Mit dem Insight wird die Umwelt nicht geprügelt. Aber auch nicht gestreichelt.

Unser erster Hybrid

Der Honda Insight verbindet einen Benzin- und einen Elektromotor. Matters prüften, ob er auch Familienleben und Mobilität zu verbinden imstande ist.

 

Beats Männermeinung:

«Endlich!», dachte ich. Es dauerte ganz schön lange, bis ich endlich auch einmal ein solches Auto fahren durfte. Einige Jahre lang gibt es sie nun schon, die Hybrid-Autos. Einige Jahre ist es schon her, seit Toyota mit dem Hybrid-Klassiker Prius von vielen Seiten belächelt wurde und es dank bemerkenswerten Absätzen doch allen zeigen konnte. Doch auch Honda war von Anfang an dabei. Mittlerweile führt der Hersteller zwei Hybrid-Modelle und liefert mit dem Insight den nach eigenen Angaben ersten Hybrid, der in jedes Budget passt (ab 29‘800 Franken).

Der Insight kommt mit einer Kombination aus einem 1,3-Liter-Benzinmotor und einem unterstützenden Elektromotor daher. Die Kraftübertragung erfolgt über ein stufenloses Automatikgetriebe. Über die Bremsanlage wird Energie gewonnen und in den Akku zurückgeführt. In vielen selbst wählbaren Varianten wird dem Fahrer unterwegs mitgeteilt, ob er gerade mehr oder weniger öko unterwegs ist. Wobei es, so viel Ehrlichkeit muss schon sein, hier nicht um Kategorien wie «ganz sauber» oder «weniger sauber» geht, sondern vielmehr um «ein bisschen schmutzig» oder «ein bisschen weniger schmutzig».

Wirklich toll und den Ehrgeiz fördernd ist die farblich hinterlegte Geschwindigkeitsanzeige. Bewegte ich den Insight mit überaus sanftem Fuss, leuchtete mich ein natürlich grüner Farbton an. Musste es eher zackig vorwärts gehen, wurde ich mit einem frostigen Blau bestraft. Tatsächlich spürte ich von den ersten Fahrmetern an den Willen, so oft und so lange wie möglich im grünen Bereich zu bleiben. Doch das war mit dem Insight nicht einfach. Es bedurfte keines schweren Bleifusses und trotzdem war schon nichts mehr grün.

 

Wobei es, so viel Ehrlichkeit muss schon sein, hier nicht um Kategorien wie «ganz sauber» oder «weniger sauber» geht, sondern vielmehr um «ein bisschen schmutzig» oder «ein bisschen weniger schmutzig».

 

Denn streng und aus konventioneller Warte beurteilt ist der Insight untermotorisiert. Sowohl beim Benzin- als auch beim Elektromotor. Und sogar, was die Elektro-Kapazität angeht. Es war wirklich kaum möglich, den Wagen nur im Elektrobetrieb zu bewegen. Tempo halten ging meistens. Kaum jedoch war auch nur eine klitzekleine Steigung zu bewältigen, war der Elektromotor mit seinem Latein am Ende.

Schluss mit laufendem Motor war häufig. Eigentlich bei jedem Stopp-Signal. Die eingebaute Start-Stopp-Automatik sorgte dafür, dass der Motor beim Halten selbständig ausgeschaltet und beim Loslassen der Bremse wieder eingeschaltet wurde. Wobei es meist nicht so lange dauerte, bis der Motor wieder ansprang. In der düsteren, kalten Winterzeit liefen während unserer Testfahrten stets so viele elektrische Verbraucher (Licht, Heizung), dass der Motor jeweils verfrüht wieder eingreifen musste, weil der Akku schlapp zu machen drohte.

Weil Honda den Insight quasi als Budget-Hybrid vermarktet, fallen die Innenausstattung und das Platzangebot nicht eben üppig aus. Alles ist auf das Nötigste reduziert. Das reicht für den ganz normalen Alltag. Beim Thema Zuladung ist der Insight allerdings schon mit einem emissionsfreien Davoser Schlitten brutal überfordert. Bei der Innenausstattung dominiert charmefreoer Hartplastik.

Trotz allem: Der Insight macht den Spagat, den er sich selbst zu machen verpflichtet, nicht schlecht. Gleichzeitig führt er vor Augen, dass es verflixt schwierig ist, mit neuen Antriebskonzepten jenen Ansprüchen gerecht zu werden, die über Jahrzehnte und befeuert vom konventionellen Verbrennungsmotor gewachsen sind.

