Frau Brunner aus Siebnen weilt mit ihrer Familie in den Skiferien. Sie haben einen Tag mit sonnigem Wetter und wunderbarem Pulverschnee genossen. Jetzt, am Mittwochabend, klagt ihr fünfjähriger Sohn Manuel über rote, tränende Augen. Er weint, weil es ihm so weh tut, dass er seine Augen fast nicht öffnen kann. Um sich einen Rat zu holen, was sie mit diesem Problem am Abend selber machen kann, ruft Frau Brunner santé24 an. Nachdem die Gesundheitsberaterin von santé24 anhand ihrer Nachfragen eine Verletzung oder einen Unfall ausgeschlossen hat und der Sohn keine zusätzlichen Erkältungs- oder Krankheitszeichen aufweist, kommt eigentlich nur ein «Sonnenbrand im Auge», eine sogenannte «Schneeblindheit» in Frage. Die ist umso wahrscheinlicher, als er sich am Morgen geweigert hatte, seine Skibrille aufzusetzen. Die brauche er nur bei schlechtem Wetter, um keinen Schnee in die Augen zu bekommen.
Gibt es Schneeblindheit wirklich, und kann man davon blind werden?
Schneeblindheit ist der umgangssprachliche Ausdruck für einen Lichtschaden an der Augenoberfläche durch übermässige bzw. ungeschützte UV-Bestrahlung. In den Bergen ist die UV-Strahlung stärker als im Flachland, zusätzlich werden die Strahlen im Winter vom Schnee reflektiert. Dieser Zusatzeffekt ist nicht zu unterschätzen: Schnee reflektiert etwa 80 Prozent des Sonnenlichts, was deutlich mehr ist als bei Wasser oder hellem Sand. Blind werden kann man davon in der Regel aber nicht, da normalerweise keine Schädigung der Netzhaut im Innern des Auges vorliegt, sondern eine sonnenbrandähnliche Verletzung der Horn- und Bindehaut des äusseren Auges.
Wie äussert sich ein solcher «Augen-Sonnenbrand»?
Die Symptome treten zumeist verzögert innert drei bis zwölf Stunden nach der Exposition mit UV-Strahlung auf, also typischerweise am Nachmittag, abends oder auch erst in der Nacht. Von aussen sieht man vor allem, dass die normalerweise weisse Bindehaut rund um Pupille und Iris geschwollen und gerötet ist und einzelne rote Äderchen sichtbar sind. Betroffene können ihre Augen wegen Schmerzen, Fremdkörpergefühl, vermehrtem Tränenfluss und erhöhter Lichtempfindlichkeit aber kaum offenhalten, was man als «Lidkrampf» bezeichnet.
Sind Kinder anfälliger für Schneeblindheit?
Kinderaugen sind besonders empfindlich, da der Eigenschutz des Auges noch nicht ganz ausgebildet ist. Die Augen bzw. die Augenlinsen von Kindern können UV-Strahlen nur schlecht aufhalten. Bis in die Pubertät hinein lassen sie zwischen 20 bis 60 Prozent des UV-Lichts auf die Netzhaut auftreffen. Erst mit 18 bis 20 Jahren werden die UV-Strahlen fast vollständig von der Linse weggefiltert. Dann ist die Linse normalerweise voll ausgereift und kann die Netzhaut besser schützen. Ausserdem summieren sich die Lichtschäden am Auge genauso wie auf der Haut, was spätere Augenkrankheiten wie Grauer Star, altersbedingte Makuladegeneration oder schlimmstenfalls sogar Krebs im oder am Auge begünstigen kann.
Wie kann man die Symptome im akuten Stadium behandeln?
Ganz wichtig ist der Schutz vor weiterer Lichtexposition und eine gute Schmerzbekämpfung. Kühle Auflagen auf die Lider und Bettruhe in einem abgedunkelten Raum sind die ersten Massnahmen bei leichteren Fällen. Zur Schmerzlinderung kann dann ein nicht rezeptpflichtiges, allgemeines Schmerzmittel wie z.B. Paracetamol oder Ibuprofen eingenommen werden. Bei starken Schmerzen und deutlichem Fremdkörpergefühl auch in Ruhe und bei geschlossenen Augen braucht es eventuell lokale Augen-Schmerz-Tropfen und Antibiotika-Augensalbe. Dafür ist dann ein Arztbesuch notwendig und auch sinnvoll. In weniger schweren Fällen helfen befeuchtende und pflegende Augentropfen aus der Apotheke. Da die Hornhaut sich in der Regel sehr gut regenerieren kann, heilt die oberflächliche Schneeblindheit normalerweise innert 24 bis 48 Stunden ab.
Wie kann ich die Augen meiner Kinder am besten vor einem Lichtschaden schützen?
Den sichersten Schutz, vor allem im Sommer am Wasser zusätzlich zu einer Schirmkappe und im Winter im Schnee, bieten geprüfte Sonnen- /Schnee- oder Schutzbrillen mit hohem UV-Schutz. Eine wirklich wirksame Sonnenbrille auch für Kinder ist in der Regel mit dem Zeichen «UV400» gekennzeichnet und sollte das Auge auch vor seitlich einfallender (Streu-)Strahlung schützen, was bei Ski- oder Schneebrillen in der Regel selbstverständlich ist. Auch wenn man Kontaktlinsen mit UV-Schutz trägt, benötigen die nichtbedeckten Augenpartien einen Lichtschutz. Bei Kindern empfiehlt sich wegen der Unfallgefahr eine Brille mit Plastikgläsern. Für extreme Situationen wie in Solarien gelten besondere Vorsichtsmassnahmen.
Da der kleine Sohn von Frau Brunner bei geschlossenen Augen keine starken Schmerzen angibt, empfiehlt die sante24-Ärztin, die von der Gesundheitsberaterin beigezogen worden ist, noch vor Ladenschluss in der Apotheke befeuchtende und pflegende Augentropfen zu kaufen und ihm diese noch mehrmals einzuträufeln, bevor er schlafen geht. Am nächsten Tag sollte Manuel am besten drinnen bleiben, um sich und seine Augen vom hellen Licht des Vortages zu erholen. Seine Skibrille will Manuel jetzt in Zukunft immer tragen, das hat er immerhin aus der ganzen Aktion gelernt!
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