Dr. Silke Schmitt Oggier - Med. Leiterin von sante24

5 Fragen an Dr. Silke Schmitt Oggier - Ich habe Angst, dass unsere Tochter jetzt im Herbst wieder einen Pseudokrupp-Anfall bekommt!

«Unsere zweieinhalbjährige Tochter Lea hatte letzten Herbst in einer Nebelnacht einen Pseudokrupp-Anfall. Das war ganz schrecklich für uns. Die Kinderärztin hat uns dann Kortisontabletten für den Notfall gegeben, die sie nach dem Gewicht berechnet hat. Jetzt habe ich so Angst, weil die Nächte ja doch kälter werden und es bei uns auch schon Nebel hat» sprudelt Frau Heisinger am santé24-Telefon los. «Lea hat seit letztem Jahr natürlich Gewicht zugenommen, so dass die Berechnung für die Notfalltabletten sicher nicht mehr stimmt. Ich habe heute deshalb bei der Kinderärztin angerufen, aber diese Woche ist die Praxis wegen Herbstferien geschlossen. Können Sie mir mit den Notfalltabletten helfen»? 


Was ist eigentlich Pseudokrupp genau?

Pseudokrupp, bzw. ein Pseudokrupp-Anfall, entsteht durch eine Entzündung der Luftröhre und des Kehlkopfs. Je jünger Kinder sind, desto kleiner ist ihre Luftröhre im Durchmesser und desto weicher ist diese noch. Wenn durch die Entzündung die Schleimhaut anschwellt, führt das vor allem bei kleinen Kindern schnell zu einer deutlichen Einengung der Atemwege. Deshalb brauchen die kleinen Patienten mehr Kraft zum Einatmen und die weiche Luftröhre kann sich durch den starken Sog beim Einatmen zusammenklappen. Von Pseudokrupp sind meistens Kinder im Alter zwischen 6 Monaten und 3 bis 4 Jahren betroffen. Danach wächst sich die Neigung zu Pseudokrupp in der Regel aus, da die Atemwege grösser werden und die Luftröhre starrer ist, so dass eine Infektion nicht mehr dieselben Symptome hervorruft.

Was sind die Symptome von Pseudokrupp?

Die Symptome des Pseudokrupps zeigen sich vor allem nachts oder in den Morgenstunden: Das Kind erwacht mit typisch bellendem Husten, man hört bei jedem Atemzug ein Geräusch ähnlich dem Schnarchen und die Stimme klingt heiser. Als Zeichen der vermehrten Atemarbeit kann man sehen, dass sich die Haut zwischen den Rippen beim Einatmen einzieht und die Atmung schneller ist als üblich. Oft bekommen sowohl die Kinder als auch die Eltern aufgrund der Geräusche und der erschwerten Atmung Angst.  Eine gefährliche Atemnot kommt allerdings selten vor.

Was verursacht Pseudokrupp?

Pseudokrupp wird typischerweise durch Erkältungsviren verursacht. Deshalb ist vor allem im Herbst und Winter «Hochsaison» dafür. Oftmals geht einem Pseudokrupp-Anfall eine banale Erkältung mit Schnupfen, Husten, Halsweh voraus, in Ausnahmefällen kann ein Pseudokrupp-Anfall aber auch ohne Vorsymptome auftreten. 

Was kann man selber zuhause zur Symptomlinderung machen?

Am besten hilft, wenn man dem Kind ein Medikament gegen Fieber und die schmerzhaften Hustenattacken gibt, es gut anzieht und mit ihm an die frische Nachtluft geht. Man kann es auf dem Arm mit auf den Balkon oder die Terrasse nehmen oder auch nur ans weit geöffnete Fenster stehen und es mit einer Geschichte, einem Lied oder anderen Ablenkungen zu beruhigen versuchen. Dieses Vorgehen mit der kalten Aussenluft wurde gerade wieder in einer Studie der Universität Genf untersucht und als sehr erfolgreich bestätigt. Geht der Pseudokrupp-Anfall trotzdem nicht innerhalb von 30 Minuten vorbei oder verfärben sich Lippen oder Finger bläulich, bleibt nur der Weg ins Spital — möglicherweise sogar mit der Ambulanz. Kinder, die schon einmal einen derart schweren Pseudokrupp-Anfall hatten, bekommen oft Kortisontabletten verschrieben, die bei einem nächsten Mal schon zuhause unterstützend eingesetzt werden können. 

Helfen Antibiotika denn nicht, und gibt es keine Impfung gegen Pseudokrupp?

Da die Ursache des Pseudokrupps in der Regel eine Infektion mit Viren ist, können Antibiotika, die gegen Bakterien gerichtet sind, nicht helfen. Auch eine Impfung gibt es bisher nicht, da es verschiedene Viren sind, die diese Symptome hervorrufen können. Was vorbeugend hilfreich sein kann ist, das Kinderzimmer nicht zu überheizen, die Luft zu befeuchten und in der ganzen Wohnung nicht zu rauchen.

Die santé24-Ärztin berechnet zusammen mit Frau Heisinger die Dosis der Notfall-Kortisontabletten nach dem aktuellen Gewicht von Lea. Ausserdem bespricht sie nochmal die vorbeugenden Massnahmen und das Vorgehen im Falle eines erneuten Pseudokrupp-Anfalls. Danach ist Frau Heisinger deutlich beruhigter, da sie das Gefühl hat, für den Fall der Fälle möglichst gut vorbereitet zu sein.

 

Dr. med. Silke Schmitt Oggier ist die Chefärztin von santé24 und selber Fachärztin für Kinder und Jugendliche. Die telemedizinische Beratung ist eine zentrale Dienstleistung von santé24, die den SWICA-Versicherten bei allen Fragen rund um die Gesundheit unter der Nummer 044 404 86 86 kostenlos zur Verfügung steht. Eine Praxisbewilligung für Telemedizin ermöglicht es den Ärzten von santé24 zudem, bei telemedizinisch geeigneten Krankheitsbildern weiterführende ärztliche Leistungen zu erbringen. Mit der medizinischen App BENECURA können SWICA-Versicherte ausserdem bei Krankheitssymptomen einen digitalen SymptomCheck machen und erhalten Empfehlungen fürs weitere Vorgehen. Bei einem anschliessenden Telefonat mit santé24 entscheidet der Kunde im Einzelfall selber, ob er die im SymptomCheck gemachten Angaben santé24 freigeben möchte.

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