Der S-Max 2010 kommt in sehr sportlicher Optik daher.

Landschaft in weiss - der Ford S-Max 2.0 EcoBoost

In seinem neusten Kleid sieht der Ford S-Max etwas gar brachial aus. Seine inneren Werte allerdings überzeugten Familie Matter vollkommen.

 

Beats Männermeinung:

«Landschaft in weiss.» Das war der Titel, den ich dem vierrädrigen Gemälde spontan gegeben hätte, als mir der Ford S-Max 2,0 EcoBoost SCTi übergeben wurde. Und dieser weisse Riese, der in der Abendsonne vor mir glänzte und dessen verchromte Türabschlüsse mich blendeten, schien mir optisch sehr auf Sportlichkeit getrimmt zu sein. Für meinen Geschmack sogar etwas zu sehr. «Ford kinetic Design», heisst das Konzept, nach welchem der amerikanische Autohersteller seit einiger Zeit seine Fahrzeuge entwirft. In der Praxis äussert sich das in dynamischen Formen. Häufig dominieren trapezförmige Elemente, die mir durchaus gefallen. Den S-Max halte ich von seiner Grundform her für einen der schönsten Vans auf dem Markt. In der Version 2010, die wir testen durften, vermisse ich allerdings ein wenig Understatement. Die Front ist sehr aggressiv gestaltet. Die getönten Scheiben und die grossen Alu-Felgen sorgten dafür, dass dem Wagen in der Agglomeration häufig nachgeschaut wurde. Rundherum sind lackierte Kunststoffteile angebracht, die auf den ersten Blick zwar schnittig aussehen, bei näherem Hinsehen allerdings etwas lieblos wirken.

Im Innenraum des S-Max fühlte ich mich schon nach kurzer Fahrzeit zu Hause. Der sanft aufgeladene Zweiliter-Motor sorgt für ordentlichen Schub. Alles ist sauber verarbeitet, Fahrgeräusche kaum wahrnehmbar, die Armaturen sind übersichtlich gestaltet, die Unterhaltungselektronik inklusive Navigationsgerät ist über einen zentral angelegten Touchscreen zu bedienen. Seltsamerweise schien mir der Radioempfang nie wirklich erstklassig. Weshalb ich mich neben dem Fahren unnötig oft um die Suche eines neuen Senders kümmern musste.

 

"Die getönten Scheiben und die grossen Alu-Felgen sorgten dafür, dass dem Wagen in der Agglomeration häufig nachgeschaut wurde."

 

Genau in solch einer Situation verblüffte mich der S-Max. Ich war unterwegs auf einer Überlandstrasse, fixierte mit einem Auge die Strasse und mit dem anderen das Radio-Display, als plötzlich ein Alarmton aufheulte. Vor mir war ein Autofahrer mitten auf einer 80er-Strecke schlagartig auf die Bremse getreten. Der S-Max erkannte die Gefahr und lenkte meine volle Aufmerksamkeit rechtzeitig wieder auf die Strasse. Ich hatte genügend Zeit, um abzubremsen und dem Automobilisten vor mir den Vogel zu zeigen.

Im familiären Alltagsgebrauch kam der S-Max nie an seine Kapazitätsgrenzen. Sowohl auf der Rückbank, als auch im Kofferraum gab es Platz im Überfluss. Und egal ob Kind oder Koffer, stets hatte man auch vom Fahrersitz aus alles im Blick, was hinter einem abläuft. Ein wirklich praktischer, zusätzlicher Spiegel, der aus dem Himmel abgeklappt werden kann, sorgt für Rundumsicht innerhalb des Fahrzeugs. Die Sicht nach aussen, hauptsächlich nach hinten, war durch die abfallende Dachlinie allerdings etwas eingeschränkt. Durch eine sehr zuverlässige Distanzkontrolle war das Rangieren mit dem nicht eben kleinen Wagen dennoch nie ein Problem.

Ein bezauberndes Detail war das riesige Panoramadach. Schade bloss, liess es sich nicht öffnen. Dafür konnte man es mit einer elektrischen Sonnenstore verdunkeln. Seltsamerweise wollte Janick stets, dass wir die Store schliessen. Vielleicht faszinierte ihn allerdings mehr der Schliessvorgang, als das Geschlossensein. Während der S-Max bei Fahrpausen aufgrund seiner schieren Grösse für Janick zum Abenteuerspielplatz mutierte, hatte Esther zunächst etwas Respekt vor den Dimensionen des Fahrzeuges. Ich musste deshalb zwei Grosseinkäufe mehr übernehmen als üblich. Dies, weil die Einfahrt ins Einkaufszentrum unseres Vertrauens überaus eng ist. Ich glaube, es spricht sehr für den S-Max, dass ich die mir zusätzlich aufgebrummten Einkäufe gar nicht so ungern übernahm.

