Annina Zuberbühler ruft sante24aus den Badeferien in der Türkei an. Eine ihrer beiden Töchter (9 Jahre) klagt über Ohrenschmerzen. Die Symptome scheinen anders, als sie das von früheren Mittelohrentzündungen kennt. Sie möchte gerne einen Rat, wie schnell sie handeln muss, ..
..da der Rückflug in zwei Tagen geplant ist und sie natürlich am Ferienort keine Ärzte kennt und auch wegen der Verständigung Bedenken hat. Nach Schilderung der Symptome empfiehlt die sante24-Mitarbeiterin Annina Zuberbühler doch einen Arztbesuch, um – vor allem wegen des nahenden Rückflugs – herauszufinden, ob es sich um eine sogenannte «Badeotitis» oder um eine Mittelohrenentzündung handelt. In diesem Fall müsste sie den Rückflug vielleicht verschieben.
Was ist der Unterschied zwischen einer «Badeotitis» und einer Mittelohrenentzündung?
Badeotitis ist der umgangssprachliche Ausdruck für eine Entzündung des äusseren Gehörgangs, also dem Gang zwischen der Ohrmuschel und dem Trommelfell. Der Ohrenteil hinter dem Trommelfell, das sogenannte Mittelohr, ist nicht mitbetroffen. Oft kommt es nach ausgiebigem Baden zu dieser Gehörgangentzündung, wenn der Gehörgang über längere Zeit viel mit Wasser aus dem Pool, dem Meer oder einem anderen Gewässer benetzt ist. Gefährlich ist auch das Manipulieren im Gehörgang, sei es mit dem Finger oder mit Ohrenstäbchen. Durch kleinste Verletzungen kann es noch leichter zu einer Entzündung kommen. Auch Menschen mit Hautproblemen wie Neurodermitis haben ein höheres Risiko für eine Badeotitis, weil ihre Hautbarriere auch im Gehörgang nicht ganz intakt und somit für Erreger leichter zu durchdringen ist.
Was sind die Symptome?
Beiden Krankheiten gemeinsam ist Ohrenweh. Bei der Mittelohrenentzündung ist jedoch meistens noch eine allgemeine Erkältung oder zumindest Schnupfen dabei und es entwickelt sich im Verlauf meistens auch Fieber. Beim Untersuch sieht die Ärztin ein gerötetes, oft auch vorgewölbtes Trommelfell, hinter dem man nicht selten einen Erguss erkennen kann. In der Regel tut es weh, wenn man gegen den Knochenfortsatz im Kieferwinkel gleich unterhalb des Ohrläppchens drückt. Bei der Badeotitis dagegen ist durch die Entzündung der Haut des äusseren Gehörgangs vor allem das Manipulieren im Gehörgang höchst schmerzhaft. Manchmal ist schon dadurch die Ohrinspektion erschwert. Trotzdem ist diese Entzündung für einen Arzt schnell zu erkennen. Fieber ist selten und der Allgemeinzustand in der Regel nicht beeinträchtigt. Das Gehör erscheint oft in Mitleidenschaft gezogen, wodurch man alles nur sehr dumpf wahrnimmt, was aber meist daran liegt, dass das Wasser, in dem man so eifrig gebadet hat, gar nicht mehr aus dem Gehörgang gebracht werden kann, weil ja jede Manipulation dort sehr weh tut.
Wie bekommt man diese Ohrenentzündungen?
Mittelohrentzündungen werden in der Regel von den banalen Erkältungsviren verursacht. Je kleiner die Verbindung zwischen Nase und Ohren ist, die das Mittelohr belüftet und gesund hält, desto leichter kann diese bei einer Erkältung zuschwellen und eine Mittelohrentzündung auslösen. Kleine Kinder sind deshalb sehr anfällig für Mittelohrenentzündungen. Bei der Badotitis gibt es wohl einen Zusammenhang zwischen kleinsten Verletzungen der Haut im Gehörgang, z.B. durchs Putzen der Ohren mit Ohrenstäbchen, durchs Manipulieren mit dem Finger oder vorbestehenden Hauterkrankungen und Erregern, die schon vorher auf der Haut waren oder durchs Wasser auf die verletzte oder aufgeweichte Haut kommen und eine Entzündung auslösen.
Wie behandelt man eine Badeotitis?
Die Badeotitis oder Entzündung des äusseren Gehörgangs kann in der Regel lokal mit Antibiotika-Tröpfchen behandelt werden. Zum Teil werden die Tröpfchen nicht einfach in den Gehörgang geträufelt, sondern auf ein Stückchen schmalen Gazestreifen, der dann von der Ärztin im Gehörgang platziert wird. Dieser muss regelmäsig gewechselt werden. Zusätzlich können bei Bedarf Schmerzmittel hilfreich sein. Bei der Mittelohrenentzündung versucht man heutzutage erst einmal eine Therapie mit abschwellenden und scherzlindernden Medikamenten und Nasenspray. Nützt dies nichts, muss die Mittelohrentzündung mit Antibiotika-Saft oder -Tabletten zum Einnehmen behandelt werden.
Was hat das Ohrenweh mit dem Rückflug zu tun?
Während des Fliegens herrschen in der Passagierkabine meist Druckverhältnisse wie in den Bergen auf ca. 2400 Metern über Meer. Für den Druckausgleich im Mittelohr ist die offene Verbindung zwischen Mittelohr und Nase, die bei einer Mittelohrentzündung meist zugeschwollen ist, wichtig. Passiert dies, kann kein Druckausgleich stattfinden, was sehr schmerzhaft ist und zu einem Platzen des Trommelfells oder einer Blutung im Ohr führen kann. Eine Mittelohrentzündung ist deshalb eine Kontraindikation für jeden Flug. Da die Badeotitis dagegen nur den äusseren Gehörgang betrifft, sollte der Druckausgleich ohne Probleme funktionieren.
Über die SWICA-Auslandsabteilung kann die sante24-Mitarbeiterin Annina Zuberbühler in der Nähe ihres Ferienorts eine Notfallstation mit englischsprachigen Ärzten vermitteln, zu der die Familie noch am selben Tag geht. Am nächsten Tag berichtet Annina Zuberbühler der sante24-Mitarbeiterin erleichtert, dass das Trommelfell ihrer Tochter tatsächlich in Ordnung war und nur der äussere Gehörgang entzündet ist. Für die Badeotitis hat sie lokale Antibiotikatröpfchen und ein Schmerzmittel bekommen und für den letzten Tag der Ferien Schwimmverbot. Glücklicherweise muss der Rückflug der Familie aber nicht verschoben werden.
Dr. med. Silke Schmitt Oggier ist die Medizinische Leiterin von sante24. Die telefonische Gesundheitsberatung sante24 ist eine zentrale Dienstleistung von SWICA, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Die Fachkräfte von sante24 vereinbaren bei Bedarf einen Arzttermin und schaffen so die Grundlage für eine koordinierte und zielgerichtete Behandlung – von der ersten Beratung bis zum Therapieabschluss.
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