Dr. Silke Schmitt Oggier - Med.Leiterin von sante24
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5 Fragen an Dr. Silke Schmitt Oggier - Grippe weg, der Husten bleibt

Remo Zürcher, 35, ist am sante24-Telefon etwas ungehalten: «Vor etwa drei Wochen hatte ich die Grippe mit Fieber, Gliederschmerzen, Schnupfen und schrecklichem Husten. Es ging mir richtig schlecht, fast zwei Wochen lang. Jetzt bin ich wieder gesund, bis auf den mühsamen Husten.


Dafür habe ich wohl nie das richtige Medikament erhalten. Ich möchte nun endlich ein Medikament, das diesen Husten abstellt.»

 

Was löst Husten aus?
Bei Husten im Rahmen einer Erkältung oder Grippe sind in der Regel Viren die Auslöser. Ansonsten können auch Allergene, Reizstoffe in der Umwelt oder Anstrengung Gründe für Husten sein. Auch Zigarettenrauch kann sowohl bei aktiven Rauchern, als auch bei Passivrauchern Husten auslösen oder verschlimmern. Kommen Bakterien ins Spiel, wie bei Keuchhusten oder Lungenentzündung, kann es ohne korrekte Therapie gefährlich werden.

Wieso spielt es denn eine Rolle, woher der Husten kommt?
Es gibt ganz verschiedene Arten von Husten, die man erkennen muss, um die richtige Therapie einzuleiten: trockenen Reizhusten, schleimigen «feuchten» Husten, asthma-ähnlichen Husten, den man oft nur beim Abhören der Lunge erkennt und richtige Hustenanfälle wie zum Beispiel bei Keuchhusten. Eine Besonderheit ist noch Krupp-Husten, bei dem in der Regel nicht die Bronchien, sondern die Luftröhre betroffen ist.

Mit welchem Medikament geht der Husten am schnellsten weg?
Die Medikamente wirken alle nicht gegen die Auslöser, sie helfen den Bronchien aber, schneller wieder normal zu funktionieren. Jede Art von Husten braucht ihre ganz spezifische Medikamentengruppe. Erkältungshusten ist oft anfangs noch trocken oder zähschleimig. Dann braucht es ein Medikament, das den zähen Schleim verflüssigt, damit man ihn abhusten kann. Asthmaähnlicher Husten benötigt oft Inhalationen mit bronchienerweiternden Mitteln. Hustenstillende Medikamente darf man nur einsetzen, wenn es sich eindeutig um einen reinen Reizhusten beim Erwachsenen handelt. Setzt man Hustenstiller bei schleimigem Husten ein, bleibt der Schleim in der Lunge liegen, behindert den Luftaustausch in den Bronchien noch mehr und bildet einen idealen Nährboden für Bakterien, die dann eine Lungenentzündung auslösen können.

Wie lange ist Husten normal?
Bis zu drei Wochen kann ein Erkältungshusten schon mal dauern. Nach ca. zwei Wochen sollte man aber eine stetige leichte Verbesserung spüren. Ist der Husten nach vier Wochen noch nicht weg oder ist er überhaupt nicht von anderen Erkältungssymptomen wie Fieber, Schnupfen, Hals- oder Ohrenweh begleitet, sollte man an andere mögliche Auslöser denken, die andere Therapien notwendig machen. Von chronischem Husten oder chronischer Bronchitis, meist im Rahmen langjähriger Nikotinexposition, spricht man erst, wenn Husten zwei Jahre lang mindestens je drei Monate besteht und Auswurf produziert.

Wie merkt man, dass man eine Lungenentzündung oder Keuchhusten hat?
Wenn nach der ersten Hustenphase statt einer Besserung plötzlich wieder eine Verschlechterung eintritt, oft sogar mit erneutem Fieber, könnte es sich um einen Lungenentzündung handeln. An Keuchhusten sollte man denken, wenn man länger als drei Wochen hustet und der Husten wirklich anfallsartig kommt. Gegen Keuchhusten sind viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene heutzutage geimpft, deren Eltern jedoch selten. Deshalb sind die heutigen Grosseltern die gefährlichsten Keuchhustenüberträger für ihre Enkelkinder und sollten vor ihrem Grosselternwerden eine Impfdosis gegen Keuchhusten erhalten.

Die sante24-Gesundheitberaterin kann Remo Zürcher beruhigen. Es sieht bei ihm ganz so aus, als ob er noch immer an den Folgen seiner Grippe leidet und der Husten das letzte Überbleibsel ist. Da die schleimlösende Phase schon vorbei ist und Herr Zürcher hauptsächlich noch von nächtlichem Reizhusten gestört wird, kann er jetzt versuchen, mit einem Hustenstiller zu einer wieder besseren und erholsameren Nachtruhe zu finden. Sollte sich jetzt nochmal eine Verschlechterung ergeben, sollte er unbedingt seinen betreuenden Arzt informieren oder nochmals bei sante24 anrufen.

 

 

Dr. med. Silke Schmitt Oggier ist die Medizinische Leiterin von sante24. Die telefonische Gesundheitsberatung sante24 ist eine zentrale Dienstleistung von SWICA, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Die Fachkräfte von sante24 vereinbaren bei Bedarf einen Arzttermin und schaffen so die Grundlage für eine koordinierte und zielgerichtete Behandlung – von der ersten Beratung bis zum Therapieabschluss.

 

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