Am häufigsten passiert es bei Kindern, aber auch etwa 4 Prozent der Erwachsenen kommen mit dem Phänomen Schlafwandeln in Berührung. Betroffene stehen in der Nacht auf, laufen umher und führen sogar komplexe Handlungen aus – ohne es zu merken oder sich am nächsten Morgen daran zu erinnern. In den meisten Fällen sind die nächtlichen Abendteuer harmlos. Trotzdem sollte man sich den möglichen Gefahren bewusst sein.
Schlafwandeln ist ein schon lange bekanntes und sagenumworbenes Phänomen. Frühe glaubte man, Betroffene seien mondsüchtig oder besessen, da sie sich gespenstisch Richtung Mond bewegten und wie von Geisterhand handelten, ohne bei Bewusstsein zu sein. Heute weiss man: Schlafwandelnde sind weder mondsüchtig noch besessen, sondern es handelt sich um eine weit verbreitete Schlafstörung.
Was sind die Ursachen für die nächtlichen Spaziergänge?
Im Gegensatz zum Geist schläft das Gehirn nie – zumindest nicht alle Teile. Auch in der Nacht sind gewisse Regionen des Gehirns aktiv und steuern die lebensnotwendigen Funktionen, wie zum Beispiel die Atmung. Andere Teile bleiben dagegen «abgeschaltet». Es kann vorkommen, dass die Kommunikation zwischen den aktiven und inaktiven Teilen des Gehirns gestört wird, beispielsweise durch ein lautes Geräusch oder starken Harndrang. Betroffene fallen dann in einen seltsamen Zustand, in dem sie weder wach noch schlafend sind. Der für die Motorik zuständige Teil des Hirns ist in diesem Zustand meist aktiv, weshalb Schlafwandelnde sich zu bewegen beginnen. Kinder und Jugendliche schlafwandeln häufiger, da ihr Gehirn und Nervensystem noch nicht fertig entwickelt sind es dadurch vermehrt zu solchen Missverständnissen zwischen den Hirnregionen kommt. Meistens passiert dies im ersten Drittel der Nacht. In der Regel stoppt das Schlafwandeln von selbst während oder nach der Pubertät. Schlafwandeln kann zudem auch genetisch veranlagt sein: Wenn beide Elternteile betroffen sind, liegt das Erkrankungsrisiko der Kinder bei 60 Prozent.
Wann wird Schlafwandeln gefährlich?
In den meisten Fällen beschränkt sich Schlafwandeln auf Aufsitzen im Bett oder ein vermehrtes Bewegen der Beine. Gefährlich wird es, wenn die Person das Bett verlässt und beginnt, umherzulaufen. Da die Reaktionsfähigkeit und die Balance während des Schlafwandelns extrem eingeschränkt sind, können Möbel zur Stolperfalle und Treppen oder Fenster gar zur Lebensgefahr werden. Wann und wie fest eine Person schlafwandeln wird, lässt sich nicht voraussagen. Für Betroffene ist es demnach sinnvoll, die eignen Schlafgewohnheiten mit einer Fachperson abzuklären.
Bitte nicht stören
Trifft man eine Person während des Schlafwandelns an, sollte man sie nicht wecken. Auch wenn das nächtliche Spazieren für Mitmenschen unheimlich wirken kann und man die betroffene Person am liebsten «befreien» möchte, tut man sich mit dem Aufwecken keinen gefallen. Denn Schlafwandelnde können aggressiv reagieren, da sie beim Aufwachen aus dem Tiefschlaf desorientiert und verwirrt sind. Besser nimmt man die Person sanft an die Hand Anstatt und führt sie zurück ins Bett.
Tipps für Schlafwandlerinnen und Schlafwandler
Es gibt Faktoren, die Schlafwandeln begünstigen. Diese sind beispielsweise:
- Schlafentzug (Stress, Fiebererkrankung, Alkoholkonsum, schlafbezogene Atmungsstörungen im Kindesalter)
- Einnahme von Schlafmitteln, Antihistaminika, Stimulanzien, Neuroleptika, Benzodiazepinen
- Schwangerschaft/Menstruation
Gewisse dieser Faktoren können Betroffene aktiv beeinflussen, indem auf Alkohol vor dem Schlafengehen verzichtet wird, indem sie mehr Schlaf und einen regelmässigeren Schlafrhythmus in den Alltag etablieren und indem mithilfe von beispielsweise Entspannungsübungen am Abend versucht wird, Stress nicht mit ins Bett mitzunehmen. Zudem können Betroffene mit diesen Tipps versuchen, das Ausmass von potenziellem Schlafwandeln möglichst gering zu halten:
- Potenzielle Stolperfallen im Zimmer aus dem Weg räumen
- Die Schlafzimmertür abschliessen
- Scharfe/Gefährliche Gegenstände versorgen
SWICA-Schlafprogramm
Betroffene, die schlafwandeln oder generell Mühe haben, in der Nacht zur Ruhe zu kommen, unterstützt SWICA mit persönlichen Coaching Calls, Online-Trainings oder Tipps für guten Schlaf. Wir möchten dazu beitragen, dass Sie sich in der Nacht voll und ganz erholen können. Mehr zum SWICA Schlafprogramm finden sie hier.
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