Frau Ruppert ruft besorgt bei sante24 an: „Mein knapp sieben Wochen altes Baby weint nur noch, trinkt nichts mehr und ist schon ganz nassgeschwitzt vor lauter Schreien.“ Sonst sei der Kleine immer sehr pflegeleicht, gut gelaunt und gut gediehen und sei voll gestillt. Auch beim jetzigen Telefonieren lässt er sich kaum beruhigen, so dass die Mama immer nervöser wird. Nach ein paar Fragen der Gesundheitsberaterin ist das Problem jedoch erkannt: Levin, so heisst der Junge, hat zum ersten Mal Schnupfen und kann mit der verstopften Nase nicht trinken, obwohl er grossen Hunger hat.
Was ist am Schnupfen bei Säuglingen so besonders?
Die Ursache für den Babyschnupfen ist wie bei den grösseren Kindern und Erwachsenen meistens ein viraler Infekt, der an und für sich nicht gefährlich ist. Neben den lokalen Symptomen wie Schnupfen und evtl. Husten haben die Babies manchmal noch etwas erhöhte Temperatur, aber meist kein hohes Fieber. Die trockene Heizungsluft im Winter und auch Zigarettenrauch verschlimmern die Situation für die engen Babynäschen. Problematisch ist die verstopfte Nase deshalb, weil Säuglinge in den ersten Monaten fast nur durch die Nase atmen können. Dabei sind sie sehr geschickt, weshalb sie bei freier Nase sehr gut an der Brust oder am Fläschchen trinken und gleichzeitig atmen können. Bei verstopfter Nase wird das allerdings sehr schwierig. Sobald sie versuchen, trotz der verstopften Nase an der Brust oder am Fläschchen zu saugen, kommen sie in Luftnot. Deshalb lassen sie Brustwarze oder Schnuller ganz schnell wieder los, um doch durch den offenen Mund zu atmen. Dadurch bleiben sie aber hungrig und fangen verständlicherweise an, frustriert zu schreien.
Was kann man gegen die verstopfe Nase beim Baby machen?
Am besten spült man verschnupfte Babynasen mehrmals pro Tag mit Kochsalzlösung und zum Beispiel einer kleinen Plastik-Spritze. Die Salzlösung kann man täglich selber herstellen (einen kleinen Löffel Salz in einem Glas abgekochtem Wasser auflösen. Salz, das sich nicht löst, setzen lassen). Statt der Plastik-Spritze kann man auch Plastikpipetten z.B. aus der Apotheke verwenden. Dort oder bei den grösseren Detailhändlern wie Migros oder Coop oder in der Apotheke gibt es auch fertige isotonische Kochsalzlösung in Einmalampullen zu kaufen. Um die Nase zu spülen und das Salzwasser wirklich in die Babynase zu bringen, muss man zu zweit sein: eine Person fixiert den Kopf des liegenden Babies, sanft aber fest, die andere setzt die Ampulle oder Spritze am Nasenausgang an und versucht, mit leichtem Druck die Salzlösung in das eine und danach in das andere Nasenloch zu applizieren. Wahrscheinlich wird das Baby dabei weinen, was aber den Vorteil hat, dass dann meistens die Nase noch besser läuft und der Schnudder abfliesst.
Kann der Schnupfen beim Baby andere gefährlichere Auswirkungen haben?
Leider ja, denn aus dem Schnupfen kann sich zum Beispiel eine Ohrenentzündung entwickeln. Dies vor allem, weil die kleinen Wege, die zwischen Mittelohr und Nasen-/Rachenraum liegen und für die gesunde Belüftung des Mittelohrs zuständig sind, meist mit dem viralen Infekt ebenfalls zuschwellen. Wird das Ohr dann nicht belüftet, können sich dort Bakterien ausbreiten und eine Mittelohrenentzündung verursachen. Diese ist dann sehr schmerzhaft und führt auch meist zu höherem Fieber. Leider passiert das bei kleinen Kindern gar nicht so selten. Neben den Nasenspülungen mit Kochsalzlösung ist es deshalb meist sinnvoll, für etwa zwei bis drei Tage zusätzlich ein Nasenspray für Babies aus der Apotheke zu benutzen. Dieser hilft, dass die Nasenschleimhaut und auch die engen Ohr-Belüftungswege abschwellen. So kann das Baby trinken und schlafen, und die Ohren bleiben verschont. Länger als fünf Tage darf man solche Nasensprays aber nicht anwenden, da sie bei längerem Gebrauch die Nasenschleimhaut schädigen können.
An welche Stellen, ausser dem Kinderarzt, kann man sich noch wenden?
Für erste Fragen rund um die Pflege oder Ernährung von Neugeborenen oder auch Schlafprobleme und erste Unsicherheiten wie den Schnupfen bei Levin kann man sich sehr gut an eine Hebamme wenden. Die Hebammenbesuche werden in den ersten Wochen auch von der obligatorischen Krankenversicherung vergütet, weitere oft über private Zusatzversicherungen. Eine andere Möglichkeit, die flächendeckend besteht, ist die Mütter- und Väterberatung. Auch hier wird man bestens beraten, was Ernährung, Gewicht, Pflege und sonstige Fragen bei Säuglingen, aber auch kleinen Kindern bis zum 5. Geburtstag betrifft. Oft bieten die Mütter- und Väterberatungsstellen zudem Kurse, Treffen oder Vernetzungsmöglichkeiten an.
Kann man nicht auch ätherische Öle einsetzen, damit das Baby besser atmen kann?
Mit ätherischen Ölen muss man bei Babies und kleinen Kindern sehr vorsichtig sein. Die Dämpfe können vor allem bei Kindern unter zwei Jahren zu einer lebensbedrohlichen Verkrampfung des Kehlkopfs und zu Atemstillstand führen. Ausserdem können sie direkt auf der Haut aufgetragen einen Hautausschlag hervorrufen. Wenn man unbedingt ätherische Öle ausprobieren möchte, dann in kleinsten Mengen und anfangs in grösserer Entfernung vom Kind bzw. auf etwas drauf, das man sofort wegnehmen kann, wenn man merkt, dass es dem Baby nicht guttut. Also sicher nicht direkt aufs Gesicht oder den Brustkorb und nicht aufs Nuschi oder den Body.
Gleich nach dem Telefonat, währenddessen Levin erschöpft eingeschlafen ist, stellt Frau Ruppert ein Glas Kochsalzlösung her und versucht, dem schlafenden Baby die Nase zu spülen. Mit der Hilfe ihres Mannes gelingt ihr das beim zweiten Anlauf. Für Herrn Ruppert ist es anfangs ungewohnt, seinen kleinen Sohn wirklich gut am Kopf festzuhalten, damit seine Frau die Nasenspülungen machen kann. Nach Nasenspülen und Weinen ist die Nase aber tatsächlich für den Moment frei, so das Levin endlich gestillt werden kann und satt und zufrieden ist. Für die Nacht besorgt Herr Ruppert noch ein Nasenspray aus der Apotheke und: Ab jetzt wird in der Wohnung nicht mehr geraucht! So fühlt sich die kleine Familie gewappnet, den ersten Schnupfen gemeinsam zu überstehen.
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