«Wir waren gestern auf dem Notfall und letzte Woche schon beim Kinderarzt. Der Notfall war sehr voll, wir wissen gar nicht, ob man genügend Zeit für Tim hatte. Ihm geht es schon seit vorletztem Montag schlecht. Er hustet und hat immer wieder Fieber. Jetzt war er die ganze Woche nicht in der Schule, das kann doch nicht so weitergehen!» erklärt Frau Zgraggen der santé24-Gesundheitsberaterin am Telefon. Diese fragt nach, was denn auf dem Notfall festgestellt wurde. «Eben, Tim hat eine Lungenentzündung. Der Kinderarzt hatte einen Abstrich gemacht, der diese Mykoplasmen-Bakterien gezeigt hat und trotzdem bekommt er keine Antibiotika, sondern nur wieder etwas zum Inhalieren, das er früher schon manchmal hatte. Jetzt ist es allerdings ein Inhalator, den er schon selber bedienen kann. Ich weiss aber nicht, ob der Arzt das mit diesen komischen Bakterien nicht zum Schluss vergessen hat vor lauter Stress. Was sollen wir jetzt machen?» fragt Frau Zgraggen verzweifelt.
Was sind Mykoplasmen?
Mykoplasmen sind ganz kleine, spezielle Bakterien ohne Zellwand, die vor allem bei Kindern und Jugendlichen im Schulalter die oberen und unteren Atemwege befallen können. Bei nahem, längerem Kontakt und beim Husten oder Niesen kann man sich über Tröpfchen anstecken. Da Mykoplasmen langsam wachsen, vergehen oft bis zu drei Wochen, bis sich Symptome der Ansteckung zeigen. Wegen der fehlenden Zellwand wirken Antibiotika wie Penicillin, Amoxicillin oder Ampicillin, die bei Kindern häufig zum Einsatz kommen, gegen Mykoplasmen nicht. Andere Antibiotika, sogenannte Makrolide, können Mykoplasmen bekämpfen, wenn der Allgemeinzustand des Patienten dies erfordert. Resistenzen gegen Makrolidantibiotika nehmen allerdings weltweit zu.
Wieso gibt es im Moment so viele Mykoplasmen ?
Dass es momentan so viele Mykoplasmen Atemwegsinfektionen bei Kindern und Jugendlichen verursachen, liegt an der vergangenen Covid-Pandemie. Dort wurden die Bakterien durch Massnahmen wie Maskentragen, Abstandhalten und Isolation zurückgedrängt. Jetzt kommen sie wieder und fallen mehr auf als vor der Pandemie, weil mehr Kinder zum ersten Mal und damit auch schwerer betroffen sind. Auch vor der Pandemie gab es allerdings schon alle ein bis drei Jahre regelrechte Ansteckungswellen.
Was sind die Symptome einer Lungenentzündung durch Mykoplasmen?
Die Symptome sind ähnlich wie bei einer beginnenden Grippe oder Covid oder anderen Erkältungskrankheiten: Fieber, jedoch nicht sehr hoch und ohne Schüttelfrost, dafür über mehrere Tage anhaltend, Kopf- und Halsschmerzen und mühsamer, eher trockener Husten, der nicht besser wird. Die Kinder sind in der Regel geschwächt, aber nicht sehr schwer krank. Auch die Entzündungswerte im Blut, wenn man welche bestimmt, sind in der Regel nur leicht erhöht. Manchmal treten auch Hautsymptome wie Ausschläge sowie Entzündungen an Lippen, Augen oder im Intimbereich auf. In diesen Fällen empfiehlt es sich, rasch eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen, da die Symptome schnell fortschreiten können.
Muss man bei einer Lungenentzündung keine Antibiotika geben?
