Dr. Silke Schmitt Oggier - Med.Leiterin von sante24
© SWICA

5 Fragen an Dr. Silke Schmitt Oggier - Risiko Schwangerschaftsdiabetes


gestrigen Schwangerschaftskontrolle einen Schwangerschaftsdiabetes bei Esther Widmers Tochter diagnostiziert hat, die in der 26. Schwangerschaftswoche ist. Für eine persönliche Beratung muss die Tochter selber bei sante24 anrufen, aber allgemeine Informationen kann die Gesundheitsberaterin auch der beunruhigten werdenden Grossmutter geben und ihre Sorgen weitestgehend entkräften.

Was ist überhaupt Schwangerschaftsdiabetes?
Schwangerschaftsdiabetes bedeutet, dass wie beim Altersdiabetes nicht genügend körpereigenes Insulin vorhanden ist, um den mit der Nahrung aufgenommenen Zucker aus dem Blutkreislauf in die einzelnen Körperzellen zu schleusen. Somit fehlt den Zellen ihre Energie, der Zucker verbleibt im Blut und wird über den Urin wieder ausgeschieden. Hält diese Stoffwechsellage lange unentdeckt oder nicht adäquat behandelt an, wie leider oft beim Altersdiabetes, führt der Zucker im Blut zu schweren Folgeschäden an den Gefässen und Nerven. In der Schwangerschaft sind allerdings andere Probleme vorrangig (siehe unten).

Welche Probleme verursacht Schwangerschaftsdiabetes für Mutter und Kind?
Durch den erhöhten Blutzuckerspiegel der Mutter gelangt der Zucker über die Plazenta (Mutterkuchen) zum Kind. Das Kind reagiert darauf mit einer erhöhten eigenen Insulinproduktion. Das kindliche Insulin kann aber nicht durch die Plazenta zur Mutter, sondern verbleibt im kindlichen Kreislauf, wo es das Wachstum des Kindes und den Fettaufbau anregt. Unbehandelt führt dies zu starkem Wachstum und hohem Geburtsgewicht (über 4000 Gramm), Organreifungstörungen, vor allem der Lungengewebe, Geburtskomplikationen aufgrund der Grösse des Kinds und nach der Geburt Gefahr von kindlicher Unterzuckerung und verstärkter kindlicher Gelbsucht. Die Mutter hat ein höheres Risiko für eine Schwangerschaftsvergiftung mit sehr hohem Blutdruck, Ödemen und drohendem Nierenversagen und natürlich aufgrund der Grösse des Kinds eine erhöhte Gefahr für Geburtskomplikationen und Geburtsverletzungen.

Wieso kann so eine Art «Altersdiabetes» bereits in der Schwangerschaft auftreten und was sind die Risikofaktoren?
Die Hormonveränderungen in der Schwangerschaft führen zu einem erhöhten Insulinbedarf bei der werdenden Mutter, der nicht immer gedeckt werden kann. Risikofaktoren sind: starkes Übergewicht (BMI > 30), Alter über 30 Jahre, wiederholte Fehlgeburten in der Spätschwangerschaft, vorherige Geburt mit Geburtsgewicht über 4000 Gramm, Schwangerschaftsdiabetes in einer früheren Schwangerschaft, Diabetes in der Familie (Eltern oder Geschwister) und afrikanische, asiatische oder lateinamerikanische Herkunft. 30-50% der Schwangeren mit Schwangerschaftsdiabetes haben jedoch gar keine der genannten Risikofaktoren.

Wie bemerkt man Schwangerschaftsdiabetes?
In den meisten Fällen haben die betroffenen Schwangeren keine typischen Beschwerden. Es gibt ausser den oben genannten Risikofaktoren einige unspezifische Symptome, die trotzdem auf einen Schwangerschaftsdiabetes hinweisen können: Dies ist z.B. eine erhöhte Anfälligkeit für Harnwegsinfektionen, erhöhter Blutdruck, erhöhte Fruchtwassermenge oder erhöhte Zuckerausscheidung im Urin. Da 10-15% aller Schwangeren einen Schwangerschaftsdiabetes entwickeln, wird empfohlen, zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche einen Zucker-Test zu machen.

Kann man den Schwangerschaftsdiabetes während der Schwangerschaft behandeln und Ist man nach der Schwangerschaft wieder ganz gesund?
In 85% der Fälle kann man Schwangerschaftsdiabetes durch eine Ernährungsberatung und -umstellung für längere Zeit gut behandeln. Mehrere kleine Mahlzeiten statt weniger grosser und bei Übergewicht (BMI über 25) eine leichte Kalorienreduktion sind die ersten Schritte. Regelmässige leichte körperliche Betätigung wie Schwimmen, Gehen, Treppensteigen hilft den Körperzellen, besser auf das körpereigene Insulin anzusprechen. Ist das nicht genug, muss in der Regel Insulin gespritzt werden. Bei einem gut behandelten Schwangerschaftsdiabetes besteht kein Grund zur Sorge, dass das Baby nicht gesund ist! Schon kurz nach der Geburt verschwindet Schwangerschaftsdiabetes in der Regel wieder. 25-50% der Mütter entwickeln allerdings innerhalb von 5-10 Jahren nach der Geburt Altersdiabetes .

Esther Widmers Tochter weist Risikofaktoren wie einen hohen BMI und Diabetes in der Familie auf. Auch Esther Widmer selber bezeichnet sich als übergewichtig und bewegungsarm, weshalb ihr die Gesundheitsberaterin gleich noch empfiehlt, auf der SWICA-Internetseite den Diabetes-Risiko-Test zu machen und sich über die Diabetes-Präventionskampagne und die angebotenen Leistungen zu informieren.

 

Dr. med. Silke Schmitt Oggier ist die Medizinische Leiterin von sante24. Die telefonische Gesundheitsberatung sante24 ist eine zentrale Dienstleistung von SWICA, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Die Fachkräfte von sante24 vereinbaren bei Bedarf einen Arzttermin und schaffen so die Grundlage für eine koordinierte und zielgerichtete Behandlung – von der ersten Beratung bis zum Therapieabschluss.

Neuen Kommentar hinzufügen:

Mit dem Klick auf "Kommentar senden" erklären Sie einverstanden mit unserer Nutzungsbedingungen und unseren Datenschutzbestimmungen.