Ernährungsmythen Teil 2
Bei einer Sucht kommt rasch der Gedanke an Alkohol oder Nikotin auf. Kann aber auch Zucker süchtig und abhängig machen?
Zucker und sein Teufelskreis
Zucker gelangt besonders rasch ins Blut und führt damit zu einem raschen Blutzuckeranstieg. Die Bauchspeicheldrüse reagiert mit einer erhöhten Ausschüttung an Insulin, wodurch der Blutzuckerspiegel schnell wieder sinkt. Den tiefen Blutzuckerspiegel nimmt das Gehirn als Hunger war ─ ein wahrer Teufelskreis. Wenn sehr unregelmässig und mit häufigem Naschen zwischendurch gegessen wird, kann dies zu einer Fixierung auf Süsses führen. Aber kann gleich von einer Sucht gesprochen werden?
Zuckersucht ─ alles nur ein Mythos?
Gemäss der aktuellen wissenschaftlichen Datenlage wird die Hypothese, dass Zucker süchtig machen kann, nicht bejaht. Der Vermutung liegt ein Versuch an Ratten zugrunde. Im Rahmen des Experimentes entwickelten sich bei den Tieren eine Art Sucht nach Zucker. Diese Annahme begründete darauf, dass die Ratten sich beim Zucker überfrassen. Daraus wurde der Schluss gezogen, dass diese Erkenntnis auch bei Menschen, zumindest auf Übergewichtige und Personen mit Heisshungeranfällen, zutrifft. Was aber nicht erwähnt wurde, ist die Tatsache, dass dies nur auf Ratten zutraf, die vorher 12 Stunden lang gar nichts zu essen erhielten. Bei Ratten im normalen Futterrhythmus war dies nicht der Fall.
Das Verlangen nach Zucker
Die Zufuhr von Stoffen, die jemand als Belohnung empfindet, führt im Gehirn zur Ausschüttung des Glückshormons Dopamin. Das zentrale Belohnungssystem ist sowohl beim Essen wie auch beim Substanzkonsum beteiligt ─ das ist unbestritten. Aber die Reaktionsmuster sind nicht bei allen Stoffen gleich.
Es gibt viele Lebensmittel, die beim Menschen Verlangen auslösen. Zuckerhaltige Speisen sind da nicht die Ausnahme. Wissenschaftler haben untersucht, ob sich die selbstbeobachtete Abhängigkeit von Lebensmitteln mit den klinischen Symptomen einer Suchterkrankung vergleichen lassen. Dabei wurde ein besonderer Fokus auf den Entzug gelegt. Entzugssymptome wie sie bei Alkoholikern und Drogenabhängigen auftreten, sind bei Personen, die einen starken Drang nach Süssem oder anderen Lebensmitteln haben, nicht feststellbar.
Beim starken Verlangen nach Zucker oder anderen Lebensmitteln ist es weniger eine Sucht sondern eher erlerntes Verhalten. So beispielsweise das Gefühl, dass zum Kaffee ein Stück Kuchen gehört oder zum Kinobesuch eine Tüte Popcorn. Dieses gewohnte Verhalten kann entsprechend wieder verlernt werden, und dies ohne Entzugssymptome.
Eine Zuckersucht scheint folglich mehr Mythos als Realität zu sein.
Erfahren Sie im 3. Teil der Reihe «Ernährungsmythen», ob Spinat tatsächlich so ein grosser Eisenlieferant ist, wie viele glauben.
Neuen Kommentar hinzufügen: