Es gehört zum guten Ton, dass man in einer Partnerschaft lebt. Und wenn nicht, dass man nicht schon allzu lange alleine, also eben single, ist. Was immer auch «zu lange» bedeuten mag.
Jeder will verkuppeln
Wenn ich meinen Freunden sage, dass ich schon seit mehr als zwei Jahren Single bin, dann ist die Reaktion meist die selbe. Es beginnt mit der Frage, ob denn schon etwas «am Köcherln» sei. Verneine ich, folgen die Vorschläge. «Geh doch wieder mal in den Ausgang», oder «Ich melde dich bei Swissdate an», oder «Viele Leute finden sich heute ja im Internet, hast du das auch schon probiert?». Oder ganz schlimm: «Kennst du Maria (Name frei erfunden), die wäre doch etwas für dich!»
Weniger Probleme
Ungläubig bis schon fast schockiert zeigt man sich dann, wenn ich bekenne, mit diesem Status sehr zufrieden zu sein. Umso mehr irritiert mich dies, weil ich verschiedene Partnerschaften hatte und meine Erfahrungen gesammelt habe.
Etwas zynisch füge ich jeweils den Satz an, ich hätte im Moment keine zusätzlichen Probleme. Damit spiele ich an auf den Spruch, den ich an einer Hochzeit (!) gehört habe: «Nun könnt ihr gemeinsam Probleme lösen, die ihr vorher noch gar nicht gekannt habt.»
Allein
Zugegeben, es gibt diese Momente, in denen man Freud oder Leid gerne teilen würde mit dem einen Menschen, eben dem Partner, beziehungsweise der Partnerin. Manchmal tritt man in die heimischen vier Wände und schätzte es, wenn man erwartet würde. Statt dessen präsentiert sich die Wohnung genau so, wie man sie das letzte Mal verlassen hat.
Als Single überzeugt man sich in solch einer Situation aber rasch wieder, dass es insgesamt besser sei. Die Freunde sind doch auch noch da zum Feiern oder Trauern, und niemand ist mir böse, weil ich den Abwasch stehen gelassen habe.
Die Richtige
Schliesslich muss ich als Single doch auch zugeben, dass das Leben zu zweit sehr viele Vorteile hat. Nur, je länger man sein eigener Chef ist, desto schwieriger scheint man sich arrangieren zu können mit den Eigenheiten einer anderen Person.
Trotzdem stelle ich mir immer vor, dass ich es erkennen würde, wenn mir «die richtige» Person begegne - bisher ist dies ja noch nicht passiert.
Zu lange Single? Was meinen Sie?
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Neues Buch: Single-Frauen: Ledig – frei und unbeschwert?
Single-Frauen haben es schwer: Sie werden oft als «unvollständig» und von oben herab betrachtet und mit «guten» Ratschlägen eingedeckt, wie sie wohl endlich den Richtigen finden könnten. In den Hinterköpfen versteckt sich immer noch der Begriff der «alten Jungfer» und an den Stammtischen hört man den Spruch «die hat keinen abgekriegt».
Dass man auch als Single-Frau glücklich sein kann, zeigt das neue Buch «Single-Frauen: Ledig – frei und unbeschwert?». Es enthält 14 Portraits von Frauen, die – freiwillig oder schicksalsbedingt – ein Leben ohne «starken Mann» verbringen und dabei selber stark werden. Die Singles gehen ganz unterschiedlich mit ihrem Status um. Während die eine verunsichert und einsam ist, geniesst die andere ihre Eigenständigkeit.
Genauso unterschiedlich wie ihre Einstellung zum Single-Dasein sind die Lebensentwürfe der portraitierten Ledigen: von der eigenwilligen Poetin Dora Koster über die Journalistin Ruth Gassmann bis zur 93-jährigen Kämpferin für Gleichstellung. Lesenswert!