"Ist Neurodermitis ansteckend?" fragt die Anruferin bei sante24 die Gesundheitsberaterin. «Nein», entgegnet die ausgebildete Pflegefachfrau, «wieso fragen Sie?». Im Gespräch stellt sich heraus, dass die ganze Familie Dobler von einem juckenden Ekzem
betroffen ist.
Angefangen hat es mir dem 5-jährigen Sohn, der nach den Sommerferien plötzlich juckende Hautveränderungen an den Knien aufwies. Da er unter Neurodermitis leidet, dachte Anna Dobler, das seien dieses Jahr die ersten Neurodermitits-Anzeichen des Herbsts. Die Therapie, die letztes Jahr noch gut geholfen hatte, half diesmal aber nicht. Ausserdem war Leon sonst eher in den Kniekehlen betroffen. Ein paar Woche später bekam Anna Dobler selbst eine ähnlich aussehende Stelle an der Hüfte und ihr Mann aussen am rechten Ellenbogen, obwohl beide noch nie Neurodermitis hatten. Die sante24-Gesundheitsberaterin empfahl Anna Dobler, Fotos zu schicken, anhand derer ein sogenanntes Telekonsil (Fach-Beratung zwischen sante24-Arzt und Dermatologin) angefordert werden konnte. Aufgrund der Vorgeschichte und der Fotos war schnell klar, an was die Familie litt: Verursacher des juckenden, ansteckenden Ausschlags waren Krätzmilben, sprich Skabies.
Was sind Krätzmilben?
Krätzmilben gehören zu den Spinnentieren. Die Männchen werden bis zu 0,25 Millimeter, die Weibchen bis zu einem 0,5 Millimeter gross. Die Weibchen bohren sich in die Oberhaut und legen dort Eier und Kot ab. Zum Teil kann man die kleinen Milbengänge in der Haut sehen. Die nach 2-3 Tagen schlüpfenden Larven sind nach 3 Wochen wieder geschlechtsreif. Sie dringen nicht tiefer in den Körper ein, da sie dort nicht mehr atmen können.
Wie bekommt man Krätzmilben/Skabies?
Krätzmilben brauchen ähnlich wie Läuse den Menschen als Wirt, auf dem sie (über-)leben und sich fortpflanzen können. Ausserhalb des Wirtskörpers überleben die Krätzmilben selten länger als 48 Stunden. Die Ansteckung erfolgt über engen, intensiven Körperkontakt mit infizierten Menschen, deren Kleider oder Betten und Sofas. Also vor allem dort, wo man eng zusammen lebt oder sogar im selben Bett schläft. Bei kleineren Kindern geschieht die Ansteckung nicht selten durch Kratzen an den Hautstellen und danach engen Kontakt zu anderen Kindern.
Wie sehen die Hautveränderungen aus?
Die Absonderungen von Krätzmilben können verschiedenste Hautreaktionen mit Bläschen, Pusteln, Krusten und Kratzwunden verursachen, die in der Regel heftig jucken, vor allem nachts bei Bettwärme. Im Prinzip können alle Körperstellen betroffen sein inklusive Hände, Füsse und Genitalregion. Bei Kindern und Jugendlichen entstehen nicht selten kleine Bläschen, die dann aufgekratzt werden, so dass das Hautbild manchmal schwierig zu interpretieren ist. Bei intaktem Immunsystem und guten hygienischen Umständen hält die Immunreaktion des Körpers die Milbenzahl auf einem relativ niedrigen Niveau und es finden sich nur etwa 5 bis 15 eingegrabene Milben gleichzeitig auf der Haut.
Wie wird Skabies behandelt?
Skabies wird lokal mit einer rezeptpflichtigen Anti-Skabies-Creme behandelt, indem der ganze Körper (bei Erwachsenen mit Ausnahme vom Gesicht) inklusive Genital- und Analregion an einem Abend eingecremt wird. Über Nacht muss in frischem Bettzeug und frischem Pyjama geschlafen werden. Nach ca. 12 Stunden soll die Creme abgeduscht und wieder frisch gewaschene Wäsche angezogen werden. Da die Entzündung in der Haut und der Juckreiz v.a. durch Milbenrückstände verursacht werden (Kot, Eier, etc.), können die Beschwerden über Wochen (selten Monate) weiter bestehen, ohne dass noch lebende Milben vorhanden sind.
Wer muss alles behandelt werden und was muss man sonst noch tun?
Kontaktpersonen, v.a. Familienmitglieder im gleichen Haushalt, sollten mitbehandelt werden, auch wenn sie keine Symptome aufweisen. Kleider, Bettwäsche, Handtücher, Plüschtiere, etc. müssen mit 60°C gewaschen werden. Wenn waschen nicht möglich ist, mindestens 4 Tage lang möglichst warm (d.h. > 20°C) und vor allem trocken in Plastiksäcke einpacken. Polstermöbel sollten mit dem Staubsauger gereinigt oder 4 Tage lang nicht benutzt werden.
Anna Dobler war anfangs sehr verunsichert, liess sich aber von der sante24-Ärztin beruhigen, die erklärte, dass Krätzmilben wie Läuse auch in der Schweiz und bei guten hygienischen Verhältnissen wieder vermehrt vorkommen und kein Grund zu sonstiger Sorge sind. Die Behandlung der ganzen Familie konnte in Zusammenarbeit mit dem Hausarzt erfolgreich durchgeführt werden.
Dr. med. Silke Schmitt Oggier ist die Medizinische Leiterin von sante24. Die telefonische Gesundheitsberatung sante24 ist eine zentrale Dienstleistung von SWICA, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Die Fachkräfte von sante24 vereinbaren bei Bedarf einen Arzttermin und schaffen so die Grundlage für eine koordinierte und zielgerichtete Behandlung – von der ersten Beratung bis zum Therapieabschluss.
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