Dr. Silke Oggier - med. Leiterin santé24
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5 Fragen an Dr. Silke Schmitt Oggier - gehäufte Infektionen und natürliche Therapien

Herr Kappeler hat sich auf Anraten der santé24-Ärztin am Telefon einen Termin in der Sprechstunde zu Pflanzenheilmitteln beim santé24-Apotheker geben lassen. «Unsere Kinder (3 und 5 Jahre) haben nach den Sommerferien schon wieder mit ständigen Infekten angefangen, und die schlimme Zeit kommt ja erst. Ist das normal? Und können wir nicht etwas Natürliches machen, damit sie nicht wieder den ganzen Herbst und Winter ständig krank sind?» fragt er besorgt. Der santé24-Apotheker hat einige gute Tipps für Herrn Kappeler bereit.


Wie viele Infekte pro Jahr sind normal bei kleinen Kindern?

Kleine Kinder, vor allem vor dem Primarschulalter, sind besonders anfällig für virale Infektionen der oberen Atemwege, sprich Halsweh, Ohrenweh, Husten, Schnupfen, klassische Erkältungskrankheiten. Als normal gelten zwischen fünf bis acht solcher Infektionen pro Jahr mit einer Symptomdauer von jeweils ungefähr sieben bis fünfzehn Tagen. Fieber über 38.5°C sollte allerdings immer nur bis zu drei Tagen vorhanden sein, sonst muss man abklären, ob nicht doch ein Bakterium im Spiel ist. Gründe für die gehäuften Infektionen sind einerseits die notwendige Auseinandersetzung des Immunsystems mit den verschiedensten Erkältungsviren, um eine gute Immunabwehr zu entwickeln. Andererseits führen die kleinen anatomischen Verhältnisse zum Teil zu unangenehmeren oder langwierigeren Verläufen. Das ist zum Beispiel beim schnellen Zuschwellen der Verbindungsröhre zwischen Rachen und Ohren und folgender Mittelohrenentzündung der Fall. Oder beim Anschwellen der kleinen Bronchien und Bronchiolen in der Lunge mit ausgeprägteren Bronchitis-Symptomen. 

An was erkennt man, wenn es nicht mehr normal ist?

Wichtiger als die Anzahl der Infektionen ist, ob sie jeweils ohne Einsatz von Antibiotika oder sogar Spitalaufenthalten wieder vorbeigehen und ob das Kind in der Zeit zwischen solchen Infektionen wieder komplett gesund ist. Ist das der Fall – gedeiht das Kind also normal, wächst, nimmt an Gewicht zu und entwickelt sich altersentsprechend – dann kann man davon ausgehen, dass keine schwere chronische Erkrankung und keine Immunschwäche vorliegt. 

Wird die «Saison» der oberen Luftwegsinfekte immer länger?

Ja, Atemwegsinfekte im Kindesalter werden tatsächlich durch Umweltfaktoren ungünstig beeinflusst. Allergene wie Pollen, die sich in der Luft befinden, erhöhen das Infektrisiko, indem sie als Vehikel von Atemwegsviren dienen. Die Klimaerwärmung führt bei uns zur Verlängerung der Pollensaison und verstärkter Pollenproduktion. Deshalb bemerken wir vermehrte Atemwegsinfekte nicht nur in den Herbst- und Wintermonaten, sondern auch in der Pollensaison. Betroffen sind hiervon vor allem Kinder und Asthmatiker. Insofern dehnt sich die Infektsaison tatsächlich fast auf das ganze Jahr aus. Deshalb kommt der Vermeidung anderer Risikofaktoren (wie Exposition zum Rauchen oder Vapen) und dem Fördern von Schutzmechanismen (wie Sport und Impfungen gegen bestimmte Viren oder Bakterien wie RSV oder Pneumokokken) eine grosse Bedeutung zu.

Gibt es natürliche Medikamente, die die Genesung verbessern? 

Es gibt verschiedene pflanzliche Medikamente, die Erkältungssymptome mildern können. Dazu lässt man sich am besten in der Apotheke je nach momentanen Symptomen beraten. Ein spezieller Pflanzenextrakt konnte allerdings in neueren Studien tatsächlich die Schwere und die Dauer von Atemwegsinfektionen bei Kindern ab 2 Jahren reduzieren: der Wurzelextrakt der südafrikanischen Geranienart Pelargonium sidoides. Auch in der Schweiz sind zwei rezeptfreie Medikamente davon in verschiedenen Darreichungsformen auf dem Markt. 

Kann man auch vorbeugend oder schützend etwas tun?

Es gibt eine Art rezeptfreie «Bio-Impfung», mit der man tatsächlich einen gewissen Schutz gegen Atemwegsinfekte erzielen kann. Der Wirkmechanismus wurde lange Zeit angezweifelt, zeigt gemäss neueren Studien aber doch Erfolg. Es handelt sich um gefriergetrocknete Bakterienbestandteile verschiedener Bakterienstämme, die häufig Atemwegsinfektionen auslösen. Durch die kurartige Verabreichung als Tabletten oder Granulat für jeweils zehn Tage über mehrere Monate kommt es anscheinend zu einer Modulation, also Verbesserung, der Immunantwort auch gegenüber viralen Infektionen. Besonders bei Klein- und Vorschulkindern mit häufigen Infekten, bei Kindern mit einer Neigung zu inhalationsbedürftigen Bronchitiden oder bei Kindern mit allergischem Asthma lohnt sich also ein Versuch, auch wenn die Medikamente, die es in der Schweiz von mehreren Anbietern gibt, leider nicht erstattungsfähig sind.

 


Herr Keppeler will die verschiedenen Tipps, die er vom santé24-Apoteker bekommen hat, noch mit seiner Frau besprechen, ist sich aber sicher, dass sie dank der neuen Erkenntnisse mehr Chancen haben, als Familie stressfreier durch die kommende Erkältungssaison zu kommen. Da ihre Kinder sich auch beide altersentsprechend entwickeln und zwischen den Infekten kerngesund sind, ist er beruhigt, dass er sich keine Sorgen wegen einem schwachen Immunsystem machen muss. 

 

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