Dr. Silke Schmitt Oggier - Med. Leiterin von sante 24
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5 Fragen an Dr. Silke Schmitt Oggier: Meine Brust schmerzt so stark beim Stillen – ist das noch normal?

«Unser kleiner Sohn Tony ist gerade 5 Wochen alt und unser ganzer Sonnenschein. Meine Frau hat das mit dem Stillen auch sehr gut hinbekommen, aber seit heute klagt sie über Schmerzen in einer Brust beim Stillen. Ist das normal, irgendwie kommt mir das komisch vor?» berichtet der besorgte Vater und Ehemann Dieter Maienfelder der Gesundheitsberaterin an einem Samstagnachmittag am santé24-Telefon. Nach einigen Nachfragen gibt die Gesundheitsberaterin den Fall ans interne Ärzteteam weiter, damit die santé24-Ärztin direkt mit der jungen Mami sprechen kann, da sie eine Brustentzündung vermutet. 


Wie oft und warum kann es eine Brustentzündung in der Stillzeit geben? 

Stillen ist die natürlichste und gesündeste Ernährungsform in der Säuglingszeit. Eine Brustentzündung in der Stillzeit kann allerdings bei ca. 10 bis 30 Prozent der Wöchnerinnen vorkommen. Stress und Übermüdung können die Entstehung begünstigen. Mögliche weitere Ursachen sind aber auch Druckstellen, Milchstau, wunde Brustwarzen, Trennung vom Kind oder plötzliche längere Pausen zwischen den Stillmahlzeiten. Auslöser sind in der Regel Bakterien, oft aus dem Nasen-/Rachenraum von Mutter und Kind, die beim Stillen durch kleine Hautverletzungen der Brustwarzen in die Brust eindringen können. Diese Verletzungen entstehen aufgrund der mechanischen Belastung des Gewebes durchs Stillen.

Wie bemerkt man eine beginnende Brustentzündung?

Meistens beschränkt sich die beginnende Entzündung auf ein begrenztes Areal, am häufigsten auf das obere äussere Viertel einer Brust. Selten sind beide Brüste gleichzeitig betroffen. Rötung, Überwärmung und Schwellung sind sichtbare Zeichen, Schmerzen beim Anfassen der Region und beim Stillen sind spürbare Symptome einer Brustdrüsenentzündung (Mastitis). Später können noch schmerzhafte Lymphknoten in der Achsel der betroffenen Seite und Fieber dazukommen. Häufig trinken die Babys an der betroffenen Brust auch schlechter.

Was hilft in den ersten 24 Stunden?

In den ersten 24 Stunden helfen am besten lokal kühlende Massnahmen zusammen mit einer Entlastung der Brust durch einen gutsitzenden Still-BH, Stillanleitung und Ruhe. Zur Kühlung können Alkoholumschläge, Quarkwickel, essigsaure Tonerde, Tiefkühlgemüse (z.B. Erbsen) in einem Plastikbeutel oder Kühlpads (jeweils mit Tuch zwischen Haut und Kühlmaterial) verwendet werden. Die Brustwarzen sollten ausgespart bleiben. Es soll unbedingt weitergestillt werden, da die Entleerung der Brust gegen die Entzündung hilft. Allerdings lässt man das Baby jeweils zuerst an der gesunden Brust trinken, damit es auf der entzündeten Seite nicht mehr so gierig saugt. Wenn die betroffene Brust nicht ganz entleert werden kann, weil das Baby vorher satt ist, sollte die Mutter die Brust selber sanft ausstreichen oder abpumpen – je nachdem, was besser geht. Hibiskus-, Pfefferminz oder Salbeitees vermindern etwas die Milchproduktion, wenn es sich um einen Milchstau handelt. Auch homöopathische Anwendungen sind erhältlich. Gegen die Schmerzen und die Entzündung kann die stillende Mutter bis zu dreimal pro Tag je 500mg Paracetamol oder 400 mg Ibuprofen ohne Bedenken einnehmen und so lange weiterfahren, wie Schwellung, Rötung oder Schmerzen anhalten.    

Wie therapiert man nach den ersten 24 Stunden weiter?

Hilft die lokal kühlende Therapie zusammen mit der Entlastung der Brust, den Stillmassnahmen und Medikamenten, kann diese ein paar Tage weitergeführt werden, bis die Symptome verschwunden sind. Ist die Entzündung schon weiter fortgeschritten oder besteht sie schon länger als 24 Stunden, wird statt der kühlenden Massnahmen eher die Applikation von feuchter Wärme durch Wärmflaschen oder Rotlicht empfohlen. In diesem Stadium muss oftmals die Milchproduktion medikamentös reduziert und die Milch abgepumpt werden.

Wann braucht es doch Antibiotika, und was gilt es da zu beachten?

Wenn alle diese Massnahmen nach spätestens 48 Stunden nicht ansprechen, die Entzündung sich weiter ausbreitet oder die stillende Mutter Fieber, Schüttelfrost oder Zeichen einer lokalen Eiteransammlung in der Brust bekommt (mit Ultraschall gut sichtbar), ist eine antibiotische Behandlung und evtl. eine chirurgische Intervention notwendig. Meistens lässt sich dies jedoch durch schnelles und konsequentes Einleiten der symptomatischen Massnahmen verhindern.


Die santé24-Ärztin empfiehlt der jungen Mutter, die erwähnten Massnahmen anzuwenden und beruhigt sie, dass die schmerzlindernden Medikamente, die ihr Ehemann noch in der nahen Apotheke holen kann, für ihr Baby unschädlich sind. Beim Rückruf am Sonntagmorgen geht es Frau Maienfelder schon deutlich besser, auch die Stillempfehlungen konnten gut umgesetzt werden und Baby Tony scheint weiterhin zufrieden zu sein. Die santé24-Ärztin rät Frau Maienfelder, die Anpassungen und die Medikation noch weiterzuführen und am Montag zusätzlich mit einer Stillberaterin oder Hebamme Kontakt aufzunehmen, um einer erneuten Brustentzündung vorzubeugen und noch weiter Unterstützung beim Stillen zu bekommen. Bei Fragen oder einer Verschlechterung weiss Frau Maienfelder, dass sie bei santé24 täglich 24 Stunden eine Ärztin erreichen kann, die aufgrund der Dokumentation die ganze Vorgeschichte kennt und sie weiterhin nahtlos kompetent begleiten kann.   

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