 

 

Esthers Frauenmeinung:

Etwas protzig erschien mir der Ford S-Max auf den ersten Blick. Doch das lag wohl vor allem am Äusseren des Wagens, das sich schneeweiss, mit viel Plastik und getönten Scheiben präsentierte. Und Äusserlichkeiten sind bekanntlich Geschmacksache.

Auf jeden Fall konzentrierte ich mich schnell auf die inneren Werte des Wagens. Denn diese konnten sich wahrlich sehen lassen. Platz im Überfluss war sowohl bei den Vorder- und Rücksitzen als auch im Kofferraum vorhanden. Unseren grossen Kinderwagen brauchte ich nicht einmal auseinander zu nehmen, um ihn zu verstauen. Ein zusätzliches Kind und entsprechend mehr Gepäck mitzuführen, klappte ebenfalls problemlos. Das zeigte sich, als wir einen Ausflug mit Beats Göttibueb Pascal unternahmen. Ich bin mir sicher: Auch eine Familie mit drei Kindern könnte mit dem S-Max mühelos in die Ferien fahren. Eine Grossfamilie mit vier oder gar fünf Sprösslingen könnte den Wagen ebenso sorgenfrei im Alltag einsetzen, denn auf Wunsch können im Kofferraum zwei zusätzliche Sitze montiert werden.

In einer Pressemitteilung bezeichnet Ford den Heckbereich des S-Max als «muskulös». Eine Bezeichnung, die ich in diesem Zusammenhang eher amüsant, denn zutreffend finde. Wohl deutete die Optik insgesamt auf ein sportliches Fahrzeug hin. Aber «muskulös» beziehungsweise kraftvoll wäre dann doch eher die zutreffende Beschreibung für den Motor. Es machte Spass, bei passenden Gelegenheiten – natürlich immer im Rahmen der erlaubten Geschwindigkeit – auf das Gaspedal zu drücken. Bei Fahrten auf der Autobahn, sei es bei der Einfahrt oder auch beim Überholen, war die rasante Beschleunigung zudem sehr angenehm, weil man damit ideal auf jede Situation reagieren konnte.

 

"Auf jeden Fall konzentrierte ich mich schnell auf die inneren Werte des Wagens. Denn diese konnten sich wahrlich sehen lassen."

 

Den im S-Max vorhandenen Sonnenbrillen-Halter kannte ich inzwischen aus anderen Fahrzeugen. Doch einmal mehr realisierte ich, wie sehr ich dieses Detail schätze. Ausserdem gab es im Auto über dem Innen-Rückspiegel einen zusätzlichen Spiegel, der herunter geklappt und in alle Richtungen verstellt werden konnte. Eine prima Sache, vor allem wenn ich mit Janick alleine unterwegs war. Somit konnten wir mit einem kurzen Blick in den Spiegel Sichtkontakt zueinander aufnehmen. Oder ich merkte schnell, wenn Janick im Auto einschlief.

Ich verbringe nicht wenig Zeit damit, Gegenstände in meiner Handtasche zu suchen. Wo ist die Trinkflasche von Janick? Wo ist der Nuggi? Ach und wo hat sich bloss der Autoschlüssel versteckt? Die Suche nach letzterem erübrigte sich mit dem S-Max. Weder für das Auf- und Abschliessen des Wagens noch für das Starten des Motors musste der Autoschlüssel in ein Schloss gesteckt werden. Der smarte Wagen merkte, wenn der Fahrer in der Nähe war. Der Autoschlüssel konnte dabei in der Hosentasche oder eben in der Handtasche bleiben. Meistens praktisch. Manchmal unpraktisch. Etwa, als Beat mich und Janick im Wagen zurückliess, um an der Tankstelle zu bezahlen und dabei den Autoschlüssel in der Hosentasche mittrug. Da war es beim besten Willen nicht mehr möglich, die Musik einzuschalten, so sehr Janick auch darauf drängte.

Ein Lob verdient das im Sportvan integrierte Navigations-System. Die Bedienung per Touchscreen war sogar für mich unerfahrene Benutzerin kinderleicht. Entschied man sich trotz bestimmter Anweisung der Frauenstimme - «bitte wenden Sie bei der nächsten Gelegenheit» - dafür, einen anderen Weg zu fahren, wurde dies gefügig akzeptiert. Die Route wurde neu berechnet und die Frauenstimme diktierte, wieder lieblich, den neuen Weg. Nur einmal erwischte die Sprecherin des Navigations-Systems einen schlechten Tag: Sie führte uns weg von der Autobahn und direkt in den sonntäglichen Stau in einem nicht unbedingt sehenswerten Zürcher Vorort. Nur um uns anschliessend wieder auf die zuvor verlassene Autobahn zu lotsen. Die Zürcher Westumfahrung war der Dame noch nicht bekannt. Trotz allem Ärger war diese Erfahrung lehrreicht. Auch mit besten technischen Geräten sollte man den gesunden Menschenverstand nie ganz ausser Acht lassen.

