Dr. Silke Schmitt Oggier - Med.Leiterin von sante24
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5 Fragen an Dr. Silke Schmitt Oggier - Sommerkrankheit Durchfall

"Bei unserer Nachbarsfamilie hat einer nach dem anderen Magen-/Darmgrippe oder eine Lebensmittelvergiftung. Nun habe ich ein komisches Gefühl im Bauch, hatte gerade ein bisschen Durchfall und mir ist nicht ganz wohl. Wie kann ich meine Familie schützen,


falls ich mich angesteckt haben sollte?" fragt Angela Waeber die Gesundheitsberaterin am sante24-Telefon. Angela Waeber berichtet noch, dass sie sonst gesund ist, einen gesunden Mann und zwei Kinder im Alter von 4 und 6 Jahren hat, die regelmässig mit den Nachbarskindern gespielt haben. Ausserdem lebt noch die 70-jährige Schwiegermutter im selben Haus, die nach einer kürzlich erfolgten Herzoperation noch nicht ganz fit ist.

 

Wie unterscheidet sich  eine Magen-/Darmgrippe von einer Lebensmittelvergiftung?
Eine Magen-/Darmgrippe ist ansteckend, kann also von Mensch zu Mensch weiterübertragen werden. Bei einer Lebensmittelvergiftung sind in der Regel nur die Menschen betroffen, die die verdorbenen Lebensmittel verzehrt haben. Im Sommer und beim Grillen ist diese Gefahr aufgrund der schnelleren Verderblichkeit der Lebensmittel und nicht ganz durchgebratenem Grillfleisch grösser als im Winter. Hat die ganze Familie dasselbe gegessen, kann die ganze Familie betroffen sein, muss aber nicht. Allein aufgrund der Symptome kann man meist nicht unterscheiden, ob eine Mage-/Darmgrippe oder eine Lebensmittelvergiftung vorliegt. Beide können mit mehr oder weniger schlimmem Durchfall und mit oder ohne Erbrechen vorkommen. Beide Formen können zudem relativ akut beginnen. Länger als zwei Tage ist die Zeit vom Verzehr bis zu den Symptomen allerdings bei der Lebensmittelvergiftung kaum. Fieber und Bauchschmerzen oder -krämpfe auf der einen Seite oder andererseits Magen-/Darmsymptome während oder nach einem tropischen Auslandsaufenthalt sind eher ein Zeichen für eine bakterielle Ursache, also eine Lebensmittelvergiftung.

Wann wird Durchfall gefährlich?
Wenn der Durchfall stark blutig ist oder richtige Schleimfetzen sichtbar sind, dann liegt der Verdacht auf eine entzündliche oderbakterielle Ursache sehr nahe. Wird der Verdacht durch Stuhlproben bestätigt, wird mit einem Antibiotikum behandelt. Auch sehr starke Bauchkrämpfe oder Allgemeinsymptome wie Schwindel, Kollaps, Blutdruckprobleme oder Bewusstseinsveränderungen sollten von einem Arzt abgeklärt werden. Gefährlich kann Durchfall auch bei chronisch Kranken, kleinen Kindern oder alten Menschen werden. Diese sind besonders anfällig für Austrocknung oder für eine Verschlimmerung einer Grundkrankheit. Bei Hitze ist die Gefahr der Austrocknung noch ernster zu nehmen. Auch die Wirkung von Medikamenten kann beeinträchtigt werden, da diese nicht genug Zeit haben,  im Darm aufgenommen zu werden. So muss z.B. bei stärkerem Durchfall  trotz Pilleneinnahme zusätzlich mit Kondom verhütet werden.

Wie kann man Durchfall am besten behandeln?
In den ersten drei Tagen ist die Flüssigkeitszufuhr das Wichtigste. Kalorien brauchen normal genährter Kinder und Erwachsene für die ersten 2-3 Tage nicht unbedingt, allerdings muss der Zucker-/Salzhaushalt aufrechterhalten werden. Hilfreich ist es, Flüssigkeit in Form von leicht gezuckerten Getränken und ab und zu eine Boullion zu sich zu nehmen. Getränke mit Süssstoffen wirken eher abführend und sind nicht geeignet. Leichte Kost ist erlaubt, von Zitrusfrüchten, Butter/Rahm oder Tomatensosse sollte man sich aber eher fernhalten.  Ist man gerade unterwegs z.B. mit einer Car-Reise oder einem langen Flug, gibt es Medikamente, die den Darm sozusagen lahmlegen und so verhindern, dass man während der Reise zu fest geplagt ist. Ansonsten ist der Darmstopp nicht sinnvoll, weil die Erreger ja ausgeschieden werden sollen. Ist der Durchfall nicht ganz akut oder tritt zusammen mit einer Antibiotika-Therapie auf, können Medikamente mit «guten» Darmbakterien dem Darm helfen, sich schneller wieder zu regenerieren.

Wie kann ich eine Ansteckung verhindern?
Eine Lebensmittelvergiftung ist in der Regel nicht ansteckend, ausser die Keime werden durch schlechte Händehygiene nach dem Stuhlgang auf Flächen, Lebensmittel  oder andere Hände verteilt und gelangen so wieder in den Mund. Bei einer Magen-/Darmgrippe geht die Ansteckung in der Regel denselben Weg, so dass die strikte Händehygiene nach jedem Stuhlgang und vor jeder Berührung von Lebensmitteln den besten Schutz gegen beide Erkrankungen darstellt. In der Durchfallzeit sollten ausserdem  zum Abtrocknen der Hände Einmaltüchli verwendet werden statt Stoffhandtüchern. 

Was, wenn der Durchfall nicht mehr weg geht?
Im Normalfall beruhigt sich der Durchfall nach 3-5 Tagen wieder. Manchmal dauert es aber auch länger, bis sich der Stuhlgang sich wieder komplett normalisiert hat. Erst bei Durchfall von mehr als 4 Wochen spricht man von einer chronischen Form. Dann kommen ganz andere Erkrankungen in Frage, z.B. chronisch entzündliche  Darmerkrankungen, Unverträglichkeiten,  Nahrungsmittelallergien oder Nebenwirkungen von Medikamenten, die z.B. für eine Grundkrankheit genommen werden müssen.

 

Die Gesundheitsberaterin konnte Angela Waeber zwar nicht komplett beruhigen, ihr aber wichtige Tipps vor allem auch zum Verhindern weiterer Ansteckungen geben. Vor allem die Kinder, die beide in Schule/Kindergarten und Hort gehen, und die herzkranke Mutter müssen bestmöglich vor einer Ansteckung bewahrt werden.  Wichtig war für Angela Waeber, dass sie jetzt die Symptome kennt, mit denen man zum Arzt gehen sollte. Ansonsten hat ihr die sante24-Gesundheitsberaterin auch angeboten, jederzeit nochmals anzurufen.    

 

Dr. med. Silke Schmitt Oggier ist die Medizinische Leiterin von sante24. Die telefonische Gesundheitsberatung sante24 ist eine zentrale Dienstleistung von SWICA, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Die Fachkräfte von sante24 vereinbaren bei Bedarf einen Arzttermin und schaffen so die Grundlage für eine koordinierte und zielgerichtete Behandlung – von der ersten Beratung bis zum Therapieabschluss.

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