Dr. Silke Schmitt Oggier - Med.Leiterin von sante24

5 Fragen an Dr. Silke Schmitt Oggier - Gürtelrose bei Kindern oder Jugendlichen – gibt es das?

Herr Fischer ruft zusammen mit seinem 14-jährigen Sohn Lukas wegen kleiner Pickelchen am Brustkorb bei santé24 an. «Lukas ist in der Pubertät und hat schon manchmal kleine Pickelchen im Gesicht und auf der Brust oder auch am Rücken. Jetzt sehen die aber etwas anders aus und die Haut drumherum fühlt sich wohl komisch an, so dass wir nicht sicher sind, ob das eine normale Pubertäts-Akne ist oder etwas anderes», erklärt Herr Fischer der santé24-Gesundheitsberaterin. Diese fordert nach ein paar Rückfragen an Lukas zu seinem allgemeinen Gesundheitszustand und zu seinen Kinderkrankheiten und Impfungen Fotos vom Ausschlag via SWICA-Benecura-App an. Diese leitet sie dann zusammen mit den von ihr erfragten und dokumentierten Gesundheitsinformationen zur Begutachtung ans Ärzte-Team weiter. 


Was ist Gürtelrose für eine Krankheit?

Gürtelrose oder medizinisch Herpes Zoster ist eine Reaktivierung von im Körper schlummernden Windpocken (wilde Blattern, Varizellen)-Viren. Typisch für Gürtelrose sind flüssigkeitsgefüllte Bläschen auf der Haut. Deren Verteilung auf der Haut ist in der Regel relativ typisch: langgezogen und gruppiert. Die Bläschen sind häufig zu Beginn von Juckreiz, später eher von Schmerzen begleitet. Bei Erwachsenen kann eine zu spät oder gar nicht behandelte Gürtelrose zu bleibenden und oft quälenden Nervenschmerzen führen. Deshalb ist eine korrekte Diagnose wichtig. Die meisten Menschen erkranken erst ab einem Lebensalter von über 50 Jahren. Eine Impfung gegen Gürtelrose wird für Personen ab 65 Jahren von der Krankenversicherung übernommen.

Wie sieht Gürtelrose bei Kindern oder Jugendlichen aus?

Bei Kindern und Jugendlichen ist der Ausschlag in der Regel milder und weniger typisch als bei Erwachsenen. Er kann an eine Akne oder zu Beginn auch an Mückenstiche oder eine Allergie erinnern. Oftmals sind die Hautveränderungen bei Kindern und Jugendlichen am Brustkorb oder an den Schulterblättern lokalisiert. Das Gesicht kann allerdings auch betroffen sein. Ist ein Gürtelrosen-Ausschlag in der Nähe von Auge oder Ohr, muss der entsprechend Facharzt beigezogen werden.  Kinder und Jugendliche berichten weniger häufig von Schmerzen, eher von Kribbeln oder unklaren Gefühlsstörungen. Oft ist vor allem die Anordnung der Bläschen richtungsweisend für die Gürtelrosen-Diagnose. 

Wieso bekommt man gerade als Jugendlicher Gürtelrose?

Hat man einmal Windpocken gehabt, dann heilen die Hautläsionen ab, die Viren verschwinden aber nicht ganz aus dem Körper, sondern ziehen sich in bestimmte Nervenknoten zurück, wo unsere Immunabwehr sie in Schach hält. Das geht normalerweise so lange gut, bis die Immunabwehr aus irgendeinem Grund geschwächt ist. Das kann durch eine schwere oder bösartige Erkrankung oder eine immunsupprimierende Therapie mit Kortison oder anderen Medikamenten geschehen. Auch Stress, Schlafmangel und/oder schlechte oder unregelmässige Ernährung zusammen mit starker körperlicher Beanspruchung oder erhöhtem Wachstum können die Immunabwehr schwächen. Gerade dies sind Faktoren, die bei Jugendlichen oftmals zusammenkommen können. Dann breiten sich die Viren entlang der Nervenfasern wieder aus und produzieren auf der Haut die Gürtelrose-Symptome. 

Ist Gürtelrose ansteckend?

Nein, Gürtelrose selbst ist nicht ansteckend, aber die Bläschen enthalten Windpockenviren, so dass sich jemand, der noch keine Windpocken hatte und nicht dagegen geimpft ist, sich bei einem Gürtelrose-Patienten mit Windpocken anstecken kann. Gefährlich kann dies vor allem für sehr kranke Personen oder Krebs-Patienten und Schwangere sein. Seit einigen Jahren ist die Impfung gegen Windpocken zusammen mit den anderen Baby-Impfungen empfohlen und wird in der Regel mit einem kombinierten Impfstoff verabreicht. Die Windpockenimpfung kann auch vor Gürtelrose schützen, weil die Windpockenviren aufgrund der Impfung gar nicht in den Körper gelangen oder sich dort nicht festsetzen können. 

Wie kann man Gürtelrose behandeln?

Bei sonst gesunden Kindern oder Jugendlichen reicht in der Regel eine lokale Behandlung der Gürtelrose mit Mitteln, die die Bläschen schneller austrocknen. Bei Kindern nimmt man zum Teil eine anitbakterielle Salbe dazu. Dies, weil Kinder nicht selten an den juckenden Bläschen kratzen und sich dann leichter eine Infektion bilden kann. Langzeitprobleme wie Narbenbildung oder bleibende Schmerzen sind bei gesunden Kindern und Jugendlichen in der Regel nicht zu erwarten. Bei Erwachsenen, bei denen man vor allem die langfristigen, bleibenden Schmerzprobleme fürchtet, wird empfohlen, möglichst in den ersten 72 Stunden nach Auftreten der ersten Bläschen mit einer antiviralen Therapie mittels rezeptpflichtiger Tabletten zu beginnen. Früh begonnen hat man damit die grössten Chancen, eine sogenannte Post-Zoster-Neuralgie, wie die Nervenschmerzen nach einer Gürtelrose medizinisch heissen, zu verhindern. 


Lukas, in dessen Baby-Zeit die Impfung gegen Windpocken noch nicht empfohlen war und der als Kleinkind Windpocken durchgemacht hat, ist froh um die korrekte Diagnose und die Empfehlung für die Therapie mit der austrocknenden Lotion, die er in der Apotheke oder Drogerie kaufen kann. Seine Grossmutter, die gerade wegen eines Krebsleidens im Spital liegt, geht er erst wieder besuchen, wenn seine Bläschen alle gut abgeheilt sind, um sie nicht wegen ihrer geschwächten Immunabwehr zu gefärden. Schon deshalb sind Herr Fischer und Lukas froh, haben sie sich bei santé24 gemeldet und beraten lassen.

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