Dr. Silke Schmitt Oggier - Med.Leiterin von sante24
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5 Fragen an Dr. Silke Schmitt Oggier - Wenn aus dem Heuschnupfen mehr wird!


und Mühe mit dem Schnaufen hat. «Mein Sohn ist sonst sehr sportlich, dem macht Velofahren gar nichts aus, allerdings hat er momentan seit alles so blüht wieder ziemlichen Heuschnupfen», erklärt die besorgte Mutter.  «Kann das einen Zusammenhang haben?  Letztes Jahr musste er im Frühling für kurze Zeit inhalieren, danach war er aber den ganzen Sommer und auch jetzt im Winter ganz gesund».   

Kann Heuschnupfen Atemprobleme machen?
Solange der Heuschnupfen ein reiner Heuschnupfen bleibt, betreffen die Symptome hauptsächlich die Nase, den Rachen und die Augen mit Tränen, Jucken und evtl. Schwellung. Niesen oder Niesattacken können auch noch dabei sein.  Im Verlauf  bzw. mit den Jahren kann es jedoch leider zu einem sogenannten Etagenwechsel kommen.

Was ist ein Etagenwechsel?
Von einem Etagenwechsel spricht man, wenn die allergischen Symptome des Heuschnupfens sich von den oberen Luftwegen (Nase, Ohren, Rachen) in die unteren Luftwege (Lunge) ausbreiten. Dort bemerkt man sie dann als Atemnot und/ oder Husten. Der Husten ist aber kein üblicher Erkältungshusten mit Schleimproduktion, sondern wird durch eine Verengung der Atemwege in der Lunge verursacht. Dies nennt man obstruktive Bronchitis oder auch Asthma. Bei milder Ausprägung bemerkt man die Verengung selbst nicht, nur der Arzt kann sie beim Abhören der Lunge diagnostizieren. Bei starken Symptomen,  wie im obigen Fall bei Simon, hört man sogar mit blossem Ohr ein pfeifendes Geräusch beim Ausatmen.

Wie behandelt man Asthma?
Um die Verengung der Atemwege zu behandeln, braucht es Medikamente, die die Atemwege wieder öffnen können. Da gibt es einige zur Auswahl, die sich hauptsächlich im Wirkungseintritt und der Wirkdauer unterscheiden. Damit diese gezielt an den Ort ihrer Wirkung gelangen, inhaliert man sie am besten. Dies bringt den grössten und schnellsten Erfolg bei kleinsten Nebenwirkungen, weil die Substanzen hauptsächlich direkt in der Lunge wirken können und nicht im ganzen Körper aufgenommen werden. Zum Teil benötigt es zusätzlich als Entzündungshemmung ein Kortison-Präparat.  Auch das wird dann inhaliert, um die Nebenwirkungen auf den ganzen Körper weitest möglich zu reduzieren. 

Wie diagnostiziert man Asthma?
Die pfeifenden Ausatem-Geräusche beim Abhören sind eigentlich schon ziemlich eindeutig. Um den Schweregrad noch genauer zu untersuchen, kann der Arzt  noch einen Lungenfunktionstest machen. Nach ein paar normalen ruhigen Atemzügen, holt man tief Luft und versucht, so schnell wie möglich und  so viel Luft wie möglich in ein kleines Lungenfunktionsgerät zu blasen. Das Gerät zeichnet dann eine Strömungskurve auf, die bei Verengung der Atemwege ganz typisch aussieht.  Will man noch sehen, wie/ob die bronchienerweiternden Medikamente wirken, kann man denselben Versuch nach ein paar Inhalationsstössen eines dieser Medikamente wiederholen. Bei Ansprechen der  Medikamente und Richtigkeit der Diagnose sollte sich die Strömungskurve dann deutlich verbessern.

Kann man mit einer Desensibilisierung Asthma vorbeugen oder eine Verschlimmerung verhindern?
Wer glaubt, an Heuschnupfen zu leiden, sollte eine Allergieabklärung machen lassen. Wer weiss, auf welche Pollen er allergisch reagiert, kann sich zeitlich und geografisch besser darauf einstellen. Bei einer mittels Haut- und/oder Bluttest klar ausgewiesenen Allergie ist wegen des eventuell drohenden Etagenwechsels sowohl im Kindes- als auch im Erwachsenenalter eine Desensibilisierung empfehlenswert. Am erfolgversprechendsten sind Desensibilisierungen bei Patienten, die auf einzelne Pollen allergisch reagieren. Ist man auf ganz viele Pollen allergisch, nimmt die Erfolgsrate der Desensibilisierung ab. Welche Art von Desensibilisierung man wählt, ob Tabletten, Tropfen oder Spritzen muss man mit dem betreuenden Hausarzt oder Allergologen besprechen. Auch wenn der Etagenwechsel schon stattgefunden hat, kann eine Desensibilisierung die Symptome lindern. Allerdings sollte die Desensibilisierung nicht in den Monaten stattfinden, in denen die allergenen Pollen in der Luft sind, also am besten in den Herbst- und Wintermonaten.

Die beigezogene sante24-Ärztin rät Ursula Hornberger, ihren Sohn wieder wie im Jahr zuvor inhalieren zu lassen und in den nächsten Tagen mit dem Kinderarzt das weitere Vorgehen zu besprechen. Schon nach den ersten Inhalationsstössen noch während des Telefonats geht es Simon deutlich besser, so dass er nicht notfallmässig zum Kinderarzt muss. Der Allergietest beim Kinderarzt bestätigt eine Pollenallergie auf Frühblüher. Simon bekommt ein Inhalationsschema für die jetzige Pollensaison und einen Vorschlag zur Desensibilisierung im kommenden Herbst/Winter.

 

Dr. med. Silke Schmitt Oggier ist die Medizinische Leiterin von sante24. Die telefonische Gesundheitsberatung sante24 ist eine zentrale Dienstleistung von SWICA, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Die Fachkräfte von sante24 vereinbaren bei Bedarf einen Arzttermin und schaffen so die Grundlage für eine koordinierte und zielgerichtete Behandlung – von der ersten Beratung bis zum Therapieabschluss.

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