Das Polyzystische Ovarialsyndrom ist eine der häufigsten Stoffwechselerkrankungen geschlechtsreifer Frauen. Allein in Europa sind 5-12% aller Frauen im gebärfähigen Alter davon betroffen. Frühe Stadien dieser Erkrankung verlaufen oft symptomlos und meist sind es erst spätere Folgen wie Zyklusstörungen, Unfruchtbarkeit bis hin zur Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2 oder Herzkreislauferkrankungen, die auf das Polyzystische Ovarialsyndrom aufmerksam machen.
Wie kommt es zu dieser Krankheit?
Übergewichtige Frauen sind deutlich häufiger Betroffen als Normalgewichtige. Übergewicht scheint deshalb im Zusammenhang mit dem PCOS eine wichtige Rolle zu spielen. Mit einer steigenden Zunahme von übergewichtigen Personen rechnen Wissenschaftler und Ärzte auch mit einer Zunahme dieser Erkrankung.
Durch Übergewicht kommt es oft zu einer Insulinresistenz. Das heisst, durch Fettansammlungen in Bauch, Leber und Muskel kann das Hormon Insulin nicht mehr richtig wirken. Insulin ist im gesunden Körper dafür verantwortlich, dass der Blutzucker aus dem Blut in die Zellen transportiert wird. Bei einer Insulinresistenz ist dieser Mechanismus gestört und die Folge sind hohe Blutzuckerwerte. Von den Fettzellen werden ausserdem Fettsäuren abgegeben, die nun anstelle des Blutzuckers von den Körperzellen aufgenommen werden und ebenfalls hohe Blutzucker bewirken. Die Zellen in der Bauchspeicheldrüse werden zudem durch Fetteinlagerung derart geschädigt, dass sie in ihrer Funktion der Insulinproduktion wesentlich beeinträchtigt sind. Nicht zuletzt produziert das Fettgewebe auch entzündliche Hormone und Signalstoffe, die ein erhöhtes Risiko mit sich bringen, an Arteriosklerose oder einem Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken.
Neben Umweltfaktoren wie Übergewicht können auch genetische Faktoren eine wesentliche Rolle spielen. Oft findet sich eine Funktionsstörung der beiden Sexualhormone Luteinisierendes Hormon (LH) und Follikelstimulierendes Hormon (FSH). Im gesunden Körper regeln sie die Fortpflanzung und im weiblichen Körper die Produktion von Östrogen. Bei einem Polyzystischen Ovarialsyndrom kommt es oft zu einer Fehlwirkung in diesem Vorgang und damit zu einer erhöhten Androgenproduktion. Androgene sind die männlichen Hormone und eine Vorstufe der Östrogene.
Auch ein erhöhter Insulinspiegel fördert die Androgenproduktion. Ein somit erhöhter Spiegel an freiem Testosteron, das wichtigste Hormon der Androgene, führt im weiblichen Körper führt zur Umwandlung in einen anderen Muskelfasertyp. Damit kommt es zu einem verminderten Blutzuckerverbrauch und vermehrter Fettspeicherung in der Bauchgegend.
Es beginnt ein Teufelskreis zwischen Übergewicht, Insulinresistenz, erhöhten Insulinspiegeln, Fehlwirkungen der Sexualhormone, erhöhten Androgenspiegel und wiederum Übergewicht.
Zu den sichtbaren Symptomen eines Polyzystischen Ovarialsyndroms gehören Veränderungen der Haut in Form von männlicher Behaarung oder einer Akne. Dazu kommen reproduktive Störungen in Form von Zyklusstörungen, Unfruchtbarkeit oder Fehlgeburten. Metabolische Veränderungen des Körpers wie Übergewicht, Insulinresistenz, Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck oder Herzkreislauferkrankungen können ebenso Ursachen wie auch Folgen im Teufelskreis dieser Erkrankung darstellen. Nicht zu vergessen sind die oft hinzukommenden sozialen und psychischen Probleme der Betroffenen. Eine Beeinträchtigung der weiblichen Identität oder Depressionen sind ernst zu nehmende Begleiterkrankungen des Polyzystischen Ovarialsyndroms.
Diagnostiziert wird ein Polyzystisches Ovarialsyndrom mithilfe eines Ultraschalls und Labortests. Im Ultraschall lassen sich Zysten im Eierstock erkennen. Im Labor sind es die erhöhten Androgenspiegel, die auf ein PCOS schliessen lassen.
Neuen Kommentar hinzufügen: