatratzenbesitzern oder überhaupt bei Wasserspielen vor, bei denen zwar der Körper im Wasser gekühlt, der Kopf aber oft unbemerkt lange der Sonne ausgesetzt wird. Dann dominieren meistens Kopfweh, Unwohlsein, Schwindel und zunehmende Schläfrigkeit. Auch dieser Zustand kann eine Notfallkonsultation erforderlich machen. Auch deshalb sollte man vor allem zwischen 11-16 Uhr drinnen bleiben oder kühle, schattige Orte z.B. im Wald aufsuchen. Der Einsatz von Sonnencreme und Sonnenbrille sollten auch ausserhalb dieser Zeiten selbstverständlich sein.

Wie übersteht man tropische Nächte am besten?

Das Schlafzimmer möglichst nachts oder am frühen Morgen durchlüften lassen und nach dem Lüften Fenster und Storen schliessen bis in die späten Abendstunden. Am Körper sollte man am besten etwas leichtes aus Naturfasern tragen, das den Schweiss aufsaugen kann (bei Babies z.B. einen leichten Baumwoll-Body). Beim Nacktschlafen läuft man durch den Schweiss auf der Haut z.B. am Rücken oder am Nacken Gefahr, sich durch einen Luftzug zu erkälten und einen Hexenschuss oder eine Genickstarre zu erleiden. Deshalb sollte auch ein dünnes Bettlaken zum Zudecken parat liegen. Kann man trotzdem nicht einschlafen, kann es helfen, sich ein wenig mit nicht zu kaltem Wasser zu besprühen, um das unangenehme Hitzegefühl für den Moment des Einschlafens zu reduzieren.

Dr. med. Silke Schmitt Oggier ist die Medizinische Leiterin von sante24. Die telefonische Gesundheitsberatung sante24 ist eine zentrale Dienstleistung von SWICA, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Die Fachkräfte von sante24 vereinbaren bei Bedarf einen Arzttermin und schaffen so die Grundlage für eine koordinierte und zielgerichtete Behandlung – von der ersten Beratung bis zum Therapieabschluss.

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