Ach ja, einkaufen war ich mit diesem Auto nie. Inzwischen ist es mir wegen meines riesigen, schweren Schwangerschaftsbauchs lieber, wenn Beat den Einkauf übernimmt. Die Einfahrt ins unser Stamm-Einkaufszentrum ist zudem wirklich eng. Und meine angedeuteten Befürchtungen, ob ich den grossen Wagen ohne einen Kratzer an der Barriere vorbei bringe, zeigten deshalb bei Beat sofort Wirkung. Geschafft hätte ich die Einfahrt natürlich problemlos. Doch das muss Beat ja nicht wissen.

Beat und Esther Matter
Mitarbeit: Janick

 

 

Technische Daten: 

Ford S-MAX Titanium S, 2.0 EcoBoost SCTi

Masse: Länge: 4,77 Meter, Breite: 1,88 Meter, Höhe: 1,66 Meter, Leergewicht: 1676 Kg, Gesamtgewicht: 2405 Kg, Zuladung: 355 Kg, Kofferraumvolumen: 1051 bis 2000 Liter, Sitzplätze für 5 Personen. Zwei Sitze im Fond mit Isofix-Befestigungen für Kindersitze ausgerüstet. Zwei zusätzliche Sitze optional erhältlich.

Motor: 4 Zylinder-Benzinmotor, Turbogeladen, 1999 cm3, 149 kW/203 PS

Verbrauch: Gesamt: 8,1 Liter/100 Kilometer (gemäss Herstellerangaben), CO2-Emissionen: 189 g/km.

Preis: 55‘800 Franken (Grundpreis) Der Testwagen verfügte zusätzlich über das Business 2 Paket, das Executive 1 Paket, über Einstiegszierleisten in Edelstahl mit S-Max-Logo, über den adaptiven Tempomat ACC, sowie über elektrisch einklappbare Aussenspiegel und Einstiegsbeleuchtung. Der Testwagen kostete insgesamt 63‘750 Franken.

 

Immer diese Namen!

Wieso geben eigentlich immer die Ingenieure den Autos Namen und nicht die Kinder? Statt «Ford S-MAX Titanium S, 2.0 EcoBoost SCTi» würden die Autos dann Tim, Struppi oder Hotzenplotz heissen …

Namensthematik

Ich denke, es sind eher irgendwelche Marketing-Gurus, die die Namen verleihen. Im konkreten Fall steht das "S" für Space (Raum, Platz) und das "MAX" natürlich für maximal, unbeschränkt. Der Rest hintendran bezeichnet dann bloss noch den Ausstattungstyp und vor allem die Motorenvariante.

Aber es gibt sie durchaus, die weniger technokratischen Autonamen: Alte Kisten, wie etwa der Opel Kapitän oder der Opel Admiral. Die 1968er-Ikone Ford Mustang, natürlich den VW Käfer, den würzigen Renault Safrane etc etc. Vielleicht wäre ein Revival gefragt.

Revival der richtigen Namen

In der Tat, ein Revival ist angesagt. Will ein Autobauer einen Klassiker bauen, der den Zeitgeist überdauert, gibt er ihm sicher richtige Namen wie Silver Ghost oder Fleetwood, Alpine oder Lombardi. An solche Autos erinnert man sich später. Aber kein Mensch wird in 30 Jahren schwärmen: «Weisst du noch, damals als ich den XqP 6,8 Max. pt3 S 25 CPTBoost Eco hatte, das war noch ein Auto …»

Ausnahmen bestätigen ...

;-) Im Grundsatz bin ich ganz klar einverstanden. Aber es gibt auch da, wie überall, Ausnahmen: Ich kenne viele, die ob der blossen Zahl 911 ins Schwärmen geraten (Porsche). Die Zahl 500 stimmt so manchen nostalgisch (Fiat). Die Zahl 512 ist auch nach 20, 30 Jahren noch der Inbegriff für Vulgäres (Ferrari). Für die Bezeichnung M3 am Heck würde so mancher Agglomerationsbewohner so manch Verbotenes anstellen (BMW). Der MX5 ist aus sich mir nicht erschliessenden Gründen Kult (Mazda). Und hey, selbst ich denke hie und da gerne an meinen 19 zurück (Renault).

Zitat vom Fachmann

Sogar Richard Hammond, Mitglied des Moderatorentrios der uneingeschränkt empfehlenswerten Autosendung "Top Gear" auf BBC (oder im Internet) äusserte sich jüngst in einem Beitrag zum Thema: "Thing is, they seemed to have the names to match the style", schreibt er über legendäre Muscle-Cars.

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