Der Insight ist ein Wagen, der seine Käufer dazu auffordert, zugunsten von weniger Schadstoffausstoss auf diesen oder jenen Schnickschnack zu verzichten. Die Grundbedürfnisse befriedigt er problemlos. Alles weitere, scheint der Insight vermitteln zu wollen, ist verzichtbarer Luxus in Zeiten wie diesen.

 

 

Esthers Frauenmeinung:

Beat und ich, wir waren beide sehr gespannt auf den Honda Insight Hybrid mit seinem angepriesenem tiefen CO2-Emissionswert. Der sparsame Insight kombiniert Benzin- und Elektro-Antrieb. Im Vorfeld konnte ich mir diese Kombination nicht wirklich vorstellen.

Als mir der Schlüssel für unseren Testwagen in die Hand gedrückt wurde fragte ich noch scheu, ob ich denn beim Fahren mit dem Hybrid etwas Besonderes beachten müsse. „Nein, nein, nur fahren“ war die Antwort. Also fuhr ich los und das Fahrgefühl unterschied sich nicht merklich von einem gängigen benzinangetriebenen Fahrzeug.

Auffallend war die grosse, runde Geschwindigkeitsanzeige. Leuchtete diese grün, fuhr man öko, bei blau mit Benzin. Diese Geschwindigkeitsanzeige zeigte zudem peinlich genau an, wie schnell oder langsam man unterwegs war. Wurde die Geschwindigkeit von 50 Kilometer pro Stunde überschritten, ertönte ein Piepsen. Ich schätzte diese Warnung beim Fahren Innerorts sehr. Nicht selten passiert es mir sonst, dass ich bei einem Blick auf den Tachometer merke, dass ich versehentlich schneller fahre als ich eigentlich wollte.

 

"Wenn alle Fahrzeuge nur schon ein bisschen weniger Schadstoffe ausscheiden würden, wäre der Effekt gigantisch und würde einiges Bewirken."

 

Doch die Geschwindigkeitsanzeige leuchtete leider längst nicht immer grün. Auch wenn ich wie auf rohen Eiern fuhr, beim Beschleunigen des Fahrzeuges kam fast immer der Dieselmotor zum Einsatz. Doch ich bin mir sicher: Übung macht den Meister! Und der Anspruch, möglichst oft mit grüner Anzeige zu fahren, ist eine willkommene Herausforderung.

Für eine Familie mit Kleinkindern ist der Insight nicht geeignet, denn der Stauraum ist sehr beschränkt. Als wir einen Ausflug mit dem Holzschlitten machen wollten, konnte dieser nicht im Kofferraum verstaut werden. Auch der Kinderwagen für unser jüngstes Familienmitglied fand keinen Platz. Der Wagen ist kompakt, dafür aber wendig.

Leider ist die Sicht nach hinten durch das vertikal abfallende Heck und das zweigeteilte Fenster für mein Empfinden ungenügend. Ich dachte, man gewöhne sich vielleicht an die gläserne Heck-Kante. Doch auch als die Testdauer zu Ende neigte, störte ich mich an dieser Konstruktion.

Ich finde das Konzept des Insight Hybrid - einen sparsamen und leistungsfähigen Benzinmotor, der von einem Elektromotor unterstützt wird - super und unterstützenswert. Als ich dies Beat gegenüber erwähnte, antwortete er, der Hybrid sei damit aber noch längst nicht umweltfreundlich, sondern nur etwas weniger schädlich. Nur ein bisschen geschlagen sei schliesslich noch lange nicht gestreichelt. Das mag wohl stimmen. Trotzdem: Wenn alle Fahrzeuge nur schon ein bisschen weniger Schadstoffe ausscheiden würden, wäre der Effekt gigantisch und würde einiges Bewirken.

 

Technische Angaben:

Honda Insight

Masse: Länge: 4,4 Meter, Breite: 1,7 Meter, Höhe: 1,43 Meter, Leergewicht: 1276 Kg, Gesamtgewicht: 1650 Kg, Zuladung: 374 Kg, Kofferraumvolumen: 408/584 Liter, Sitzplätze für 5 Personen. Zwei Sitze im Fond mit Isofix-Befestigungen für Kindersitze ausgerüstet.

Motor: 4 Zylinder-Benzinmotor, 1339 cm3, 72 kW/98 PS + Elektro-Aggregat

Verbrauch: Gesamt: 4,5 Liter/100 Kilometer, CO2-Emissionen: 101 g/km, Energieeffizienz-Kategorie A.

Preis: Ab 29‘800 Franken

 

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