Dr. Silke Schmitt Oggier - Med.Leiterin von sante24
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5 Fragen an Dr. Silke Schmitt Oggier - Wenn der Husten nicht mehr aufhört

Es ist kurz nach 3 Uhr nachts. In Winterthur bei sante24 klingelt das Telefon: Angela Huber ist mit den Nerven am Ende und möchte wissen, welches hustenstillende Medikament sie ihrem 5-jährigen Töchterlein geben kann, das seit mehreren Tagen vor allem nachts hustet,..


..so dass die ganze Familie aufwacht und nicht mehr einschlafen kann. Auch ihr Mann, der morgens jeweils früh raus muss und anstrengende Tage hat, ist total übermüdet und kann nicht mehr.

Was ist ein häufiger Grund für nächtliches Husten bei Kindern?
Im Gespräch mit der sante24-Gesundheitsberaterin stellt sich heraus, dass Seraina, die kleine Tochter der Familie Huber am Tag kaum hustet. Sie ist auch sonst nicht schwer krank, hat weder Fieber noch Atemnot und ist tagsüber erstaunlich munter, da sie selbst vom nächtlichen Husten nicht erwacht. Ausser einer seit längerem immer wieder laufenden Nase fehlt Seraina nichts. Der nächtliche Husten klingt am ehesten wie ein trockener Reizhusten und spricht auf gängigen Hustensirups nicht an. Die geschilderten Symptome bringen die sante24-Gesundheitberaterin auf eine Fährte: wahrscheinlich fliesst das Sekret, das sich am Tag als laufende Nase äussert, in der Nacht bzw. beim Liegen nicht vorne durch die Nase ab, sondern hinten die Rachenwand hinunter und führt dort zum Hustenreiz. In der Fachsprache nennt man dies «postnasal drip», wahrscheinlich, weil es im englischsprachigen Raum erstmalig beschrieben wurde. Dies ist bei kleinen Kindern, die in der kälteren Jahreszeit oft Schnupfen haben, nicht selten.

Gibt es das auch bei Erwachsenen?
Auch bei Erwachsenen kennt man das Phänomen, besonders bei chronischen Nasennebenhöhlenproblemen. Vor allem bei älteren Menschen mit ähnlichen, hauptsächlich nächtlichen Symptomen sollte man noch an die Möglichkeit eines gastroösophagealen Refluxes denken, so bezeichnet man das Zurückfliessen von Magensaft in die Speiseröhre. Dabei kann der Magensaft die Kehle reizen und auch zu starkem Räuspern oder nächtlichem Husten führen. 

Wie behandelt man das?
Bei Kindern helfen oft tagsüber Nasenduschen mit Salzwasserlösungen. Das macht den zähen Schleim flüssiger, säubert die Nase und wirkt wegen dem Salz desinfizierend. Zum Schlafen bringt ein Nasenspray in der Regel Linderung, weil er den Sekretfluss eindämmt. Auch eher feuchte Raumluft und angenehme, nicht zu hohe Zimmertemperaturen (um 18 Grad) erleichtern das Schlafen und die Nasentoilette. Bei Erwachsenen sollte man parallel die meist zugrundeliegende chronische Nebenhöhlenentzündung behandeln, da die Symptome mit dem Nasenspray zwar besser werden, aber nicht verschwinden.

Wieso kein Hustenstiller?
Husten ist ein sinnvoller Mechanismus, um das Sekret, das sich zumeist in den Atemwegen befindet, los zu werden. Bleibt es nämlich «hocken», droht eine Besiedelung mit Bakterien, die in feuchtwarmem Klima und Schleim ideale Wachstumsbedingungen finden. Im schlimmsten Fall droht dann eine Lungenentzündung. Deshalb sollte man Husten nicht verhindern, sondern je nach Ausprägung das Abhusten unterstützen, z.B. mit pflanzlichen Medikamenten, die den Schleim lösen oder die Bronchien erweitern. Wenn man die Ursache des Hustens gefunden hat und sich der Husten trotz korrekter Behandlung nicht (schnell) genug bessert, so dass der Patient völlig erschöpft ist, kann man beim Erwachsenen für kurze Zeit Hustenstiller einsetzen. Bei älteren Menschen allerdings mit besonderer Vorsicht, da Hustenstiller auch dämpfend auf das Atemzentrum wirken, was bei bestehenden anderen Grundkrankheiten gefährlich sein kann.

Wann ist ein Arztbesuch angesagt?
Reagiert der nächtliche Husten nicht auf den Therapieversuch mit dem Nasenspray, dann empfiehlt sante24-Gesundheitsberaterin Angela Huber, Seraina vom Kinderarzt untersucht zu lassen. Es könnte dann noch eine Hausstaubmilbenallergie in Frage kommen oder eine asthma-ähnliche Komponente, die eine Therapie mit Inhalieren notwendig machen würde.

Dr. med. Silke Schmitt Oggier ist die Medizinische Leiterin von sante24. Die telefonische Gesundheitsberatung sante24 ist eine zentrale Dienstleistung von SWICA, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Die Fachkräfte von sante24 vereinbaren bei Bedarf einen Arzttermin und schaffen so die Grundlage für eine koordinierte und zielgerichtete Behandlung – von der ersten Beratung bis zum Therapieabschluss.

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