In der Schweiz haben sich in letzter Zeit besonders bei Kindern die Fälle von Lungenentzündungen durch Mykoplasmen gehäuft. Woher kommen die Bakterien und wie kann man sich vor ihnen schützen? Der Gesundheitstipp gibt Auskunft.
Ständig müde, lästige Halsschmerzen, Fieber und Husten: Für viele gehören diese Symptome genauso zum Herbst wie die fallenden Blätter. Nicht immer handelt es sich bei diesem Krankheitsbild aber um eine klassische Erkältung, wie die aktuelle Berichterstattung zeigt. Besonders bei Kinder kam es seit dem Spätsommer zu einer regelrechten Ansteckungswelle von Lungenentzündungen, die durch Mykoplasmen ausgelöst werden. Momentan scheint die Welle zwar nicht vorbei zu sein, flacht aber etwas ab.
Während eine Erkältung meistens durch Viren ausgelöst wird, sind bei den zunehmenden Lungenentzündungen spezielle Bakterien die Übeltäter. Unter Mykoplasmen versteht man eine Gattung von winzig kleinen Bakterien, die keine Zellwand besitzen. Das erschwert deren Behandlung, da häufig verwendete Antibiotika, wie zum Beispiel Penicilline, die genau diese Zellwand angreifen, nicht wirken. In schweren Fällen gibt man deshalb sogenannte Makrolid-Antibiotika, deren Resistenzen aber leider zunehmen, weshalb man die Therapie jeweils gut abwägen sollte. Mykoplasmen infizieren nur Menschen und verbreiten sich ganz langsam, weshalb es oft sehr lange dauert, bis man die Symptome überhaupt spürt und die Erreger entdeckt.
Oft werden die Symptome mit einer Erkältung verwechselt. Auch ohne Antibiotika-Therapie geht die Lungenentzündung meistens von alleine vorbei. Bei Kindern mit vorgeschädigter Lunge oder Tendenz zu Asthma kann der Verlauf schwerer sein und Antibiotika oder eine Sauerstofftherapie notwendig machen.
Wieso häufen sich die Fälle zurzeit?
Dass Mykoplasmen genau jetzt eine Welle an Lungenentzündungen auslösen, ist sehr wahrscheinlich eine Nachwehe von Corona. Durch die Masken, den Abstand und viel Desinfektionsmittel hatten es Viren und Bakterien viel schwerer, sich auszubreiten. Auch geht man davon aus, dass das körpereigene Immunsystem durch die Hygienemassnahmen geschwächt wurde und jetzt anfälliger für diese Infektionen ist.
Wie muss ich vorgehen, wenn mein Kind Verdacht auf eine Lungenentzündung durch Mykoplasmen hat?
Bei so einem Verdacht können Eltern nicht viel machen ausser den Rat von Gesundheitsfachpersonen einzuholen und ihr Kind gegebenenfalls behandeln zu lassen. Da die Lungenentzündung durch Mykoplasmen einen schleichenden Verlauf hat, ist sie nicht ganz einfach zu erkennen. Nur schwere Verläufe mit schlechtem Allgemeinzustand des Kindes müssen ärztlich oder selten stationär behandelt werden.
Der Verdacht hat sich bestätigt, mein Kind hat eine Mykoplasmen-Lungenentzündung. Muss ich mir Sorgen machen?
Nein. In den meisten Fällen verläuft die Krankheit ungefährlich und verschwindet von alleine wieder, sogar ohne Medikamente. Die häufigsten Beschwerden sind leichte Entzündungen der Rachenschleimhaut oder der Bronchien. Diese Beschwerden lassen sich mit gängigen Medikamenten behandeln.
Kann man sich speziell vor einer Ansteckung schützen?
Damit man sich ansteckt, braucht es engen Kontakt zu einer infizierten Person, denn die Übertragung verläuft über Tröpfchen (Husten, Niesen, Speichel). Trotz dem Anstieg an Ansteckungen muss man keine konkreten Vorsichtsmassnahmen treffen, die man nicht sowieso beim Umgang mit einer Krankheit schon einhält: Personen, die krank sind, sollten zuhause bleiben und wer gesund ist, sollte den Kontakt zu infizieren Personen minimieren, was allerdings im familiären Kontext nicht ganz einfach ist.
Diese Tipps helfen generell vor einer Ansteckung durch Tröpfchen:
- Regelmässig lüften
- Hände waschen und desinfizieren
- Beim Husten oder Niesen ein Taschentuch vorhalten und dieses, wie auch nach dem Schnäuzen, in einen abgeschlossenen Behälter oder ins WC entsorgen oder in die Armbeuge husten/niesen.
- Kein gemeinsames Benutzen von Trinkbehältern, Geschirr, Besteck, Zahnbürsten und anderen Utensilien, die mit Speichel behaftet sein könnten.
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