Andrea Derungs meldet sich am santé24-Telefon, weil sie von den Berichten aus Amerika alarmiert ist, dass die Einnahme der weltweit häufig verwendeten Schmerz- und Fiebersubstanz Paracetamol in der Schwangerschaft zu Autismus beim ungeborenen Kind führen soll. «Ich hatte ganz zu Beginn meiner Schwangerschaft eine hochfieberhafte Erkältung und habe dort Paracetamol zur Fiebersenkung eingenommen. Und manchmal leide ich unter Spannungskopfschmerzen, bei denen mir auch Paracetamol gut hilft. Jetzt mache ich mir schreckliche Vorwürfe deswegen und habe grosse Angst um mein Kind. Ausserdem weiss ich gar nicht, was ich für den Rest der Schwangerschaft gegen meine Kopfschmerzen machen kann.»
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Paracetamol-Einnahme in der Schwangerschaft und Autismus beim Kind?
Die internationale Föderation für Gynäkologie und Geburtshilfe (FIGO) hat in einem aktuellen Statement bekräftigt, dass es keine Evidenz für einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft und einem damit verbundenen Autismusrisiko beim ungeborenen Kind gibt. Die Europäische Arzneimittelbehörde kommt zu demselben Schluss und bekräftigt, dass Paracetamol eine wichtige Möglichkeit zur Behandlung von Schmerzen und Fieber während der Schwangerschaft bleibt und weiterhin eingesetzt werden kann. Dieser Einschätzung schliesst sich auch die Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe vollumfänglich an.
Bei welchen Beschwerden nimmt man Paracetamol?
Paracetamol gibt es unter verschiedenen Handelsnamen als Einzelsubstanz gegen Schmerzen und Fieber, aber auch als Kombinationspräparat bei Erkältungskrankheiten oder Grippe (z.B. Neocitran®, Pretuval Grippe®, Demogripal C ® , Flumol Grippe usw.). Die rezeptfreie Dosierung bei Erwachsenen ist 500 mg pro Einnahme alle drei bis sechs Stunden für maximal drei Tage. Halten Schmerzen oder Fieber danach immer noch an, sollte man auf jeden Fall eine Ärztin oder einen Arzt konsultieren. Bei den Kombinationspräparaten gilt besondere Vorsicht, weil neben dem Paracetamol noch andere Wirkstoffe enthalten sind, die in der Schwangerschaft oftmals nicht eingenommen werden dürfen. Es lohnt sich also, Medikamente, die man sonst unbedenklich einnimmt, in der Schwangerschaft nochmal genau anzuschauen, auch wenn man sie für harmlos hält.
Auf was soll man achten, wenn man in der Schwangerschaft Paracetamol oder auch andere Medikamente einnimmt?
Gerade in der Schwangerschaft, aber auch sonst, sollte man jeweils nur die niedrigst mögliche Dosis eines Medikamentes einnehmen, die wirkt und auch nur solange nötig. Welche Medikamente überhaupt in der Schwangerschaft eingenommen werden dürfen, dazu forscht und berät in der Schweiz die Schweizerische Akademie für perinatale Pharmakologie (SAPP, www.sappinfo.ch), die dazu auch eine Liste herausgibt. In Deutschland ist das Äquivalent embryotox (www.embryotox.de). Beide Fachgesellschaften sprechen sich bei Schmerzen und Fieber in der Schwangerschaft in erster Linie für Paracetamol aus, da es im Vergleich zu anderen Substanzen mit ähnlicher Wirkung das beste Nutzen-/Risikoprofil aufweist und ein schon sehr lange verwendetes Medikament mit sehr vielen Erfahrungswerten ist.
Gibt es alternative Medikamente bei Schmerzen oder Fieber in der Schwangerschaft?
Alternative Medikamente gegen Schmerzen und Fieber, die in der Schwangerschaft erlaubt sind, gibt es kaum. Beim ebenfalls verbreiteten Ibuprofen sind sich SAPP und emryotox in der Bewertung nicht einig, so dass Ibuprofen-Produkte in der Schweiz nicht empfohlen werden. Auch andere bekannte Schmerz- und Fiebersenker wie Novalgin®, Ponstan®, Voltaren® oder Aspirin® bzw. deren Inhaltsstoffe sind nicht erlaubt. Ohne Paracetamol hätte man somit keines der nicht-opiathaltigen Präparate, das verwendet werden dürfte. Und dies, obwohl Schmerzen als auch insbesondere Fieber den Kreislauf belasten und somit ein Risiko für die Schwangere und ihr Baby darstellen können. Meist ist Paracetamol auch das erste Fiebermittel, das bei Babys als Zäpfchen eingesetzt wird.
Was kann man sonst gegen Kopfschmerzen tun?
Vor allem bei Spannungskopfschmerzen, aber auch bei Migräne sind Entspannungstechniken wie Muskelrelaxation nach Jacobson sehr hilfreich. Auch bei anderen Gesundheitsproblemen, vor allem bei solchen, die evtl. stressgetriggert sind, können Entspannungstechniken die Symptome mildern oder sogar vorbeugend verhindern. Diese Techniken muss man aber lernen und üben, was man am besten durch Fachpersonen angeleitet macht. Es gibt allerdings auch YouTube-Videos, die Anleitungen geben. Ansonsten kann bei Kopfschmerzattacken noch Pfefferminzöl, an beide Schläfen appliziert, Linderung bringen. Für die allgemeine Prophylaxe empfehlen sich ein regelmässiger Schlaf-/Wachrhythmus, eine gute Schlafhygiene, regelmässige Nährstoffzufuhr in Form von gesunder Mischkost und sportliche Betätigung, sprich ein gesunder Lifestyle.
Die santé24-Ärztin beruhigt Frau Derungs bezüglich ihrer bisherigen Paracetamol-Einnahme und bietet ihr fürs erste einen Termin in der Entspannungssprechstunde an, wo progressive Muskelrelaxation per Video-Konsultation im 1:1-Setting angeleitet wird. Auch eine Begleitung im santé24-Lifestyle(Change)Programm ist eine Möglichkeit, die Frau Derungs sich überlegen will. Sie ist überrascht, wie viele ungeahnte Möglichkeiten ihr die santé24-Online-Praxis bietet. Dem künftigen Schwangerschaftsverlauf sieht sie jetzt wieder viel optimistischer entgegen.

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