Fragen an Dr. med. Matin Denz: Sonnenmangel in der Winterzeit
Petra Imhof fühlt sich seit ein paar Wochen erschöpft, kann sich nur schlecht konzentrieren und leidet trotz Müdigkeit an Schlafstörungen. Sie hat gelesen, dass es im Winter aufgrund fehlenden Sonnenlichts zu einem Vitamin-D-Mangel, ja gar zu einer Winterdepression kommen könne. «Wie erkenne ich, ob es mir an Vitamin D fehlt»? fragt sie bei ihrem Anruf bei der telefonischen Gesundheitsberatung von sante24.
Was sind die Anzeichen eines Vitamin D-Mangels?
Müdigkeit, Energielosigkeit, Konzentrationsstörungen oder Niedergeschlagenheit, sowie Heisshunger auf Süssigkeiten und Kohlenhydrate im Winter können Anzeichen für eine Winterdepression sein. Aber anhaltend schlechte Stimmung oder Schlafstörungen können auch ein Hinweis auf Vitamin D-Mangel sein. Hinzu kommen körperliche Beschwerden wie eine erhöhte Infektanfälligkeit, Kopf- und Gelenksschmerzen, Kreislaufprobleme oder Schwindelanfälle, wenn das «Sonnenvitamin» D fehlt. Wegen der fehlenden Sonne verfügt der Körper während der Wintermonate nicht über genügend körpereigenes Vitamin D.
Wie wirkt Sonnenlicht?
In der Haut wird durch Sonnenlicht Vitamin D gebildet. Es wirkt ähnlich wie ein Hormon und wird in fast allen Organen aktiv und abgelagert. Das Sonnenlicht hat auch einen regulierenden Einfluss auf den Schlaf-Wach-Rhythmus, indem es die Produktion von Hormonen im Hirn anregt.
Wer braucht Vitamin D?
Der eindeutige Nachweis eines Vitamin D-Mangels kann nur über Laboruntersuchungen erfolgen. Kinder, Frauen und ältere Erwachsene haben einen besonders hohen Bedarf an Vitamin D. Der Mangel hat in den letzten Jahren bei Kinder eher zugenommen; da sie weniger als früher draussen spielen. Auch wenn sich die Experten über Detailfragen streiten, gilt folgendes als gesichert: Ein Mangel an Vitamin D führt bei Kindern zu Rachitis (schwere Knochenwachstumsstörung). Vitamin D wirkt gegen Osteoporose, die besonders bei Frauen in der Menopause auftreten kann. Ausserdem hilft es älteren Menschen (ab 65 Jahren) Stürze zu vermeiden und das Risiko eines Knochenbruchs zu verringern.
Wie komme ich zu genügend Vitamin D?
Rund 80 Prozent des Vitamin D-Bedarfs deckt der Körper bei ausreichender Sonneneinstrahlung auf die Haut selbst. Im Winter ist aber eine ausreichende Eigenproduktion oft nicht gewährleistet. Vitamin D kann aber gespeichert werden indem im Sommer genügend Sonne «getankt» wird. Wer zwischen April und September täglich ca. 30 Minuten mindestens das unbedeckte Gesicht und die Hände von der Sonne bescheinen lässt, hat das ganze Jahr über genügend Vitamin D. Über die Nahrung erhält der Körper nur ca. 20 Prozent des Vitamin-D-Tagesbedarfs. Deshalb kann eine zusätzliche Vitamin D-Zufuhr im Winter Sinn machen.
Der von Petra Imhof vermutete Vitamin D-Mangel bestätigt sich bei einer Laboruntersuchung. Da sie ihren Mangel auf natürliche Weise beheben möchte, achtet sie während der Wintermonate bewusst auf Nahrungsmittel mit hohem Vitamin D-Gehalt. Es sind dies: Lebertran, fette Seefische (gesalzener Hering, Thunfisch, Sardinen), Wildlachs, Avocado, Eigelb, Speisepilze, Rindsleber, Milch und Milchprodukte. Zudem schaut sie beim Joggen darauf, dass sie in den Wintermonaten wenn immer möglich einen sonnigen Tag erwischt. Bereits drei Monate später sind ihre Werte wieder normal und sie fühlt sich fit.
Was kann ich gegen die Winterdepression machen?
Petra Imhof litt unter einer Winterdepression. Von einer solchen sind rund 10 Prozent der Bevölkerung betroffen. Eine ernsthafte saisonal abhängige Depressionen sollte fachärztlich abgeklärt werden. Eine leichte Winterdepression kann mit Hilfe von Lichttherapie behandelt werden. Man sitzt täglich, am besten morgens, 30–60 Minuten im Abstand von 50–80 Zentimetern vor einer Speziallampe (zu beachten ist, dass eine Bräunungslampe diesen Zweck nicht erfüllt) mit der Beleuchtungsstärke von 10 000 Lux. Diese gibt es im Handel in guter Qualität und zu einem erschwinglichen Preis in verschiedenen Grössen.
Dr. med. Martin Denz ist Chefarzt von sante24. Die telefonische Gesundheitsberatung sante24 ist eine zentrale Dienstleistung von SWICA, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Die Fachkräfte von sante24 vereinbaren bei Bedarf einen Arzttermin und schaffen so die Grundlage für eine koordinierte und zielgerichtete Behandlung – von der ersten Beratung bis zum Therapieabschluss.
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