dass man sich bei jemandem mit Gürtelrose anstecken kann. Vor einigen Tagen war ich zu Besuch bei meinem Onkel, der daran erkrankt ist. Stimmt das und was empfehlen Sie mir jetzt?» Die Gesundheitsberaterin findet im weiteren Gespräch heraus, dass Reto Schmid als Kind nie die wilden Blattern hatte und sich auch als Jugendlicher nicht dagegen impfen liess. Deshalb bittet sie den Patienten, Fotos von seinem Ausschlag zu übermitteln und organisiert danach einen Rückruf durch jemanden des Ärzte-Teams zur weiteren Abklärung und gegebenenfalls Behandlung.
Was ist Gürtelrose?
Gürtelrose (Herpes Zoster) ist eine Reaktivierung der wilden Blattern (Varizellen). Eine Gürtelrose wird somit nicht durch Ansteckung übertragen. Die Viren, die wilde Blattern verursachen, ziehen sich nach der akuten Krankheitsphase in wenige Nervenknoten zurück und «schlummern» dort – man wird sie also nie ganz los. Wenn das Abwehrsystem angeschlagen ist, können sie «erwachen» und zeigen sich dann in der Regel durch einen juckenden und auch zum Teil stark schmerzenden Ausschlag mit Bläschen im Verlauf der Nervenbahnen, in die sie sich zurückgezogen hatten. Oft sind Regionen am Oberkörper betroffen, meist auf einer Seite und leicht gürtelförmig – deshalb der umgangssprachliche Name Gürtelrose. Auch im Gesicht kommt die Gürtelrose vor, wo man vor allem bei Mitbeteiligung der Augen oder Ohren weitere Massnahmen ergreifen muss. Leider können die Schmerzen lange über das akute Stadium hinaus andauern und sehr unangenehm sein, da sie sich mit üblichen Schmerzmitteln oft nicht bekämpfen lassen.
Kann man sich durch Gürtelrose-Kontakt mit wilden Blattern anstecken?
Ja. Durch Kontakt mit einem Gürtelrose-Patienten kann man sich zwar wie zuvor erwähnt nicht mit Gürtelrose anstecken, die hat man quasi «in sich», aber jemand, der noch keine wilden Blattern hatte, kann sich bei einem Patienten, der Gürtelrose im Bläschenstadium hat, mit wilden Blattern anstecken. Die Varizellen-Viren finden sich im Bläscheninhalt, sind hochansteckend und können auch über die Luft, also «mit dem Wind» übertragen werden, weshalb die wilden Blattern auf Hochdeutsch auch «Windpocken» heissen.
Wie verlaufen wilde Blattern bei Kindern und wie bei Erwachsenen?
Im Kindesalter führen die Varizellen-Viren zwar zu einem unangenehm juckenden Ausschlag und zu einer fieberhaften Allgemeinerkrankung, verursachen jedoch kaum Komplikationen, abgesehen von möglicher Narbenbildung, wenn man die juckenden Bläschen aufkratzt. Deshalb ist es besonders wichtig, den Juckreiz zu bekämpfen, damit das Kind die Bläschen möglichst in Ruhe eintrocknen lässt und evtl. das Fieber zu senken, wenn das Kind sehr darunter leidet. Nach ca. sieben bis zehn Tagen ist die Erkrankung meist folgenlos vorbei. Bei Erwachsenen verlaufen die wilden Blattern in der Regel deutlich schwerer mit sehr starkem Krankheitsgefühl und hohem Fieber; oftmals begleitet von Kreislaufproblemen und einer erhöhten Komplikationsrate. Erwachsene müssen auch häufiger stationär behandelt werden und haben eine deutlich längere Rekonvaleszenzphase, bis sie wieder arbeiten und alle Alltagsaufgaben erledigen können. Diesen Verlauf versucht man bei Erwachsenen mit starken antiviralen Medikamenten abzumildern, die jedoch nicht immer nebenwirkungsfrei sind.
Was kann man machen, wenn man als Kind die wilden Blattern nicht hatte?
Wer weiss oder vermutet, dass er die wilden Blattern als Kind nicht durchgemacht, kann sich als Jugendlicher oder auch Erwachsener dagegen impfen lassen. Kommen die eigenen Eltern als Auskunftspersonen nicht in Frage, ist die Erkrankung in der Regel beim Kinderarzt gut dokumentiert und oft auch im Kinder-Impfausweis notiert. Im Prinzip kann man auch im Blut untersuchen, ob man Abwehrstoffe gegen die Varizellen-Viren hat. Da es aber nicht schadet, sich impfen zu lassen, auch wenn man die wilden Blattern evtl. doch schon durchgemacht hat, ist es einfacher, sich bei Unsicherheit impfen zu lassen.
Kann man sich auch vor Gürtelrose schützen?
Ja, das kann man durch eine spezielle Impfung gegen das Varizella-Zoster-Virus und wird in der Schweiz älteren Personen im Alter von 65 bis 79 Jahren als einmalige Einzeldosis empfohlen. Dies unabhängig davon, ob die Person die wilden Blattern (Varizellen) und/oder Gürtelrose (Herpes Zoster) bereits durchgemacht hatte. Eine Überprüfung der Immunität gegen das Varizella-Zoster-Virus vor der Impfung ist nicht erforderlich.
Nachdem der santé24-Arzt sich noch mit der der santé24-Dermatologin bezüglich der Diagnose abgesprochen hat, erhält Reto Schmid vom santé24-Arzt im Rahmen des telemedizinischen Angebots ein Rezept für ein antivirales Medikament in die Apotheke seiner Wahl geschickt. Beim Anruf zwei Tage später ist Reto Schmid wie erwartet immer noch krank, befindet sich aber in einem zufriedenstellenden Zustand mit einem erkennbaren Trend zur Besserung.
Dr. med. Silke Schmitt Oggier ist die Medizinische Leiterin von santé24 und selber Fachärztin für Kinder und Jugendliche. Die telemedizinische Beratung ist eine zentrale Dienstleistung von santé24, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Eine Praxisbewilligung für Telemedizin ermöglicht es den Ärzten von santé24 zudem, bei telemedizinisch geeigneten Krankheitsbildern weiterführende ärztliche Leistungen zu erbringen. Mit der medizinischen App BENECURA können SWICA-Versicherte ausserdem bei Krankheitssymptomen einen digitalen SymptomCheck machen und erhalten Empfehlungen fürs weitere Vorgehen. Bei einem anschliessenden Telefonat mit santé24 entscheidet der Kunde im Einzelfall selber, ob er die im SymptomCheck gemachten Angaben santé24 freigeben möchte.
Neuen Kommentar hinzufügen: