Dr. Silke Schmitt Oggier - Med.Leiterin sante24
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5 Fragen an Dr. Silke Schmitt Oggier - Adventskerze mit Händchen gelöscht - ein Notfall?

Frühabend des ersten Advents, in manchen Stuben brennt das erste Advents-Kerzlein. Bei Familie Huber brennt es allerdings nicht mehr, der knapp dreijährige Sohn hat es soeben mit der Handfläche gelöscht. Seine Mutter ruft sehr aufgeregt bei sante24 an:


«Linus schreit noch immer wie am Spiess, seine Hand ist innen in der Handfläche ganz rot. Was machen wir jetzt? Soll ich ein Cold-Pack aus der Gefriertruhe darauf tun, um es zu kühlen, ich habe mal gehört, dass man das tun soll?» Die santé24-Gesundheitsberaterin kann Tabea Huber relativ schnell etwas beruhigen, ihr die korrekten Kühltipps geben und die weiteren Schritte erklären.

 

Warum kühlen als Erste Hilfe-Massnahmen bei Verbrennungen?
Wenn möglich sollten Verbrennungen sofort gekühlt werden um ein sogenanntes «Nachbrennen» zu verhindern. Wenn man nicht kühlt, kann das umliegende, noch intakte Gewebe – auch nachdem der Brandherd entfernt wurde – durch die entstandene Hitze geschädigt werden. Ausserdem werden die Schmerzen durchs Kühlen etwas gelindert.

Mit was kühlt man am besten?
Wichtig ist, mit nicht zu kalten Flüssigkeiten oder Gegenständen zu kühlen, da durch grosse Kälte und einen dadurch stark verminderten Blutfluss in dem verbrannten Areal auch weitere Schäden gesetzt werden können. Empfohlen wird deshalb normales Leitungswasser, auf keinen Fall Eiswürfel oder Cold-Packs aus der Gefriertruhe. Bewährt hat sich die 20/ 20/20 Regel – maximal 20% der betroffenen Körperoberfläche, mit 20°C warmem Wasser maximal 20 min kühlen. Nach mehr als 20 Min ist eine Kühlung nicht mehr sinnvoll. Nasse, kalte Kleider müssen danach entfernt und das Kind warm und trocken eingepackt werden.

Wie berechnet man die Körperoberfläche bei Kindern?
Ganz grob geschätzt macht die gesamte Handinnenfläche des betroffenen Kindes inkl. Finger ca. 1% der Körperoberfläche aus. So zählt der Arm eines Kindes ca. 9 Prozent, jedes Bein 14-16 Prozent, der Kopf 14-18 Prozent (bei Säuglingen 18 Prozent, bei grösseren Kinder 14 Prozent) und Rumpf und Rücken jeweils 18 Prozent.

Mit welchen Brandwunden muss man mit Kindern nicht sofort zum Arzt oder ins Spital?
Brandwunden, die rot aussehen, aber keine Blasen bilden, weniger als 1 Prozent der Körperoberfläche ausmachen, schmerzhaft sind und nicht an Kopf, Genitale, Gelenken, Handinnenfläche oder Fusssohle liegen, können unter täglicher Beobachtung mit Panthenol-Salbe bis zur Wundabheilung behandelt werden. Alle anderen Brandwunden, fehlende Schmerzen und/oder ein fehlender Impfschutz gegen Wundstarrkrampf machen eine ärztliche Konsultation notwendig. Bei einer Ausdehnung von mehr als 8 Prozent der Körperoberfläche oder bei höhergradigen Verbrennungen z.B. mit grossen Blasen oder weissem Wundgrund ist eine sofortige Beurteilung und evtl. Therapie in einem Kinderspital notwendig.

Was ist nach dem Kühlen noch wichtig für die Fahrt zum Arzt?
Nach dem Kühlen ist das wichtigste, die Hautstellen möglichst mit einem sauberen Abdecktuch aus Baumwolle oder Gaze zu bedecken und schmerzlindernde Medikamente zu geben. Kinder sollten immer mit mindestens zwei Personen transportiert werden, damit eine Person sich ganz ums Kind kümmern und evtl. auch Verschlechterungen sofort erkennen und darauf reagieren kann.

Tabea Huber und ihre gerade anwesende Mutter fuhren noch am Sonntagabend sofort ins nächstgelegene Kindespital, wo die Brandwunde, auf der sich inzwischen eine kleine Blase gebildet hatte, professionell beurteilt und versorgt worden ist. Aufgrund der kleinen Grösse der Verbrennung konnte Linus nach der ersten Wundbehandlung wieder mit nach Hause fahren. Die weitere Behandlung und Beobachtung übernimmt der Kinderarzt in Absprache mit dem Verbrennungs-Team, da die Brandwunde und die Narbenbildung wegen ihrer Lage in der Handinnenfläche gut beobachtet werden muss, damit Linus keine Einschränkung im Gebrauch seiner Hand bekommt.

 

Dr. med. Silke Schmitt Oggier ist die Medizinische Leiterin von sante24 und selber Fachärztin für Kinder und Jugendliche. Die telefonische Gesundheitsberatung sante24 ist eine zentrale Dienstleistung von SWICA, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Die Fachkräfte von sante24 vereinbaren bei Bedarf einen Arzttermin und schaffen so die Grundlage für eine koordinierte und zielgerichtete Behandlung – von der ersten Beratung bis zum Therapieabschluss. Mit der medizinischen App BENECURA können SWICA-Versicherte ausserdem bei Krankheitssymptomen einen digitalen SymptomCheck machen und erhalten Empfehlungen fürs weitere Vorgehen. Bei einem anschliessenden Telefonat mit sante24 entscheidet der Kunde im Einzelfall selber, ob er die im SymptomCheck gemachten Angaben sante24 freigeben möchte.

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