Dr. Silke Schmitt Oggier - Med.Leiterin von sante24
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5 Fragen an Dr. Silke Schmitt Oggier - Masern: Countdown für eine Impfung


Die Schule will nun alle Nicht-Geimpften vom Unterricht ausschliessen. Lea ist nicht geimpft und kann jetzt weder die Masern brauchen noch einen Schulausschluss. Meinen Sie, sie hat sich angesteckt und was kann ich jetzt noch tun?» Die sante24-Gesundheitsberaterin gibt die Frage nach genauer Aufnahme der Daten an die sante24-Ärztin weiter, damit diese die eventuellen Möglichkeiten mit der aufgelösten Mutter besprechen kann.

 

Gibt es in der Schweiz noch Masern?
Ja, leider liegt die Durchimpfungsrate in der Schweiz im Gegensatz zu vielen anderen Ländern trotz grosser Anstrengungen des Bundes und aller Ärzte immer noch unter dem Wert, der zu einem Schutz der gesamten Bevölkerung führen würde. Deshalb kann es in der Schweiz, wie in den letzten Wochen geschehen, zu regionalen Masern-Ausbrüchen kommen. 

Wie verläuft eine Masernerkrankung?
Masern verlaufen gewöhnlich in zwei Phasen: zu Beginn überwiegen Symptome wie bei einem Infekt der oberen Luftwege mit Schnupfen, evtl. Husten und geröteten Augen. Nach ein paar Tagen kommt es statt einer Besserung zu einer Verschlechterung der Symptome mit Fieber. Zusätzlich tritt ein Hautausschlag auf, der in der Regel im Gesicht beginnt und sich dann über den ganzen Körper ausbreitet.

Wann und wie kann man sich mit Masern anstecken?
Man geht davon aus, dass erkrankte Personen schon ca. vier Tage vor Auftreten des Ausschlags und noch ca. vier Tage danach hoch infektiös sind. Die Viren werden über die Luft in Form von sehr feinen Tröpfchen (Aerosolen) oder durch direkten Kontakt mit dem Nasensekret oder dem Speichel erkrankter Personen übertragen. Wer die Masern noch nicht hatte oder nicht zweimal geimpft ist, hat bei engerem Kontakt mit einer infizierten Person kaum eine Chance, sich nicht anzustecken.

Sind Kinderkrankheiten wie die Masern weniger schlimm, wenn man sie als Jugendlicher oder Erwachsener bekommt?
Im Gegenteil, die Krankheiten heissen nur so, weil früher fast jedes Kind sie im Kindesalter durchgemacht hat, da sie sehr ansteckend sind und man keine Impfungen kannte. Bekommt man Masern im Jugend- oder Erwachsenenalter, verläuft die Erkrankung meist deutlich schwerer und die Komplikationsrate mit Ohren- und Lungenentzündungen bis hin zur Hirnentzündung  und bleibenden Schäden ist höher. Deshalb ist der sicherste und sinnvollste Schutz die zweimalige Impfung im Alter von 12 und 15-24 Monaten. Bei Kleinkindern in Krippenbetreuung  kann die Impfung schon früher vorgenommen werden.

Was kann man tun, wenn man Kontakt zu einer Person hatte, bei der dann Masern diagnostiziert werden?
Wer wie im Schweizer Impfplan empfohlen zwei Impfungen erhalten hat, muss sich keine Sorgen machen. Im schlimmsten Fall kann man trotz der Impfung eine ganz leichte Form der Masern bekommen. Ist man nur einmal oder gar nicht gegen Masern geimpft, gibt es eventuell die Möglichkeit einer sogenannten postexponentiellen Impfung. Das heisst, wenn der Kontakt mit der an Masern erkrankten Person nicht länger als 72 Stunden her ist, kann man sich noch impfen lassen und hoffen, dass der Körper dadurch die Viren noch rechtzeitig bekämpfen kann. Eventuell erkrankt man dann nur leicht oder gar nicht. Auch der Schulausschluss entfällt dann, weil die Gefahr der Weiterverbreitung der Viren durch die Impfung gestoppt ist. Ist der Kontakt schon länger als 72 Stunden her oder man möchte oder kann keine Impfung durchführen lassen (z.B. während einer Schwangerschaft oder unter Immunsuppression), gibt es leider keine andere Möglichkeit, eine Erkrankung noch zu verhindern.

Die sante24-Ärztin rät Helen Vogel, sofort mit dem Kinderarzt oder, falls sie diesen nicht erreichen kann, mit der nächsten Notfallstation Kontakt aufzunehmen und einen sofortigen Termin für eine Impfung zu vereinbaren, da die 72 Stunden noch nicht erreicht sind und ihre Tochter vorher keinen Kontakt zum erkrankten Mädchen hatte. Das ist die einzige Möglichkeit, Lea jetzt noch vor einer schwerwiegenderen Masernerkrankung oder dem drohenden Schulausschluss zu schützen.

 

Dr. med. Silke Schmitt Oggier ist die Medizinische Leiterin von sante24. Die telefonische Gesundheitsberatung sante24 ist eine zentrale Dienstleistung von SWICA, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Die Fachkräfte von sante24 vereinbaren bei Bedarf einen Arzttermin und schaffen so die Grundlage für eine koordinierte und zielgerichtete Behandlung – von der ersten Beratung bis zum Therapieabschluss.

 

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