Seit einigen Monaten wird fast täglich zu den Medikamenten «Ozempic» und «Wegovy» berichtet, die innerhalb kurzer Zeit zu gewaltigen Gewichtsreduktionen führen sollen. Ozempic ist in der Schweiz mittlerweile so gefragt, dass es bis auf Weiteres nicht mehr lieferbar ist. Im Gesundheitstipp wird aufgezeigt, für wen die Medikamente wirklich gedacht sind und weshalb sie nicht als harmloser Appetit-Zügler betrachtet werden sollen.
In der Schweiz leben 42 % der Bevölkerung mit Übergewicht, 12 % leiden sogar an schwerem Übergewicht, auch Adipositas gennant. Übergewicht führt oft zu Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems und begünstigen Diabetes Typ 2 sowie gewisse Krebsarten. Vom Übergewicht loszukommen, ist jedoch oft nicht so einfach, da die Ursprünge von Übergewicht meistens multifaktoriell sind.
Umso verlockender klingt eine wöchentliche Spritze, die innerhalb weniger Monaten zu bis zu 15 % Gewichtsverlust führen soll. Ozempic, ein Medikament des dänischen Herstellers Novo Nordisk, verspricht genau das. Der Haken: Ozempic wurde für Menschen mit Diabetes Typ 2 entwickelt. Aber spätestens nachdem Berühmtheiten wie Elon Musk oder Kim Kardashian Ozempic zum Abnehmen verwendet haben, gibt es einen regelrechten Hype auf die Spritzen. In den letzten Monaten schoss der sogenannte «Off-Labe-Use», also die Anwendung des Medikaments für Übergewicht (für das es nicht gedacht ist) so in die Höhe, dass es zu wenig Ozempic für Menschen mit Diabetes gibt.
Wie wirkt Ozempic bei Menschen mit Diabetes?
Ozempic enthält Semaglutid. Das ist eine synthetisch hergestellte «Kopie» des Hormons GLP-1, welches im Gehirn ein Sättigungsgefühl auslöst. Auch sorgt es dafür, dass in der Bauchspeicheldrüse mehr Insulin ausgeschüttet wird, ein Hormon, welches den Blutzucker senkt und die Insulin-Rezeptoren besser auf das Insulin reagieren. Menschen mit Diabetes Typ 2 können zu wenig oder gar kein Insulin mehr produzieren, reagieren zusätzlich weniger auf das vorhandene Insulin und sind deshalb stark auf solche Medikamente angewiesen.
Weshalb ist es zum Abnehmwunder geworden?
Das Sättigungsgefühl mit Ozempic hat zur Folge, dass Menschen viel weniger Nahrung zu sich nehmen und dadurch schnell an Gewicht verlieren. Im Vergleich zu herkömmlichen, langjährigen Therapien gegen Adipositas, bestehend aus Ernährungsumstellung, mehr physischer Aktivität und psychologischer Betreuung scheint das Abnehmen mit Ozempic ein einfacher Ausweg zu sein.
Weshalb ist der Off-Label-Use von Ozempic problematisch?
Ozempic darf auf keinen Fall als praktischer Appetitzügler angesehen werden. Denn Menschen mit Diabetes und Übergewicht sind stark auf dieses Medikament angewiesen und stehen vor einem Problem, wenn es nicht mehr lieferbar ist. Auch Personen, die mit Ozempic abnehmen, sehen sich bei Lieferengpässen mit einer schwierigen Situation konfrontiert: Da Ozempic durchgehend genommen werden muss, können sie schnell wieder an Gewicht zulegen, wenn es nicht mehr verfügbar ist. Ausserdem ist Ozempic kein harmloses Medikament. Es muss gut überwacht werden und ruft nicht selten Nebenwirkungen hervor. Anscheinend nützt es fürs Gewicht auch nur dann, wenn wirklich viel Übergewicht vorhanden ist. je weniger Übergewicht, desto weniger die Wirkung.
Und was ist mit Wegovy?
Das Interesse an gewichtsreduzierenden Medikamenten ist riesig. Pharmakonzerne auf der ganzen Welt forschen deshalb an unterschiedlichen Wirkstoffen. Wegovy ist einer davon – produziert ebenfalls von Novo Nordisk. Die Spritze wurde erst vor ein paar Wochen in der Schweiz zugelassen und ist deshalb noch nicht so bekannt. Wie Ozempic enthält auch Wegovy Semaglutid und funktioniert dementsprechend gleich. Der Unterschied zu Ozempic liegt in der Dosierung, welche bei Wegovy höher ist und eine noch schnellere Gewichtsreduktion verspricht. Auch darf Wegovy – wenn offiziell durch eine ärztliche Fachperson im Rahmen eines interdisziplinären Konzeptes verschrieben – auch bei Personen mit Adipositas oder mit Übergewicht und mindestens einer Folgeerkrankung eingesetzt werden.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Bekämpfung von Adipositas gar nicht einfach, aber immer wünschenswert ist, um Folgeerkrankungen zu vermeiden. Dafür Medikamente wie Ozempic, die für andere Krankheiten gedacht sind, ohne ärztliche Kontrolle zu verwenden, ist jedoch fahrlässig und auch extrem teuer. Eine umfassende Behandlung und Begleitung mit einer Kombination aus Ernährungsberatung, Bewegungstherapie und psychologischer Unterstützung ist sicher der gesündeste Ansatz, bei Adipositas für eine nachhaltige Gewichtsreduktion zu sorgen.
SWICA unterstützt Menschen mit Adipositas bei der Gewichtsreduktion
In einer telemedizinischen Beratung von santé24 kann besprochen werden, welcher Weg eingeschlagen werden könnte. Für SWICA-Versicherte ist die Beratung kostenlos. Aus den Zusatzversicherungen beteiligt sich SWICA an verschiedensten Massnahmen und Coachings für eine Anpassung in den Bereichen Verhaltensänderungen und Gewichtsreduktion.
Bei weiteren Fragen rund um die Gesundheit steht SWICA-Versicherten die telemedizinische Beratung von santé24 unter der Nummer +41 44 404 86 86 kostenlos zur Verfügung. Eine Praxisbewilligung für Telemedizin ermöglicht es den Ärzten von santé24 zudem, bei telemedizinisch geeigneten Krankheitsbildern weiterführende ärztliche Leistungen zu erbringen. Mit der medizinischen App BENECURA können SWICA-Versicherte ausserdem bei Krankheitssymptomen einen digitalen SymptomCheck machen und erhalten Empfehlungen fürs weitere Vorgehen. Bei einem anschliessenden Telefonat mit santé24 entscheidet der Kunde im Einzelfall selber, ob er die im SymptomCheck gemachten Angaben santé24 freigeben möchte.
Neuen Kommentar hinzufügen: