Werben Sie in Ihren erzählten Geschichten für ausgewogenes Essen: Kasperli isst Äpfel, nicht Pommes frites.

So lernen Kinder essen: Teil 3 - Die weitere Entwicklung des Essverhaltens

Lieblingsspeisen sind lernbar: Lesen Sie heute etwas über die Denkprozesse Ihres Kindes, um nachzuvollziehen, wie Sie die Ernährungserziehung positiv beeinflussen können.

Ich mag Käseschnitten, weil meine Oma diese immer kocht!

Isst Ihr Kind Bonbons aus einer bestimmten Verpackung, hat dabei ein schönes Geschmackserlebnis und fühlt sich durch den Zuckerschub plötzlich heiterer, verknüpft es diese positiven Effekte mit dem Aussehen dieser Verpackung. Danach genügt der reine Anblick dieser oder ähnlicher Verpackungen, um zum Signal des erlebten positiven Effektes zu werden und löst so ein weiteres Verlangen nach diesen Bonbons aus. Dieser Lernprozess nennt sich Operante Konditionierung.

Es funktioniert übrigens auch in die umgekehrte Richtung: Ihr Kind kann mit seinem Grosi zusammen eine schöne Zeit erleben und lernt Omas selbstgemachte Käseschnitten kennen. Vielleicht erzählt die Grossmutter noch, wie Klein-Mama oder Klein-Papa die auch immer besonders mochte. Von da an wird Ihr Kind Käseschnitten lieben, weil es diese Speise mit den schönen Erinnerungen an Oma verknüpft. Möchten Sie also Ihrem Kind Joghurts, Crevetten oder Kohlrabi schmackhaft machen, so verbinden Sie das Essen mit schönen Erlebnissen. Unternehmen Sie zum Beispiel ein Familienpicknick oder beziehen Sie geliebte Bezugspersonen Ihres Kindes wie Eltern, Gotti, Götti oder Gspänli mit ein.

Ich will die Cornflakes aus der Werbung!

Lebensmittel-Werbungen, die Ihr Kind im Fernsehen, in Zeitschriften oder im Internet sieht, wecken sein Interesse. Sie machen Ihr Kind neugierig auf ein Nahrungsmittel und es will dieses unbedingt probieren. Machen Sie selbst Werbung für Vollkornprodukte, Früchte oder Gemüse. Versuchen Sie die Neugier Ihres Kindes zu wecken. Bringen Sie die Werbung in ein Spiel mit ein: zum Beispiel ein Kasperlitheater, in dem die Figuren für ein Produkt werben oder Kasperli mal in einen saftigen, knackigen Apfel beisst. Oder Superman statt ein Redbull eine Banane schmaust.

Schokolade macht ja gar nicht dick!

Wenn Sie Ihrem Kind sagen: "Iss nicht so viel Schokolade, davon wirst du dick!", möchten Sie ihm mögliche negative Folgen in naher Zukunft aufzeigen, damit es auf Schokolade verzichtet. Je nach Alter Ihres Kindes versteht es dieses Prinzip des Belohnungsaufschubs nicht. Wenn Ihr Kind auf Schokolade verzichtet, wird es irgendwann in der Zukunft dafür belohnt, indem es nicht übergewichtig wird. Doch diese mögliche Belohnung ist viel weiter weg, als die Belohnung durch das positive Geschmackserlebnis beim Essen der Schokolade. Also wird es nicht darauf verzichten. Dazu kommt noch, dass Ihr Kind an einem Tag viel Schokolade essen kann, und am nächsten Tag ist es immer noch gleich schwer. Es merkt also, dass die elterliche Drohung: "Schokolade macht dick" nicht stimmen kann. Für jüngere Kinder ist die starke Verzögerung bis zum Eintreten einer möglichen negativen Konsequenz weder vorstellbar noch erlebbar. Drohen Sie Ihrem Kind nicht mit einer möglichen negativen Konsequenz in der Zukunft. Bieten Sie Ihm stattdessen einen abwechslungsreichen Speiseplan, genussvolles Essen und viel Bewegungsmöglichkeiten an, damit es längerfristig ausgewogen isst und keine negativen Konsequenzen zu befürchten hat.

Fazit

Ihr Essverhalten wurde durch die Esskultur Ihrer Eltern geprägt und die Esskultur Ihrer Kinder wird durch Ihr Verhalten beim Essen geprägt. Sie können in die Lernprozesse Ihres Kindes eingreifen und es dabei unterstützen, ein Essverhalten zu entwickeln, das abwechslungsreich und ausgewogen ist. Viel Spass dabei!

Lesen Sie auch unsere ersten beiden Folgen über das Essverhalten:

 

Natalie Zumbrunn-Loosli

Hmmmm …

Hoppla! Wenn meine Eltern gerne Würmer und Insekten gegessen hätten, könnte ich mich heute günstig ernähren: Einfach in den Garten gehen und einsammeln.
Aber die Prägung funktioniert auch nicht immer hundertprozentig. Das sehe ich beispielsweise bei meinen Neffen: Der eine liebt Fisch und Seafood aller Arten, der andere kann beides nicht ausstehen. Als Brüder haben sie von ihren Eltern daheim doch genau das Gleiche vorgelebt erhalten. Da muss wohl noch ein anderer Einfluss dazugekommen sein.

Soziales Umfeld und Prägung

Ja das ist gewiss so, dass da vieles hineinspielen kann. Bei meinen Kindern gab es auch grosse Unterschiede im Essverhalten. Aber es sind auch nicht nur die Eltern, die etwas vorleben. Wir Menschen sind soziale Wesen und somit mit einem grossen sozialen Netz verknüpft. Mein Sohn mochte auch lange keinen Fisch, bis er mit einem Schulfreund zwei Wochen in die Ferien nach Italien durfte. Danach kam er nach Hause und verschlang alles, was mal im Meer herumgezappelt war

Entdecker

Ging mir genau gleich. Meeresfrüchte kannte man in der Schweiz nicht. Die habe ich erst entdeckt, als ich als Bub in der Normandie fantastische Ferien erleben durfte. Danach fand ich sie toll – einmal abgesehen von der mühsamen Panzerknackerei.

Umfeld & Co

Und, gerade in unserer jetzigen Zeit, in der viele Kinder auch in Krippen und bei Tagesmüttern betreut werden, wird auch dieser Einfluss massgebend sein. Und, ja schön, wenn unsere Kinder Verschiedenes kennen lernen können.

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