Dr. Silke Schmitt Oggier - Med.Leiterin von sante24
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5 Fragen an Dr. Silke Schmitt Oggier - Infektion von einem Insektenstich


Nachdem die Gesundheitsberaterin einige Fragen gestellt hat, bei denen sie herausgefunden hat, dass der Insektenstich schon vor zwei Tagen war und sicher nicht von einer Biene, Wespe, Hornisse oder Hummel verursacht wurde, schlägt sie Pascal Maier vor, ein Foto vom Unterschenkel seiner Tochter zu schicken. Danach kann die sante24-Ärztin die Situation beurteilen und Pascal Maier zurückrufen. Auf dem Foto sieht man deutlich eine flächige Rötung um einen evtl. aufgekratzten Insektenstich.

Was versteht man unter einer Insektengiftallergie?
Das ist eine allergische Reaktion auf Insektengifte, wie sie vorwiegend von Bienen, Wespen, Hornissen und Hummeln beim Stich unter die Haut abgegeben werden. Das jeweilige Gift ist artspezifisch, weshalb man in der Regel nicht auf alle diese Insektenstiche allergisch reagiert.

Die Allergie kann plötzlich auftreten, braucht also nicht wie bei den Pollen- oder Nahrungsmittelallergien einen allergieauslösenden Erstkontakt. Die Allergie selber zeigt sich durch Allgemeinsymptome, die über die an der Stichstelle hinausgehen und sich meist relativ schnell nach dem Stich zeigen bzw. rasch ausbreiten. Dies sind z.B. Schwellungen von Lippen, Zunge, Augenlidern, gefolgt von Herz-/Kreislaufbeschwerden, Übelkeit und Atemnot. Schlimmstenfalls zu einem Herz-/Kreislaufstillstand kommen.

Wie sieht denn die «normale» Reaktion auf einen Stich dieser Insekten-Arten aus?
Auch bei Nicht-Allergikern ruft ein solcher Stich unangenehm Hauterscheinungen hervor. In der Regel kommt es an der Stichstelle zu schmerzhafter Rötung und Schwellung, meist jedoch unter 10 cm Durchmesser, die normalerweise nicht länger als einen Tag andauert und nur von leichtem Frösteln oder Krankheitsgefühl begleitet sein kann.

Welche Folgen können Stiche anderer Insekten an der Haut hervorrufen und was bedeuten sie?
Fast jeder Insektenstich oder –biss führt zu einer leichten, vorübergehenden und in der Regel im Verlauf nicht schlimmer werdenden lokalen Schwellung mit Rötung und Juckreiz. Dieser kann noch über ein paar Tage immer wieder spürbar sein. Besonders unangenehm sind die Folgen von Floh-/Bettwanzen- und  Zeckenstichen oder -bissen. Flöhe und Wanzen rufen ebenfalls stark juckende Pusteln hervor, die nicht selten «strassenartig» hintereinander liegen können, da diese Insekten nicht nur einmal Blut saugen. Um die Tierchen wieder loszuwerden, braucht es meist eine Umgebungsuntersuchung und -behandlung, z.B. von Haustieren, Matratzen usw. Zeckenstiche hingegen bemerkt man oft nicht einmal, da sie keinen Schmerz und auch keinen Juckreiz verursachen. Gefürchtet ist ein runder roter Kreis auf der Haut in der Folge eines Zeckenstichs, da dieser eine Infektion mit Borrelien nahelegt und eine Antibiotika-Therapie notwendig machen kann. Grundsätzlich stellt zudem jeder Stich eine Hautverletzung dar, die das Eindringen von Bakterien und eine folgende Infektion (Erysipel) begünstigen kann.

Was ist ein Erysipel?
Erysipel oder Rotlauf, so wird die Hautinfektion genannt, die z.B. nach Insektenstichen oder anderen kleinen Hautverletzungen durch das Eindringen bestimmter Bakterien verursacht werden kann. Die Infektion zeigt sich frühestens ein bis zwei Tage nach dem Stich/der Verletzung durch eine scharf begrenzte, oberflächliche, flammenartige Hautrötung, die sich flächenhaft ausbreitet und in deren Mitte meist noch der Einstich selbst oder die Kratzkruste des Stichs zu sehen ist. Die betroffene Hautstelle ist dann normalerweise stark berührungsempfindlich und schmerzhaft. In der Folge können auch die Lymphknoten der Region anschwellen und es kommt zu einem allgemeinen Krankheitsgefühl.

Welche Therapie ist notwendig?
Ein Erysipel ist eine ernsthafte Infektion, die sich ohne gezielte Therapie weiter ausbreitet und zu einer Entzündung tieferer Schichten führen kann, die sogar lebensbedrohlich werden kann. Deshalb muss es schnell erkannt und dann mit Antibiotika zum Einnehmen behandelt werden. Die betroffene Körperregion muss zusätzlich möglichst ruhig gestellt werden, um eine Keimverschleppung durch die Blutzirkulation möglichst zu vermindern bis die Antibiotika wirken können.

Das Foto von Lisas Unterschenkel, das der Vater geschickt hat, sowie die Schmerzen, die Lisa dann noch einmal selber der Ärztin am Telefon schildert, weisen darauf  hin, dass es sich tatsächlich um ein Erysipel handeln könnte. Die sante24-Ärztin schickt Lisa und ihren Vater deshalb unverzüglich zum Kinder- oder Hausarzt, von dem sie ein paar Stunden später die Information erhält, dass Lisa wieder zuhause ist, der Unterschenkel aber ruhiggestellt ist und sie Antibiotika verordnet bekommen hat.

 

 

Dr. med. Silke Schmitt Oggier ist die Medizinische Leiterin von sante24. Die telefonische Gesundheitsberatung sante24 ist eine zentrale Dienstleistung von SWICA, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Die Fachkräfte von sante24 vereinbaren bei Bedarf einen Arzttermin und schaffen so die Grundlage für eine koordinierte und zielgerichtete Behandlung – von der ersten Beratung bis zum Therapieabschluss.

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