Dr. Silke Schmitt Oggier - Med. Leiterin sante24
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5 Fragen an Dr. Silke Schmitt Oggier - Bergwanderferien mit Kindern - wie hoch dürfen wir gehen?

In den Herbstferien möchten wir mit unseren drei Kindern (7, 9 und 12 Jahre alt) eine Bergwoche mit Übernachtungen in der Hütte machen. Gibt es ein Höhenlimit, das wir nicht überschreiten sollten?


Unsere Kinder waren auch schon mit uns in den Bergen unterwegs, aber noch nie mit Übernachtungen, wir freuen uns sehr auf dieses Abenteuer… schildert Miriam Seeliger ihr Anliegen. Die Gesundheitsberaterin am santé24-Telefon stellt ein paar Fragen zum allgemeinen Gesundheitszustand der Kinder und zum Impfstatus und kann der Familie Seeliger dann konkrete Tipps geben, auf was sie bei ihrem Bergurlaub achten können.

 

Gelten für Kinder beim Übernachten in den Bergen andere Regeln?
Nach dem Säuglingsalter gelten für gesunde Kinder dieselben Regeln wie für Erwachsene. Ab 2500 Meter sollte man pro Nacht nicht höher steigen als 300 – 500 Meter. Ausschlaggebend ist die Schlafhöhe, nicht die Höhe, in der man sich am Tag aufhält. Am Tag kann man vorübergehend auch mal darüber gehen. Spätestens alle drei Tage oder entsprechend alle 1000 Höhenmeter, sollte man einen ganzen Tag Ruhepause einlegen, damit der Körper sich wieder gut regenerieren und an den Aufenthalt in der Höhe gewöhnen kann.

Auf was für Krankheitssymptome muss man in der Höhe bei Kindern achten?
Die Symptome der Höhenkrankheit sind bei älteren Kindern und Erwachsenen gleich. Sie können vier bis 48 Stunden nach dem Aufstieg über 2500 Meter beginnen: Kopfschmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Schwindel und Schlafstörungen, also ein generelles Unwohlsein, das von Erwachsenen auch als «Kater»-ähnlich beschrieben wird. Da kleinere Kinder bis ca. acht Jahre die typischen Symptome meist nicht so klar schildern können, gilt dort jede nicht anders erklärbare Verhaltensauffälligkeit als mögliches Zeichen einer Höhenkrankheit und verlangt einen sofortigen Abstieg. Am besten wählt man also die Route so, dass dies jederzeit möglich ist.

Wie sollte die Ausrüstung beschaffen sein?
Besonders wichtig sind das Schuhwerk und mehrere, möglichst schweissaufsaugende, windfeste Kleiderschichten, die bei Bedarf öfter gewechselt werden können, damit die Kinder nicht auskühlen. Schuhe sollten möglichst leichte Berg- oder Trekkingschuhe sein und über den Knöchel gehen, da man damit einen besseren Halt hat. Bergschuhe müssen vor allem beim Bergablaufen gross genug sein, aber trotzdem fest am Fuss sitzen. Zehennägel sollten zwar nicht zu kurz geschnitten sein, aber auch nicht über die Zehen hinausragen, damit sie nicht am Schuh anstossen und den Nagel oder das Nagelbett beschädigen. Manchmal bewährt es sich, zwei Paar leichtere Baumwoll-Socken übereinander anzuziehen, um Blasen zu vermeiden. Mütze und Handschuhe sind in der Höhe auch schnell einmal wichtig und auch eine Sonnenbrille, auch wenn es kein strahlender Hochsommertag ist.

Sollten wir Notfallmedikamente mitnehmen?
Medikamente für leichte Erkältungssymptome wie Halsweh, Schnupfen und leichten Husten können sicher nicht schaden. Nasenspray hilft gegen eine verstopfte Nase und ist auch gut für die Belüftung des Innenohrs und zum Druckausgleich. Auch Verbandsmaterial für kleinere Wunden und ein kühlendes, antiallergisches Gel für Insektenstiche, eine Gräserallergie oder einen leichten Sonnenbrand ist sinnvoll. Ebenso Blasen- und Druckstellenpflaster. Durchfallmittel und Elektrolytlösungen können sinnvoll sein, um Flüssigkeits- und Elektrolytverlusten entgegenwirken zu können. Medikamente gegen Übelkeit oder Erbrechen kann man als Hilfe für den Abstieg mitnehmen, nicht aber als Therapieversuch in der Höhe. Bei Schmerz- und Fiebermedikamenten ist Vorsicht geboten. Zum einen ist das Gebirge für ein Kind mit Fieber nicht der ideale Aufenthaltsort, da die Höhe den Kreislauf schon genug anstrengt, zum andern sollte man Anzeichen wie Kopfschmerzen oder Krankheitsgefühl so oder so ernst nehmen.

Wie sollte die Ernährung aussehen?
Der Start in den Tag mit einem guten, stressfreien Frühstück ist ein wichtiger Energielieferant. Das wichtigste auf der Wanderung ist nicht Nahrung, sondern Flüssigkeit. Wer zu wenig trinkt, fühlt sich schlapp und ist unmotiviert. Kinder können schnell einmal die Lust verlieren. Zudem merkt man in den Bergen oft nicht, dass man Durst hat, weil die Temperaturen angenehm sind oder der Wind geht. Am besten ist es, wenn man alle 15 bis 30 Minuten etwas trinkt und nicht alles auf einmal. Es ist ratsam, immer genügend stilles Wasser mitzunehmen und sich im Vorfeld zu erkundigen, wo die Wasserflaschen nachgefüllt werden können. Mögen die Kinder Wasser nicht so gern, eignen sich Tees, Saftschorle oder isotonische Durstlöscher. Nicht zu empfehlen sind Eistees oder Limonaden, weil sie wegen ihres hohen Zuckergehalts noch mehr Durst machen. Zum Essen sind für Tagestouren Nüsse, Äpfel, Bananen, Müesliregel und saftig belegte (Vollkorn)Brote ideal. Ein paar Süßigkeiten als Belohnung sind natürlich erlaubt. Der Appetit nimmt in der Höhe eher ab, der Kalorienverbrauch aber zu. Auch deshalb ist es wichtig, dass der Proviant schmeckt. Ein kohlenhydrathaltiges Abendessen rundet den Tag im Gebirge ab und füllt die Speicher für den nächsten Tag.

Mit all diesen Tipps versorgt machen sich Miriam Seeliger und ihr Mann an die Detailplanung und haben ein gutes Gefühl für ihr «Abenteuer Bergwanderwoche».

 

Dr. med. Silke Schmitt Oggier ist die Medizinische Leiterin von santé24 und selber Fachärztin für Kinder und Jugendliche. Die telemedizinische Beratung ist eine zentrale Dienstleistung von santé24, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Eine Praxisbewilligung für Telemedizin ermöglicht es den Ärzten von santé24 zudem, bei telemedizinisch geeigneten Krankheitsbildern weiterführende ärztliche Leistungen zu erbringen. Mit der medizinischen App BENECURA können SWICA-Versicherte ausserdem bei Krankheitssymptomen einen digitalen SymptomCheck machen und erhalten Empfehlungen fürs weitere Vorgehen. Bei einem anschliessenden Telefonat mit santé24 entscheidet der Kunde im Einzelfall selber, ob er die im SymptomCheck gemachten Angaben santé24 freigeben möchte.

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