Am Telefon der Kinder-Impfsprechstunde von santé24 entschuldigt sich Isabelle Herbst erst einmal: «Ich habe noch gar kein Kind, aber es geht trotzdem um eine Impfung für ein Kind. Ich bin nämlich schwanger und mein Mann und ich haben uns
gestern Abend die Gebärabteilung eines Spitals angeschaut. Dort war auch der Kinderarzt, der die Neugeborenen betreut. Er hat uns verunsichert, weil er gesagt hat, alle Schwangeren sollen sich am Ende der Schwangerschaft gegen Keuchhusten impfen lassen, um ihre Babys zu schützen. Ausserdem empfiehlt er das auch für Grosseltern oder andere nahe Bezugspersonen des Babys. Meine Gynäkologin hatte das nie erwähnt und mein Mann und ich sind beide seit Kindheit an ganz normal nach Plan geimpft, auch gegen Keuchhusten. Haben wir die Empfehlung richtig verstanden?»
Wie kann man Keuchhusten bekommen?
Keuchhusten ist eine bakterielle Atemwegsinfektion, die im Verlauf zu starken Hustenanfällen mit anschliessend «keuchendem» Luftholen führen kann, deshalb der Name. Wenn Infizierte husten, niesen oder laut sprechen, verteilen sie winzige Tröpfchen, in denen die Keuchhustenbakterien enthalten sind, in ihrer Umgebung. Gelangen diese in die Mund- und Atemwege eines Gesunden, kann dieser sich anstecken. Dies gilt auch beim Küssen und gemeinsam genutzten Gläsern, Tassen oder Besteck.
Ist Keuchhusten eine bedrohliche Erkrankung?
Für Babys ist Keuchhusten sehr gefährlich. Zum Teil husten diese nicht einmal besonders stark. Sie haben aber durch eine direkte Mitbeteiligung des Atemzentrums Atemaussetzer, die zu Sauerstoffmangel im Gehirn und schlimmstenfalls zum Tod führen können. Für gesunde Kinder jenseits des Babyalters und Erwachsene ist Keuchhusten in der Regel nicht lebensbedrohlich, auch wenn sich die Hustenanfälle schrecklich anhören und der Husten wochenlang anhalten kann. Ausserdem können sich die Bakterien im Körper ausbreiten und zu Lungen- oder Mittelohrentzündungen führen. Auch Rippenbrüche aufgrund des starken Hustens können vorkommen. Mit einer Antibiotikatherapie kann man die Ansteckungszeit verringern oder die Komplikationen behandeln. Leider sprechen aber die Hustensymptome nicht gut darauf an.
Gibt es eine Impfung gegen Keuchhusten und wann macht man die?
Ja, es gibt eine sehr effiziente Impfung, die nach erfolgter Grund- und Auffrischimpfung vor einer Ansteckung oder vor Komplikationen wie Lungen- oder Mittelohrenentzündung schützt. Bei Geimpften, die sich trotz Impfung mit Keuchhusten anstecken – vor allem, wenn die letzte Impfung schon länger her ist – zeigen sich in der Regel keine Hustenanfälle, sondern ein besonders hartnäckiger, oft wochenlanger Husten. Die Keuchhustenimpfung wird bereits nach vollendetem zweiten Lebensmonat erstmals vorgenommen und muss wie alle Impfungen im Babyalter mehrfach verabreicht werden, um einen guten Impfschutz aufzubauen. Auch im Erwachsenenalter sind Auffrischimpfungen alle 20 Jahre und ab dem Alter von 65 Jahren alle 10 Jahre empfohlen.
Wirkt die Keuchhustenimpfung bei kleinen Kindern nicht?
Doch, die Impfung wirkt gut, benötigt aber Zeit und eben mehrere Impfungen, bis die Antikörperkonzentration im Blut hoch genug ist. Deshalb sind Babys in den ersten sechs Monaten trotz begonnener Impfserie sehr gefährdet, wenn sie sich mit Keuchhusten anstecken.
Wie kann man denn die Neugeborenen in den ersten 6 Monaten am besten schützen?
Der beste Schutz ist die (nochmalige) Impfung der Mutter im letzten Schwangerschaftsdrittel, egal wann die letzte Impfung gegen Keuchhusten stattgefunden hat. Die Antikörper, die die Mutter bildet, gehen noch auf das ungeborene Kind über und bieten ihm in den ersten Lebensmonaten einen sogenannten «Nestschutz», bis es durch die ersten eigenen Impfungen selber Antikörper bilden kann. Zusätzlich versucht man, kleine Säuglinge vor dem Keuchhustenerreger abzuschirmen, indem man seine engen Bezugspersonen auch nochmal gegen Keuchhusten impft. Mit dieser Cocooning-Methode bildet man praktisch einen Schutzmantel um das Baby.
Durch die Erklärungen und Informationen, die Isabelle Herbst in der telefonischen Kinder-Impfsprechstunde bekommt, versteht sie sowohl die Krankheitssymptome als auch die Empfehlung des Kinderarztes der Geburtsklinik besser. Sie will nun ihre Gynäkologin fragen, ob sie und ihr Mann sich bei ihr oder beim Hausarzt gegen Keuchhusten impfen lassen sollen. Auch ihre Mutter, die die jungen Eltern in der ersten Zeit unterstützen möchte, wird Isabelle Herbst eine Keuchhustenauffrischimpfung ans Herz legen.
Dr. med. Silke Schmitt Oggier ist die Chefärztin von santé24 und selber Fachärztin für Kinder und Jugendliche. Die telemedizinische Beratung ist eine zentrale Dienstleistung von santé24, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Eine Praxisbewilligung für Telemedizin ermöglicht es den Ärzten von santé24 zudem, bei telemedizinisch geeigneten Krankheitsbildern weiterführende ärztliche Leistungen zu erbringen. Mit der medizinischen App BENECURA können SWICA-Versicherte ausserdem bei Krankheitssymptomen einen digitalen SymptomCheck machen und erhalten Empfehlungen fürs weitere Vorgehen. Bei einem anschliessenden Telefonat mit santé24 entscheidet der Kunde im Einzelfall selber, ob er die im SymptomCheck gemachten Angaben santé24 freigeben möchte.
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