Das Risiko, an einem Diabetes mellitus Typ-2 zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter. Wenn in Ihrer Familie jemand bereits einen bestehenden Diabetes hat, noch mehr. Der Typ-2-Diabetes (auch als Alterszucker oder -diabetes bekannt) ist eine Stoffwechselerkrankung, bei welcher der Körper das selbst produzierte Insulin nicht ausreichend nutzen kann. Dadurch wird der Blutzuckerspiegel erhöht. Ein Typ-2-Diabetes entwickelt sich schleichend über Jahre, wobei Gefässe und Augen bereits frühzeitig geschädigt werden können. Zu den schweren Folgeschäden zählen: Herzinfarkt, Schlaganfall, Blindheit, ein Verlust von Gliedmassen oder Nierenversagen.
Nun wurde bekannt, dass dieses Risiko bereits bei Nüchtern-Blutzucker-Werten ansteigt, die als normal (<5.5 mmol/l oder 100 mg/dl) bewertet werden. Dies ist das Ergebnis einer großen Bevölkerungsstudie unter Führung von Hans-Georg Joost, dem wissenschaftlichen Direktor des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE).
Etwas Geschichte dazu:
Bereits vor sechs Jahren hatte die Amerikanische Diabetes Gemeinschaft empfohlen, den Grenzwert für einen gestörten Nüchtern-Blutzucker von 6.1 mmol/l oder 110 mg/dl auf den derzeit gültigen Wert von 5.5 mmol/l oder 100 mg/dl zu senken. Dabei orientiert sich der aktuelle Wert an bisherigen Forschungsergebnissen. Seit der Neuregelung im Jahr 2003 ist jedoch ein Streit unter den Experten entbrannt. Einige Mediziner halten den neuen Wert für zu niedrig, um Diabetes-Risikopersonen gezielt zu identifizieren. Wiederum andere plädieren dafür, jeglichen Schwellenwert zu streichen.
Um zur Klärung dieser Streitfrage beizutragen, werteten die Wissenschaftler um Hans-Georg Joost die Daten einer 589 Personen umfassenden und nach dem Zufallsprinzip ausgewählten Teilgruppe der prospektiven Potsdamer EPIC-Studie* aus. Alle Personen der Teilgruppe waren zum Zeitpunkt der Blutentnahme nüchtern. In einem Beobachtungszeitraum von sieben Jahren erkrankten 153 der Personen an einem Typ-2-Diabetes.
«Es geht uns nicht darum, einen großen Teil der Bevölkerung für 'krank' zu erklären, sondern darum, die notwendige Prävention sinnvoll anzuwenden», kommentiert Hans-Georg Joost. Denn Prävention bedeutet Selbstbestimmtheit und langfristige Lebensqualität.
Was heisst denn nun Diabetes-Prävention konkret?
Zu den wichtigsten Faktoren zählen sicherlich Ihr Gewicht und Ihre Ess- und Bewegungsgewohnheiten. Folgendes können Sie aktiv beitragen:
- Halten Sie Ihr Gewicht im Normbereich (Normbereich: Grösse in Zentimeter minus 100).
- Falls Sie darüber liegen, überlegen Sie, ob und wie Sie Ihr Gewicht senken können. Eine persönliche Ernährungsberatung oder ein Essens-Check kann Ihnen da behilflich sein. Unter: http://www.svde-asdd.ch/de/index.cfm?treeID=10 finden Sie eine dipl. ErnährungsberaterIn HF/FH in Ihrer Region für ein persönliches Gespräch. http://www.famillesuisse.ch/benefit/du-bist-was-du-isst Hier können Sie als FamilleSuisse-Mitglied einen Essens-Check bestellen, der Ihnen aufzeigt, was gut läuft in Ihrer Ernährung und welches Verbesserungspotential Sie haben.
