Dr. Silke Schmitt Oggier - Med.Leiterin von sante24
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5 Fragen an Dr. Silke Schmitt Oggier - Wenn das Ohr abstürzt


 

das ich morgen holen kann? Vielleicht ist das noch ein Überbleibsel von meiner Grippe vor einem Monat?!». Nachdem die sante24-Gesundheitsberaterin Marco Dobler gebeten hat, das Telefon an das «komische» Ohr zu nehmen und so zu telefonieren, ist es relativ schnell klar: Marco Dobler hört auf diesem Ohr deutlich schlechter als auf dem anderen. Um einen sogenannten «Hörsturz» auszuschliessen, muss er zwar nicht notfallmässig zum Arzt, sollte aber sicher am nächsten Tag seinen Hausarzt aufsuchen, der mit einfachen Tests herausfinden kann, ob er Marco Dobler doch wegen Hörsturz zum ORL-Spezialisten überweisen muss.

 

Wie macht sich ein «Hörsturz» bemerkbar?

Typisch ist ein plötzlicher Gehörverlust für bestimmte Frequenzen oder komplett. Das Hören von Sprache und Flüstern ist gestört. Der Hörverlust ist meist einseitig, seltener auch beidseits möglich. Begleitsymptome können Ohrdruck oder Tinnitus (Ohrgeräusch) sein oder sogar  Schwindel. Da der Gehörverlust nicht alle Tonfrequenzen betreffen muss und ja oft nur einseitig ist, fällt einem die Einschränkung nicht immer sofort auf und man kann nicht so recht beschreiben, was genau mit dem betroffenen Ohr los ist. Typisch ist, dass das Ohr weder wehtut, noch «rinnt» und man sich auch sonst nicht krank oder fiebrig fühlt. 8-15 von 100 000 Personen pro Jahr erleiden einen Hörsturz, das heisst für die Schweiz:  ca. 640 – 1200 Patienten/Jahr.

Was ist die Ursache für einen Hörsturz?
Als Ursachen werden Durchblutungsstörungen des Innenohrs, virale Infekte, Autoimmunerkrankungen, bestimmte Medikamente, Tumoren und Traumata diskutiert. Klarheit über den Entstehungsmechanismus besteht nicht. Die speziellen Begleitumstände des Hörverlusts sollten genau erhoben werden, wie besondere Anspannung oder Anstrengung, Druckveränderungen (Fliegen, Tauchen), Medikation, Zeckenbiss, Infektion der oberen Atemwege oder Verletzung. Nicht verwechseln sollte man den Hörsturz mit einem Tubenmittelohrkatarrh (in der Regel im direkten Anschluss an eine akuter Mittelohrenentzündung) oder mit einer Verstopfung des Gehörgangs mit Ohrenschmalz. Beides kann ähnliche Symptome hervorrufen.

Ist ein «Hörsturz» ein Notfall?
Der Hörsturz wird nicht als medizinischer Notfall eingestuft. Die umgehende Konsultation eines HNO-Spezialisten wird empfohlen, in schweren Fällen oder bei Begleitsymptomatik (z.B. Schwindel) sollte diese unverzüglich erfolgen. Um einen dauerhaften Innenohrschaden zu vermeiden, sollte die Behandlung so früh wie möglich erfolgen, denn sie ist so gut wie wirkungslos, wenn sie erst vier Wochen nach dem Hörsturz oder sogar noch später eingeleitet wird.

Wie wird ein Hörsturz behandelt?
Da Kortison in Tablettenform die Entzündung und das Ödem im Innenohr  reduzieren kann, wird üblicherweise eine kurze, 1–2-wöchige Therapie verschrieben. Der Stellenwert einer Behandlung mit Kortison wird derzeit jedoch noch als unklar eingeschätzt, da auch der natürliche Krankheits- und Genesungsverlauf sehr unterschiedlich ist. Manche Patienten werden vollständig geheilt, bei anderen bleibt ein dauerhafter Hörverlust unterschiedlichen Ausmasses bestehen. Die Spontanheilungsrate ist mit bis zu 65% der Betroffenen relativ hoch.  Eine Alternative ist die lokale Therapie mit Kortisonapplikation direkt ins Ohr. Sie kann zum Einsatz kommen, wenn Kortison in Tablettenform nicht nützt oder nicht angewendet werden kann. In speziellen Fällen kann zudem die hyperbare Sauerstofftherapie zur Verbesserung der Innenohr-Sauerstoffversorgung in Betracht gezogen werden (wenn der Patient nur noch auf einem Ohr hört und dieses Ohr vom Hörsturz betroffen ist, oder bei lärm- oder druckinduziertem Trauma). Zusätzlich sollte 1–2 Wochen lang übermässige Anstrengung vermieden werden. Eine Krankschreibung kann angebracht sein. In Einzelfällen können auch kurzfristige Flug- und Fahreinschränkungen nötig sein. Lärmschutz ist sehr wichtig, sowohl im betroffenen als auch im nicht betroffenen Ohr. Das Gehör muss bis zur Stabilisierung überwacht werden. Eventuell sind auch Massnahmen zur auditiven Rehabilitation erforderlich.

Kann man etwas tun, damit man keinen Hörsturz bekommt?
Nein, leider nicht. Da man immer noch nicht genau weiss, was eigentlich der Auslöser für einen Hörsturz ist, ist es auch schwierig, vorbeugend etwas dagegen zu tun.

Marco Dobler suchte am nächsten Morgen seinen Hausarzt auf, dieser konnte nach ein paar kurzen Tests Entwarnung geben und einen Hörsturz ausschliessen: Ohrschmalz hatte den Gehörgang komplett verschlossen und so zur Einbusse des Gehörs geführt. Nach Ausspülen durch die Praxisassistentin hörte Marco Dobler sofort wieder gut und war erleichtert, sein «komisches» Gefühl im Ohr los zu sein.

 

Dr. med. Silke Schmitt Oggier ist die Medizinische Leiterin von sante24. Die telefonische Gesundheitsberatung sante24 ist eine zentrale Dienstleistung von SWICA, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Die Fachkräfte von sante24 vereinbaren bei Bedarf einen Arzttermin und schaffen so die Grundlage für eine koordinierte und zielgerichtete Behandlung – von der ersten Beratung bis zum Therapieabschluss.

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