Dr. Silke Schmitt Oggier - Med. Leiterin sante24
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Sind Mädchen nicht gegen Ringelröteln geimpft?

«Im Kindergarten meiner kleinen Tochter (5) hing heute ein Zettel, dass die Ringelröteln umgehen und schwangere Mamis, die auch Symptome haben, sich mit ihrer Gynäkologin in Verbindung setzen sollen. Jetzt zerbreche ich mir schon die ganze Zeit den Kopf, weil ich der Meinung war, dass zumindest alle Frauen und Mädchen gegen Ringelröteln geimpft sind. Oder hilft die Impfung nicht genug?» fragt Tobias Kleinschmidt am santé24-Beratungstelefon.


Sind Ringelröteln und Röteln dieselbe Erkrankung? 

Ringelröteln und Röteln haben einen Teil des Namens gemeinsam, was tatsächlich verwirren kann. Beide Kinderkrankheiten können mit einem Hautausschlag einhergehen. Sie werden aber durch zwei völlig unterschiedliche Viren verursacht. Gegen die Röteln werden seit längerem nicht nur die Mädchen, sondern auch die Jungs geimpft, damit sich das Röteln-Virus insgesamt weniger gut auszubreiten kann. Dies, weil das sogenannte Rubella-Virus, wenn sich eine ungeimpfte Frau in der Schwangerschaft ansteckt, schwere Missbildungen beim Ungeborenen verursachen kann. Gegen Ringelröteln hingegen kann man sich bisher nicht impfen lassen.

Wieso heissen die Ringelröteln bei kleinen Kindern auch Ohrfeigenkrankheit?

Bei ungefähr einem von vier Kindern zeigt sich eine bis zwei Wochen nach der Ansteckung ein sehr typischer Ausschlag, der oft im Gesicht mit hochroten Wangen beginnt. Wegen des charakteristischen Aussehens wird die Erkrankung vor allem im englischsprachigen Raum auch «Ohrfeigenkrankheit» genannt. Danach kann sich der girlanden- oder ringelförmige Hautausschlag auf Arme, Beine und den Po ausbreiten. Bei manchen Kindern ist der Ausschlag von Juckreiz begleitet. Nach einigen Tagen verblasst er wieder, kann aber über einen Zeitraum von ein bis zwei Monaten immer mal wieder aufflammen, vor allem bei direkter Sonnenbestrahlung und/oder hohen Temperaturen. Die sonstigen, etwas früheren Symptome sind oft mild und unspezifisch wie grippeähnliche Beschwerden mit Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Abgeschlagenheit und blassen Lippen Sobald der Ausschlag da ist, ist die Ansteckungsgefahr vorbei. 

Was bedeutet der Name Handschuh-Socken-Syndrom bei Jugendlichen mit Ringelröteln?

Interessanterweise zeigt sich bei Jugendlichen ein ganz anderes Bild derselben Erkrankung: Der Hautausschlag beschränkt sich ausschliesslich auf die Hände und Füsse beziehungsweise auf die Regionen, die sonst mit Handschuhen oder Socken bedeckt werden, weshalb die Krankheit in dem Alter auch als «Handschuh-Socken-Syndrom» bezeichnet wird. Wenn sich Erwachsene mit den Ringelröteln anstecken, dann entwickeln vor allem junge Frauen häufig eine akute Entzündung in mehreren Gelenken, was sich wie eine rheumatoide Arthritis, also Gelenkrheuma anfühlt. Wie bei anderen Kinderkrankheiten auch, ist der Verlauf im Erwachsenenalter grundsätzlich etwas schwerwiegender.       

Wie steckt man sich an, und wie oft kann man Ringelröteln im Leben bekommen?

Die Ansteckung mit dem Parvo-B19-Virus, das die Ringelröteln auslöst, passiert über kleine Tröpfchen, die infizierte Patienten beim Niesen, Husten und über die Hände in ihrer Umgebung verteilen. Nach einer durchgemachten Ringelrötelninfektion ist man lebenslang immun. Bei uns sind 60 bis 70 Prozent aller Dreissigjährigen immun gegen das Virus, weil sie die Krankheit bereits als Kinder durchgemacht haben, ein Teil davon auch ohne oder mit sehr milden Symptomen. 

Sind Ringelröteln für Schwangere genauso gefährlich wie Röteln?

Ringelröteln verursachen im Gegensatz zu den Röteln keine direkten Fehlbildungen oder Behinderungen beim Ungeborenen. Über die Plazenta kann das Virus jedoch in den Blutkreislauf des Kindes gelangen, dort die blutbildenden Zellen befallen und in der Folge zu einer mehr oder weniger ausgeprägten Blutarmut führen. Das stört die Versorgung des Kindes mit Sauerstoff und Nährstoffen und folglich seine Entwicklung. Besonders bei einer Infektion zwischen der 10. und 22. Schwangerschaftswoche ist das Risiko dafür gegeben, was die Gynäkologin im Ultraschall an einem zu viel an Fruchtwasser (Hydrops fetalis) erkennen kann. In schweren Fällen müssen die ungeborenen Babys im mütterlichen Bauch mit Bluttransfusionen therapiert werden. Mittels eines Bluttests kann man vor der Schwangerschaft abklären, ob man allenfalls immun gegen die Ringelröteln ist, weil man bereits früher Kontakt mit dem Virus hatte. 

 

Nach dem Telefonat mit santé24 ist Herrn Kleinschmidt der Unterschied zwischen der Röteln-Erkrankung, deren Vorkommen bei uns durch die Impfung sehr selten geworden ist, und den Ringelröteln, die momentan gerade sehr häufig auftreten, klar. Bei der Durchsicht des Impfausweises seiner kleinen Tochter kann die santé24-Gesundheitsberaterin die beiden Röteln-Impfungen zusammen mit der Masern- und Mumps-Impfung (MMR) finden. Bei der Gelegenheit macht sie Herrn Kleinschmidt darauf aufmerksam, dass neuerdings die Impfung gegen die zeckenübertragene Frühsommermeningoenzephalitis (FSME) schon ab drei und nicht wie bisher ab sechs Jahren empfohlen ist. 

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