Menschen mit Essstörungen sind auf Unterstützung angewiesen
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Essstörungen verstehen – Unterstützung durch das Umfeld

Hilfe, meine Freundin wird immer dünner – was kann ich tun?

Im letzten Artikel haben wir Ihnen die Essstörung „Magersucht“ vorgestellt, weitere Essstörungen wie die Bulimie und das Binge-Eating-Disorder folgen. Vielleicht kennen Sie jemanden, der Betroffen ist und wissen nicht, wie Sie es ansprechen können? Erfahren Sie hier mehr darüber, wie Sie handeln können.

 

Ansprechen oder nicht?

Für die meisten Menschen mit einer Essstörung ist es sehr schwierig, darüber zu sprechen. Dies einerseits aus Scham oder andererseits, weil sie vielleicht selber noch nicht anerkennen, dass ihr Essverhalten gestört ist. Selbst innerhalb einer Familie oder Partnerschaft findet häufig ein sozialer Rückzug statt, wodurch die Kontakte oberflächlich werden. So kann es beispielsweise am Familientisch zu häufigem Streit über das Essen kommen, ohne das dahintersteckende Probleme besprochen werden. Viele Familien oder Partnerinnen und Partner drehen sich damit im Kreis und wissen nicht, wie sie das Problem konstruktiv angehen können.

Ansprechen oder nicht? Menschen mit Essstörungen sollten darauf angesprochen werden. Die Gespräche und die Konfrontationen mit der Problematik geben häufig den entscheidenden Anstoss, sich Unterstützung zu holen.

 

Wie spreche ich es an?

Die Arbeitsgemeinschaft Ess-Störungen AES hat wichtige Punkte für das Ansprechen einer betroffenen Person definiert. Folgendes schlägt die AES vor:

  • Machen Sie der Person klar, dass sie Ihnen wichtig ist, und dass Ihnen an ihrem Wohlergehen liegt. Sagen Sie, dass Sie sich Sorgen um sie machen.
  • Teilen Sie ihr mit, was Ihnen aufgefallen ist, welche Sorgen Sie sich machen, wie Sie sich darüber fühlen. Sprechen Sie von sich, das heisst in der Ich-Form.
  • Sprechen Sie das Essverhalten nicht beim Essen an, das stresst die andere Person nur, und dann kommt sie eher in eine Abwehrhaltung.
  • Vermeiden Sie Vorwürfe. Beachten Sie, dass Menschen mit Essproblemen – vor allem im Fall der Bulimie oder des Binge Eating – sich für ihr Verhalten oft sehr schämen.
  • Drängen Sie die Person nicht, ihr Essverhalten zu ändern. Das treibt sie höchstens in die Isolation. Erkennen Sie an, dass sie ihr Essverhalten derzeit als Hilfe zur Bewältigung von Problemen oder unangenehmen Gefühlen braucht. In anderen Worten: Oft ist ein «gestörtes» Essverhalten ein Lösungsversuch für Probleme!
  • Fragen Sie und versuchen Sie zu verstehen, was die Person bewegt, was die Probleme sein könnten hinter dem Essverhalten. Oft sind das Überforderung, Minderwertigkeitsgefühle, Unausgefülltsein, Selbstabwertung, mangelnde Eigenständigkeit, Beziehungsprobleme, Ablösungsprobleme, unerfüllte Bedürfnisse nach Selbständigkeit und Abgrenzung, Körperabwertung, Abwertung der eigenen Weiblichkeit oder Männlichkeit.
  • Fragen Sie, was der Person helfen könnte und womit Sie ihr helfen könnten. Nehmen Sie ernst, was Ihnen die Person sagt: Sie weiss selbst am besten, was sie braucht.
  • Teilen Sie der Person mit, dass es Hilfe gibt, machen Sie Hoffnung, vermitteln Sie ihr die Adresse einer Fachstelle.
  • Lassen Sie sich selbst von einer Fachperson beraten und unterstützen. Es ist verständlich, dass Sie als Laie mit der Situation überfordert sind. Wenn Sie fachliche Hilfe in Anspruch nehmen, sind Sie nicht zuletzt auch ein Vorbild für die Person mit dem Essproblem, und sie tut es Ihnen eher gleich.

Übernommen von www.aes.ch

Mehr Informationen und Unterstützung für Betroffene sowie Angehörige finden Sie auf der Homepage der AES.

 

Wir wünschen Ihnen viel Mut und Kraft beim Ansprechen.

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