Aufgrund der Beschreibung der Hautstelle und der Tatsache, dass Vater und Sohn am Wochenende viel draussen in der Natur waren, liegt der Verdacht auf eine durch einen unbemerkten Zeckenstich übertragene Borrelien-Infektion nahe. Die Gesundheitsberaterin bittet Tobias Senn, mit seinem Mobile in der SWICA-Benecura-App Fotos von der Stelle zu machen, damit sie das Ganze der santé24- Ärztin zur weiteren Beurteilung und evtl. Behandlung übergeben kann.
Sind Zecken jetzt wieder aktiv?
Ja, spätestens im März/April nehmen Zecken ihre Aktivität wieder auf und begeben sich auf Wirtssuche. Sie können in milden Wintern wie dem zurückliegenden sogar durchgehend aktiv sein. Solange man als Mensch warm und abschliessend gekleidet ist, ist die Gefahr eines Zeckenstiches gering. Bis Ende April wurden allerdings dieses Jahr in der Schweiz schon wieder über 1300 Fälle von Borreliose gemeldet, was zeigt, dass die Tierchen aktiv und die betroffenen Menschen nicht genug geschützt waren. Über 1000 Meter oder wenn Schnee liegt, findet man in der Regel keine Zecken.
Wie erkennt man die Wanderröte (Erythema migrans) bei der Borrelien-Infektion ?
Der Vergleich mit der Schiessscheibe ist wirklich nicht schlecht, denn das Erythema migrans zeigt sich typischerweise mit einer Rötung, die in der Mitte und am Rand häufig stärker ausgeprägt ist. Sie tritt meist im Bereich der Stichstelle auf, kann aber auch in anderen Körperregionen sichtbar werden bzw. dahin wandern; daher der Name Wanderröte. Die Grösse der Hautveränderung kann variieren und sich im Verlauf verändern. Typisch ist, dass das Erythema migrans erst zwei bis maximal 30 Tage nach dem Zeckenstich auftritt und im Gegensatz zu einer allergischen Sofortreaktion keinen Juckreiz und keine Schwellung auslöst. Die Unterscheidung zu einem infizierten, weil z.B. aufgekratzten, Insektenstich ist nicht immer ganz einfach, wobei dieser in der Regel nur eine zentrale Rötung und keinen äusseren Ring aufweist und deutlich schmerzhaft, erwärmt und geschwollen ist.
Muss oder kann man die Borrelien-Infektion behandeln?
Eine Borrelien-Infektion (auch Lyme-Borreliose genannt), deren erstes Stadium sich mit einem Erythema migrans zeigen kann, muss unbedingt so schnell wie möglich antibiotisch behandelt werden. Ansonsten kann sich die Infektion im Körper ausbreiten und sowohl neurologische als auch verschiedenste Allgemeinsymptome auslösen, die sich zu einem späteren Zeitpunkt sehr viel schlechter behandeln lassen als im Anfangsstadium.
Gegen welche Zeckenkrankheit kann man sich denn impfen lassen?
Gegen die Zeckenhirn(haut)entzündung (FSME), die vor allem in dafür bekannten Gebieten in der Schweiz und im benachbarten Ausland vorkommen kann, kann man sich impfen lassen. Eine Karte, auf der man schauen kann, ob der Wohn -/Sport-/ oder Ferienwohnort betroffen ist, findet man unter: https://map.geo.admin.ch/?layers=ch.bag.zecken-fsme-impfung. Gegen die andere durch Zecken übertragbare Erkrankung, die schon genannte Borreliose, kann man sich leider nach wie vor nicht impfen lassen, sondern muss sich so gut wie möglich schützen und bei Verdacht auf Erythema migrans schnell reagieren.
Wie vorbeugen?
Neben der Impfung gegen die Zeckenhirnhautentzündung (FSME), ist der beste Schutz, vor allem auch gegen die Borreliose, das Tragen abschliessender Kleider und Schuhe, wenn man sich in der Natur und besonders in dichterem Unterholz aufhält. Für kleinere Kinder ist zudem eine Kopfbedeckung ratsam. Auch Repellents, die man auf die Haut und Kleidung sprühen kann, können Zecken abhalten.
Nachdem sich die Ärztin die Fotos angeschaut und nochmal mit Jens selbst gesprochen hat, ist für sie die Verdachtsdiagnose Erythema migrans bzw. Borrelien-Infektion klar; trotz des nicht erinnerlichen Zeckenstichs. Eine Laboruntersuchung zur Bestätigung wäre in diesem Stadium nicht aussagekräftig. Die Ärztin und Tobias Senn entschliessen sich gemeinsam für einen möglichst raschen Behandlungs-beginn. Deshalb schickt die santé24-Ärztin das Rezept per Mail an die von Tobias Senn genannte Apotheke, wo sie das Antibiotikum kurz später abholen können. Dosierung, Einnahmemodus und Dauer der Antibiotika-Therapie hatte sie schon zuvor mit Tobias Senn und Jens besprochen. Beim telefonischen Kontrolltermin vier Tage später ist die «Schiessscheibe» schon stark verblasst und es sind auch keine Nebenwirkungen aufgetreten, so dass die Therapie für insgesamt 14 Tage weitergeführt und Jens ohne weitere Folgen wieder völlig gesund werden kann.
Dr. med. Silke Schmitt Oggier ist die Medizinische Leiterin von santé24 und selber Fachärztin für Kinder und Jugendliche. Die telemedizinische Beratung ist eine zentrale Dienstleistung von santé24, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Eine Praxisbewilligung für Telemedizin ermöglicht es den Ärzten von santé24 zudem, bei telemedizinisch geeigneten Krankheitsbildern weiterführende ärztliche Leistungen zu erbringen. Mit der medizinischen App BENECURA können SWICA-Versicherte ausserdem bei Krankheitssymptomen einen digitalen SymptomCheck machen und erhalten Empfehlungen fürs weitere Vorgehen. Bei einem anschliessenden Telefonat mit santé24 entscheidet der Kunde im Einzelfall selber, ob er die im SymptomCheck gemachten Angaben santé24 freigeben möchte.
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