Die zehnjährige Interphone-Studie liefert keine eindeutigen Ergebnisse.
Trotz der nicht eindeutigen Ergebnisse lautet die Kernaussage, dass es keine Hinweise gibt, die auf einen Zusammenhang zwischen der Benutzung von Handys und einer erhöhten Krebsgefahr deuteten. Hunderttausende Menschen aus 13 Ländern wurden von den Forschern während zehn Jahren untersucht. Aber es gibt kein greifbares Indiz, dass Handys tatsächlich Hirnkrebs auslösen können. Die Interphone-Studie der International Agency for Research on Cancer (IARC) ist nach zehn Jahren abgeschlossen. Mehrere Teilstudien erschienen seit dem Jahr 2000 in verschiedenen Fachzeitschriften. Jetzt liegt das Endergebnis vor, was die meisten Mobil-Telefonierer beruhigen dürfte. Aber auch für Pessimisten bleibt Raum offen für Gegenargumente. «Ein erhöhtes Risiko von Hirnkrebs ist aus den Interphone-Daten nicht ablesbar», sagte Christopher Wild, Direktor der IARC, jener Abteilung der Weltgesundheitsorganisation WHO, die für das Mammutprojekt verantwortlich zeichnet. Auch die Mainzer Statistik-Professorin Maria Blettner kommt zum Schluss, dass Handys mit grosser Wahrscheinlichkeit keine Hirntumore auslösen. Die Endfassung der Interphone-Studie wurde am 18. Mai 2010 im «International Journal of Epidemiology» veröffentlicht.
Und wie steht es mit den Handykopfschmerzen?
Es ist ja beruhigend, dass Mobiltelefone offenbar keine Hirntumore wuchern lassen. Aber wie ist das mit den Kopfschmerzen, über die Vieltelefonierer zuweilen klagen (Linkstelefonierer haben sie links, Rechtstelefonierer rechts).
Ich befragte dazu einen Experten, den Neurologen Reto Agosti, Leiter des Kopfwehzentrums Hirslanden Zürich. «Ich glaube nicht, dass Telefonieren mit dem Handy gesundheitsschädigend ist», beruhigt Doktor Agosti. «Dass die Ohren beim langen Telefonieren heiss werden, liegt daran, dass sie Wärme abgeben, die durch den dauernden Kontakt mit dem Gerät gestaut wird. Dagegen hilft am besten, das Telefon abwechslungsweise am rechten und am linken Ohr zu halten. Noch besser ist es natürlich, nicht allzu viel und allzu lange zu reden.»
Es gebe 200 Arten von Kopfweh, gibt der Experte zu bedenken, «50 bis 90 Prozent der Gesamtbevölkerung leiden hin und wieder unter Spannungskopfschmerz, 25 Prozent leiden unter gelegentlichen Migräneattacken und zwei Prozent müssen leider mit täglichen Kopfschmerzen leben. Da ist es statistisch nicht relevant, wenn hin und wieder nach dem Telefonieren Kopfschmerzen auftauchen.»
Die Ursachen der Schmerzen, die Vieltelefonierer oft beklagen, ortet Agosti nicht in der Mikrowellenstrahlung der Telefone, sondern in der verkrampften Haltung, die man oft beim Telefonieren einnimmt, beispielsweise, wenn man das Gerät zwischen Schulter und Ohr einklemmt, um gleichzeitig auf dem Computer Notizen machen zu können: «Dagegen kann ein Headset helfen. Ursache der Schmerzen sind meist Verspannungen. Die bekämpft man aber am besten durch Entspannungsübungen, Sport und Bewegung an der frischen Luft.» Und im Notfall darfs auch mal ein Panadol sein.
Und prompt quälen mich nach dem Telefonieren Schmerzen im Nacken, die bis zum Kopf ausstrahlen. Hätte wohl doch besser ein Headset aufgesetzt, statt das I-Phone beim Telefonieren einzuklemmen, um beide Hände frei zu haben …