Frage an Dr. med. Martin Denz: "Muss ich einen Check-up machen?"
Ein 50-jähriger Informatiker ruft an und klagt über Kopfschmerzen. Er ist beunruhigt, weil sein Vater in diesem Alter an einem «Herzschlag» verstorben sei. Er selbst habe Stress im Job, weshalb er sich auch nicht die Zeit nehme, sich regelmässig von seinem Hausarzt untersuchen zu lassen. Die Fragen der Gesundheitsberaterin, ob er seinen Blutdruck kenne, ob er je beim Augenarzt zur Messung des Augendrucks gewesen sei, verneint er. Bei der Frage nach seinem Lebensstil stellt sich heraus, dass er viel TV schaut, keinen Sport macht, raucht und mit zunehmendem Körpergewicht kämpft. Er habe sich einen Schrittzähler gekauft und auf seinem Mobiltelefon verschiedene Gesundheits-Apps installiert und überall, wo er seine Körperwerte eingebe, sei er im roten Bereich. Er sei sich schon länger bewusst, dass er ungesund lebe. Aber jetzt, wo er so alt ist wie sein Vater als er starb, stellt er sich die Frage: «Brauche ich einen Check-up?»
Was wurde dem Informatiker empfohlen?
sante24 hat den 50-jährigen Anrufer als Risikopatienten eingestuft und ihn an ein santémed Gesundheitszentrum überwiesen, wo er mit besonderem Augenmerk auf Herzkreislauf-Erkrankungen untersucht wurde. Anlässlich eines späteren telefonischen Beratungsgesprächs durch die Gesundheitscoaches von sante24, wurden seine wichtigsten Problemfelder in Bezug auf Bewegung, Ernährung und Stress analysiert und sein Optimierungspotenzial erfasst. Auf dieser Basis wurde ihm in Zusammenarbeit mit der Personalabteilung seines Arbeitgebers ein auf ihn zugeschnittenes Gesundheitsförderungsprogramm zusammengestellt. Die Umsetzung liegt nun an ihm.
Was kann ein Check-up – und was nicht?
Viele Menschen treiben Raubbau an ihrem Körper. Oft trägt die Arbeitssituation zu einem ungesunden Lebensstil bei. Arbeitgeber können deshalb Einfluss nehmen, indem sie betriebliches Gesundheitsmanagement betreiben und entsprechende Massnahmen, besonders in Bezug auf Stressabbau und Bewegungsförderung, unterstützen. Letzen Endes kann aber der einzelne Mensch seine Verantwortung nicht abgeben, etwas für die eigene Gesundheit zu tun. Und dies auch wenn der der «Apparat» noch keinen Reparaturbedarf anzeigt. Denn einen Check-up dahingehend zu interpretieren, dass man sich in eine «Röhre» schieben lassen kann, wo am Ende wie beim Auto-Service der Diagnostikzettel mit den Empfehlungen zu Reparaturmassnahmen ausgespuckt wird, und man dann «geflickt» wird, ist eine Illusion. An erster Stelle steht somit immer die Gesundheitsvorsorge. Mit Gesundheitsförderung kann sehr vieles verhindert werden. Erst dann kommt die Bekämpfung von Risikofaktoren wie z.B. das Rauchen und die Früherkennung von Krankheiten.
Check-ups sinnvoll oder überflüssig?
Ob, bei wem und wie oft Vorsorgeuntersuchungen gemacht werden sollen, hängt von verschiedenen Faktoren ab wie dem Alter, dem Geschlecht, von familiären Krankheitsbelastungen, von der persönlichen Krankengeschichte und selbstverständlich auch von Risikofaktoren.
Welche Untersuchungen sind bei einem Check-up sinnvoll?An erster Stelle kommt das ärztliche Gespräch, um den Gesundheitszustand zu beurteilen und die angemessenen Vorsorgeuntersuchungen festzulegen. Dazu gehören beispielsweise:
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Wer braucht Vorsorgeuntersuchungen?
Ganz entscheidend für gezielte und notwendige Vorsorgeuntersuchungen ist, ob man zu einer Risikogruppe gehört. Zu den wichtigsten Risikogruppen gehören:
Hautkrebs - Hellhäutige Personen die oft Sonnenbrände erlitten haben, in deren Familie Hautkrebs oder andere Krebserkrankungen vorkommen. Personen mit vielen «Leberflecken» oder Flecken die unregelmässig gefärbt und begrenzt sind, grösser als 5 mm sind und sich schnell verändern oder wachsen.
Brustkrebs - Die regelmässige Selbstuntersuchung ist und bleibt wichtig, um viele Formen frühzeitig zu erfassen. Eine Röntgenuntersuchung der Brüste (Mammographie) bei Frauen ist als Screening-Methode umstritten. Bei Frauen über 35 mit bekannter Brustkrebserkrankung der Mutter oder Geschwister wird dies ganz klar empfohlen. Für seltene, aggressive Brustkrebsarten, können genetische Analysen hilfreich sein.
Dickdarmkrebs - 50jährige, in deren Familie Darmkrebs vorgekommen ist, oder Frauen, die nach einem Tumor der Geschlechtsorgane oder der Brust. Bei bekannter entzündlicher Darmerkrankung und falls Dickdarmkrebs in der direkten Verwandtschaft aufgetreten ist, sollten regelmässig Darmspiegelungen durchgeführt werden. Die Suche nach verstecktem Blut im Stuhl ist umstritten.
Herz-Kreislaufkrankheiten - Bei Familien, in denen gehäuft Erkrankungen der Herzkranzgefässe oder Schlaganfälle vorgekommen sind. Risikofaktoren sind Rauchen und Übergewichtig. Nicht nur der Blutdruck sollte regelmässig kontrolliert werden, sondern auch eine Zuckerkrankheit oder Fettstoffwechselstörung.
Wer führt Check-ups durch und was bezahlt die Krankenversicherung?
Ein «Check-up» ist ein Gesamtpaket, das aus den oben aufgeführten Vorsorgeuntersuchungen vom Hausarzt für seine Patienten individuell geschnürt werden kann. Deshalb ist es wichtig, dass der Arzt seinen Patienten kennt. Einige Vorsorgeuntersuchungen kann ein Hausarzt selber durchführen, für gewisse Spezialuntersuchungen muss er seine Patienten an einen Spezialisten überweisen. Grössere Gesundheitszentren sind darauf spezialisiert, umfassende Check-ups zu bündeln, damit alle notwendigen Untersuchungen in wenigen Stunden durchgeführt werden können. Dieser Check-up wird je nach Krankenversicherer durch die Grund- oder Zusatzversicherung bezahlt, je nach Unternehmen werden die Kosten manchmal sogar vom Arbeitgeber übernommen.
Dr. med. Martin Denz ist Chefarzt von santé24. Die telefonische Gesundheitsberatung sante24 ist eine zentrale Dienstleistung von SWICA ist, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Die Fachkräfte von sante24 vereinbaren bei Bedarf einen Arzttermin und schaffen so die Grundlage für eine koordinierte und zielgerichtete Behandlung – von der ersten Beratung bis zum Therapieabschluss.
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