Dr. Silke Schmitt Oggier - Med.Leiterin sante24
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5 Fragen an Dr. Silke Schmitt Oggier Schlüsselbein gebrochen – wird das ohne Operation wieder gut?


Es hat eine richtige Stufe links zwischen Hals und Schulter» erzählt Alex Lindner am santé24-Telefon. «Die Chirurgen hier auf dem Notfall wollen das nicht operieren. Sie sagen, das wächst sich wieder aus. Meine Frau und ich können uns das aber gar nicht vorstellen. Wir fragen uns, ob das Spital wegen Corona so voll ist und sie Nils deshalb nicht operieren wollen. Sollen wir zu einem Spezialisten für Kinder gehen?» «Unsere Kinderchirurgin, die gerade Dienst hat, kann Ihnen sicher weiterhelfen», bietet die santé24-Gesundheitberaterin an und bittet die Eltern noch um den Link des Röntgeninstituts, damit die Ärztin sich das Bild selber anschauen kann.

Passiert das häufig, dass Kinder sich das Schlüsselbein brechen?
Ja, jeder vierte Bruch im Kindesalter ist ein Schlüsselbeinbruch. Vor allem beim Sturz auf die Schulter oder die ausgestreckte Hand kann das Schlüsselbein als Verbindungsknochen zwischen Brustbein und Schulter brechen. Ein Grund ist, dass der Schlüsselbeinknochen erst mit ca. 20 Jahren seine endgültige Härte erreicht. Ein anderer Grund sind Sportarten, die mit Stürzen aus einer gewissen Geschwindigkeit heraus verbunden sein können und bei Kindern beliebt sind wie z.B. Skateboarden, Radfahren, Skifahren oder Snowboarden. Beim Snowboarden ist die Schlüsselbeinfraktur sogar der zweithäufigste Bruch.

Muss man operieren, wenn man den Bruch von aussen sieht?
Einen Bruch des Schlüsselbeins kann man oft schon mit blossem Auge erkennen, da der Knochen an der Stelle meist direkt unter der Haut liegt, also nicht von viel Muskel- oder Fettmaterial bedeckt ist. Eine Operation braucht es im Kindesalter trotzdem selten und nur dann, wenn der Bruch an einer ungünstigen Stelle liegt oder andere Verletzung von Knochen, Nerven oder Gefässen dazukommen. Einen Gips anzulegen ist allerdings bei der Schlüsselbeinfraktur nicht möglich, sonst müsste man den ganzen Oberkörper eingipsen, was nur schon wegen der Atmung nicht möglich ist.

Was kann man machen, damit es trotzdem gut heilt und möglichst wenig schmerzt?
Mithilfe eines speziellen Verbands, der beide Schultern leicht nach hinten zieht, wird die Bewegung eingeschränkt und der Bruch so etwas fixiert. Auch wenn der Bruch verschoben ist wächst er vor allem bei Kindern in der Regel wieder gut zusammen und der Körper gleicht die sichtbare «Stufe» mit der Zeit selber wieder aus. Wichtig ist ein gutes Schmerzmittelregime, da eine absolute Ruhigstellung nicht möglich ist. Vor allem auch nachts müssen die Schmerzmittel wirken, da man seine Bewegungen im Schlaf nicht kontrollieren kann.

Wie lange dauert es, bis man Arm und Schulter wieder normal bewegen kann?
Bei kleinen Kindern bis etwa zwei Jahre dauert es nur etwa zwei Wochen, bei Kindern bis zur Pubertät drei bis vier Wochen, bis der Bruch soweit geheilt ist und Bewegungen im Schulter-/Armbereich wieder normal und schmerzfrei möglich sein sollten. Bei Teenagern erhöht sich die Zeit auf sechs bis acht Wochen. Während dieser Zeit ist es ganz wichtig, dass der Knochen nicht erneut verletzt wird. Das bedeutet, dass die Kinder Sport, wildes Toben und andere sturzanfällige Situationen unbedingt vermeiden müssen.

Bleibt die Bruchstelle ohne Operation immer sichtbar?
Vor allem im Kindesalter kann der Körper Achsenfehlstellungen oder Knochenstufen mit dem Wachstum selbst ausgleichen. Beim Schlüsselbein ist das auch so. Allerdings gibt es in der Heilungsphase von Knochenbrüchen an der Bruchstelle eine überschiessende Ansammlung neuen Knochenmaterials, das sich wie ein harter Knubbel anfühlt und das man in der Medizinersprache Kallus nennt. Je schlechter die Ruhigstellung, desto grösser ist in der Regel die Kallusbildung. Durch die fehlende Ruhestellung bei einem Schüsselbeinbruch entsteht bei diesem Bruch ein relativ grosser und sichtbarer Kallus. Bis er ganz verschwindet dauert es mehrere Monate. Nach der Heilungsphase ist vom Schlüsselbeinbruch in der Regel nichts mehr zu sehen, egal, wie gross die «Stufe» am Anfang oder der Kallus während der Heilung war.

 

Alex Lindner hat das Telefon während der Beratung durch die santé24-Kinderchirurgin, die sich zur Sicherheit auch das Röntgenbild angeschaut hatte, auf «laut» gestellt, so dass seine Frau und Nils selber mithören konnten. Sie sind beruhigt, dass sie auf dem Spitalnotfall kompetent und richtig behandelt worden sind und können sich jetzt auch besser auf die Heilungsphase einstellen. Die Snowboardsaison für Nils ist damit allerdings für diesen Winter schon kurz nach dem Start vorbei.

 

Dr. med. Silke Schmitt Oggier ist die Medizinische Leiterin von santé24 und selber Fachärztin für Kinder und Jugendliche. Die telemedizinische Beratung ist eine zentrale Dienstleistung von santé24, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Eine Praxisbewilligung für Telemedizin ermöglicht es den Ärzten von santé24 zudem, bei telemedizinisch geeigneten Krankheitsbildern weiterführende ärztliche Leistungen zu erbringen. Mit der medizinischen App BENECURA können SWICA-Versicherte ausserdem bei Krankheitssymptomen einen digitalen SymptomCheck machen und erhalten Empfehlungen fürs weitere Vorgehen. Bei einem anschliessenden Telefonat mit santé24 entscheidet der Kunde im Einzelfall selber, ob er die im SymptomCheck gemachten Angaben santé24 freigeben möchte.

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