Essgewohnheiten überdenken
Beim Essen können Sie selbst viel bewirken. Suchen Sie sich einen der untenstehenden Punkte, der Ihnen passt, raus und versuchen Sie ihn mal ein bis zwei Wochen umzusetzen. Ziehen Sie dann Bilanz über das Erreichte und wie Sie weiterfahren wollen.
- Trinken Sie pro Tag 1 ½ bis 2 Liter ungesüsste Getränke. In der Diabetes-Prävention ist das Meiden von Süssgetränken wie auch Fruchtsäften eine der wichtigen Massnahmen, da diese «flüssigen Zuckerarten» blitzschnell ins Blut sausen.
- Essen Sie 2 – 3 Portionen Salat und Gemüse pro Tag. Die jetzige Saison ist ideal, um frisches, knackiges Gemüse und Salat auszuprobieren. Auch Suppen – kalt wie warm – können Sie ungeniert dazuzählen. Mit Gemüse und Salat vermindern Sie die Energiedichte Ihrer Mahlzeit; Ihr Gewicht dankt Ihnen dafür.
- Bevorzugen Sie Vollkornbrot statt Ruch- oder Weissbrot. Die Nahrungsfasern des Vollkornbrots verhelfen Ihnen zu einer schnellen Sättigung und lassen Ihren Blutzucker langsamer ansteigen. Ob das Vollkornbrot ausgemahlt ist oder ganze Kerne enthält, ist egal. Wählen Sie aus, was Sie mögen.
- Seien Sie sparsam mit Fett. So sparen Sie Energie und können Ihr Gewicht wirkungsvoll senken oder stabil halten. Dies können Sie bereits beim Einkaufen, indem Sie auf die Analyse achten. Oder Sie können das sichtbare Fett einsparen, indem Sie beim Kochen und Backen geizig mit Butter, Öl oder Bratfett umgehen und Sie können dies auch über das Streichfett erreichen. Indem Sie die Butter- oder Margarinemenge, die Sie aufs Brot streichen, überdenken und reduzieren. Wählen Sie die Massnahme, die Ihnen am leichtesten fällt und bei der Sie Sparpotential erkennen!
- Halten Sie Mass beim Süssen. Eine Portion Schoggi, Guetsli, Glacé oder Schleckzeug pro Tag entspricht der Empfehlung der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung.
- Überdenken Sie Ihren Alkoholkonsum. Trinken Sie nur dann, wenn Sie wirklich wollen, und Genuss erhalten. Und vermeiden Sie gewohnheitsmässiges Trinken oder Trinken aus Höflichkeit. Alkohol enthält einserseits Kilokalorien, anderseits verlangsamt er eine Gewichtsabnahme deutlich.
Bewegung:
10'000 Schritte empfiehlt uns das Bundesamt für Gesundheit pro Tag. Jeder Schritt ist ein Schritt in die richtige Richtung. Nehmen Sie Ihre «Alltags-Strecken» unter die Füsse. Mit einem Schrittzähler finden Sie heraus, wie viele Schritte Sie pro Tag gehen. Diese erhalten Sie in Sportgeschäften.
Hintergrundinformationen zur oben genannten Studie:
Die *Potsdamer EPIC (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition)-Studie mit mehr als 27'500 StudienteilnehmerInnen im Erwachsenenalter leitet Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE). Sie ist Teil der Gesamt-EPIC-Studie. Die EPIC-Sudie ist eine prospektive, 1992 begonnene Studie, die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Krebs und anderen chronischen Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes untersucht. An der EPIC-Studie sind 23 administrative Zentren in zehn europäischen Ländern mit 519'000 Studienteilnehmern beteiligt.
Bei der Auswertung einer prospektiven Studie ist es wichtig, dass die TeilnehmerInnen zu Beginn der Studie noch nicht an der zu untersuchenden Krankheit leiden. Die Risikofaktoren für eine bestimmte Erkrankung lassen sich so vor ihrem Entstehen erfassen, wodurch eine Verfälschung der Daten durch die Erkrankung weitgehend verhindert werden kann – ein entscheidender Vorteil gegenüber retrospektiven Studien.
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