Bei einer Lungenentzündung mit anderen Bakterien wie zum Beispiel Pneumokokken, gegen die man aber seit längerem impft, würde man wahrscheinlich Antibiotika geben. Bei Mykoplasmen ist man jedoch zurückhaltender, da sie in der Regel von selbst wieder verschwinden und sich die Kinder auch ohne Antibiotika komplett erholen. Wichtig ist in solchen Fällen, während der Erkrankung die verschiedenen Symptome möglichst gut zu therapieren, um dem Kind das Kranksein zu erleichtern. Bei wenigen Kindern führt die Mykoplasmen-Lungenentzündung zu einem erhöhten Sauerstoffbedarf, der sich durch Atemnot mit schneller Atmung, Nasenflügeln, Unmöglichkeit, einen ganzen Satz am Stück zu sprechen und Erstickungs-Angst zeigen kann. Dann muss das Kind im Spital aufgenommen, mit Sauerstoff versorgt und überwacht werden. Bei schlechtem Allgemeinzustand und Sauerstoffbedarf entscheidet man sich dann auch eher für die zusätzliche Gabe eines Makrolid-Antibiotikums.
Was helfen die Substanzen im Inhalier-Medikament?
Manche Kinder reagieren bei Infektionen der Atemwege – egal, ob der Erreger ein Bakterium oder ein Virus ist – mit einem asthmaähnlichen Krankheitsbild. Wenn man die Kinder abhört, kann man beim Ausatmen typische pfeifende oder brummende Geräusche hören. Dann nützen andere Hustenmittel nichts, sondern es braucht spezielle Medikamente, die man inhaliert und damit direkt in die Atemwege transportiert. Im Inhalierer (Spray oder Turbohaler) befindet sich meist eine Mischung aus einem bronchienerweiternden Medikament und etwas Kortison, um die Entzündung zu bekämpfen. Ist die Infektion ausgeheilt, braucht das Kind die Inhalationen nicht mehr. Dieses Krankheitsbild kann sich auch bei einer Lungenentzündung mit Mykoplasmen zeigen.
Die santé24-Ärztin geht mit Frau Zgraggen alle Befunde vom Notfall inklusive Blutuntersuchungen und gemessener Sauerstoffsättigung nochmal durch und erklärt ihr, dass es bei Tim keine sogenannten «Red Flags», also Warn- oder Risikozeichen, gegeben hat. Deshalb hat man sich gegen eine Antibiotikatherapie entschieden. Die asthmaähnlichen Geräusche beim Abhören machen allerdings eine Inhalationstherapie notwendig, wie Familie Zgraggen sie bei Tim schon kennt. Diese müssen jetzt nicht mehr die Eltern mithilfe einer Maske für Tims Gesicht durchführen, sondern Tim kann schon alleine den sogenannten Turbohaler bedienen. Die Linderung merkt er sofort, weshalb er die Therapie auch nicht vergisst. Auch die santé24-Ärztin kann den Unterschied beim Abhören mit dem TytoHome-Gerät vor und nach der Inhalator-Therapie gut hören. Frau Zgraggen ist froh, dass sie ihre Unsicherheit loswerden konnte und nimmt nach dem langen Allerheiligen-Wochenende den Kontrolltermin beim Kinderarzt beruhigt war.
Fragen zu Ihren Quellen
Vielen Dank für Ihren Beitrag zu den seit 4 Jahren deutlich gestiegenen und weiter steigenden Krankheitstagen. Das hat sicher auch einen erheblichen Einfluss auf die Prämien? Könnten Sie ergänzen, wann und wo in der Schweiz die damals 4-jährigen Kinder eine Maske trugen? Die Erwachsenen taten dies meines Wissens nur in öffentlichen Verkehrsmitteln und im Restaurant auf dem Weg zum Platz.
Christian Drosten hat in 2023 noch eine alternative Erklärung erwähnt, die mittlerweile durch viele Studien gestützt wird. Wird Ihre Idee auch durch Daten gestützt? Was halten sie von den Studien auf welche Christian Drosten sich bezieht?
Vielen Dank.
https://www.gelbe-liste.de/immunologie/covid-19-immunschwaeche