Jodtabletten für den Notfall
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Jodtabletten: Wann und wie kommen sie zum Einsatz?

In den nächsten Wochen werden alle Personen in der Schweiz, die im Umkreis von 50 Kilometer von einem Kernkraftwerk wohnen, neue Jodtabletten geschickt bekommen. In welchem Szenario die Tabletten genommen werden sollen und wie sie wirken, weiss der neue Gesundheitstipp.


In welchem Szenario kommen die Tabletten zum Einsatz?

Das wichtigste zuerst: Die Jodtabletten sind nur für den Notfall gedacht. Sie würden im extrem seltenen Fall eines Unfalls in einem Kernkraftwerk zum Einsatz kommen. Die Tabletten dürfen nicht ohne die klare Anweisung des Bundes eingenommen werden, da sie im schlimmsten Fall zu einer Jodvergiftung führen können.
Die Schweiz betreibt zurzeit drei Kernkraftwerke, alle im Kanton Aargau. Sie produzieren und versorgen die Bevölkerung mit Strom. Ein Abfallprodukt, das bei der Stromproduktion in einem Kernkraftwerk entsteht, ist radioaktive Strahlung. Damit diese gesundheitsschädliche Strahlung nicht austritt, haben Kernkraftwerke extrem hohe Sicherheitsanforderungen. Sollte es trotzdem zu einem Atomunfall in der Schweiz oder im nahen Ausland kommen, ist eine (von vielen) Massnahmen des Bundes, dass die Bevölkerung Zugang zu Jodtabletten hat.
 

Wie wirken die Tabletten?

Bei einem Unfall in einem KKW kann es passieren, dass radioaktives Jod austritt und in die Luft gelangt. Menschen können es also einatmen oder über Nahrung zu sich nehmen. Das radioaktive Jod sammelt sich in der Schilddrüse unterhalb des Kehlkopfes an und kann dort langfristig Krebs verursachen. Wenn die Jodtabletten rechtzeitig eingenommen werden, kann sich das radioaktive Jod aus der Luft nicht in der Schilddrüse ansammeln, da diese bereits das Jod aus den Tabletten aufgenommen und keine Kapazität mehr hat. Der rechtzeitige Einnahmezeitpunkt ist also ausschlaggebend für die Wirksamkeit der Jodtabletten und wird deshalb im Ernstfall vom Bund vorgegeben. Vor anderen Gesundheitsgefährdungen durch radioaktive Strahlung schützen die Jodtabletten allerdings nicht.

 

Für wen sind die Tabletten bestimmt?

Da das Risiko für Schilddrüsenkrebs im Alter erheblich abnimmt, sind die Tabletten nur für Menschen unter 45 Jahren gedacht. Besonders gefährdet sind aber Kinder, Jugendliche und Schwangere. Personen mit Schilddrüsenproblemen oder Jodallergien sollten sich beim nächsten Arztbesuch bei ihrem Hausarzt erkundigen, wie sie sich bei einem nuklearen Unfall verhalten sollen.
 

Wieso braucht der Körper überhaupt Jod?

Jod ist lebenswichtig für Menschen, da das Spurenelement unter anderem für die Zellteilung, Wachstum und die Entwicklung des Nervensystems ist. Ausserdem braucht die Schilddrüse Jod für die Herstellung der Schilddrüsenhormone. Jodmangel kann zu einer Vergrösserung der Schilddrüse führen. Noch vor 100 Jahren war dieses Phänomen in der Schweiz extrem verbreitet und die Schwellung am Hals wurde «Kropf» genannt. Anfang des 20. Jahrhundert entdeckte ein Schweizer Arzt den Zusammenhang zwischen den Kröpfen und dem Jodmangel – seither wird dem Tafelsalz Jod beigemischt, um Jodmangel vorzubeugen.
 

Bei weiteren Fragen rund um die Gesundheit steht SWICA-Versicherten die telemedizinische Beratung von santé24 unter der Nummer +41 44 404 86 86 kostenlos zur Verfügung. Eine Praxisbewilligung für Telemedizin ermöglicht es den Ärzten von santé24 zudem, bei telemedizinisch geeigneten Krankheitsbildern weiterführende ärztliche Leistungen zu erbringen. Mit der medizinischen App BENECURA können SWICA-Versicherte ausserdem bei Krankheitssymptomen einen digitalen SymptomCheck machen und erhalten Empfehlungen fürs weitere Vorgehen. Bei einem anschliessenden Telefonat mit santé24 entscheidet der Kunde im Einzelfall selber, ob er die im SymptomCheck gemachten Angaben santé24 freigeben möchte.

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